Vor 50 Jahren reiften die Pläne für den Erweiterungsbau am Schönborn-Gymnasium. Eine damals geplante Realschule kam allerdings nie.
In wenigen Wochen wird das neue Berufsbildungszentrum in Münnerstadt eröffnen. Damit hat der Landkreis Bad Kissingen zusammen mit der Caritas Schulen gGmbH die Bedeutung Münnerstadts als Schulstandort auch für die Zukunft gesichert. Schon vor 50 Jahren investierten Stadt und Landkreis in Schulgebäude. Damals wurde gerade die Volksschule um einen vierten Bauabschnitt erweitert und am wenige Jahre zuvor eröffneten Schönborn-Gymnasium reiften die Pläne für den Erweiterungsbau. Der Landkreis hatte damals auch schon ein Grundstück für die Realschule erworben. Doch daraus wurde nichts.
Das Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium kann heuer auf 360 Jahre Geschichte zurückblicken. Zwölf Schüler sollen es 1660 gewesen sein, die in der Jörgentorgasse 1 unterrichtet wurden. Später zog die "Rhön-Universität" in neu errichtete Gebäude nahe dem Kloster, wo noch heute die "Alte Aula" zu finden ist. Aber auch dort reichte der Platz Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr aus, weshalb an der Reichenbacher Straße ein neues Gymnasium errichtet wurde. 1963 zogen die Schülerinnen und Schüler um. Nur wenige Jahre später fehlte es schon wieder an Platz. Rasant steigende Schülerzahlen waren der Grund dafür.
Vor genau 50 Jahren trafen sich die Kreisräte des damaligen Kreises Bad Kissingen (noch ohne Hammelburg und Bad Brückenau) zu einer Sitzung im neuen katholischen Pfarrheim in Münnerstadt. Dabei fiel das Votum für die Planung einstimmig aus. Der damalige Leiter des Schönborn-Gymnasiums, Oberstudiendirektor Robert Hornung, erläuterte damals den Bedarf. "Er stellte fest, dass die Schülerzahl durch die Einführung des neusprachlichen Zweiges auf jetzt rund 600 zugenommen habe, wobei gerade durch Schüler vom Landkreis die Zunahme bedingt ist", war damals in der Zeitung zu lesen. Und weiter hieß es, dass in einigen Jahren mit 700 Schülern zu rechnen sei, schon damals gab es für vier Klassen kein richtiges Klassenzimmer.
Nicht vergessen wurde die wirtschaftliche Bedeutung. Denn schließlich würden die Gehälter von rund 40 Lehrkräften vornehmlich wieder in Stadt und Landkreis fließen."Der Erweiterungsbau ist sicher richtungsweisend für andere Schulen und bedeutet einen Schritt nach vorn. Robert Hornung musste die Kreisräte gar nicht mehr überzeugen. Die standen dem Vorhaben absolut positiv gegenüber. Allerdings dauerte es eine Weile, bis er tatsächlich eingeweiht wurde. Das geschah im Juli 1975. Mit dem Schuljahr 1975/76 ging er in Betrieb.
Ein Jahr später kam Peter Rottmann an das Schönborn-Gymnasium. Der heutige Schulleiter erinnert sich noch gut daran.Zunächst waren das Gymnasium und der neue Erweiterungsbau räumlich getrennt, es gab nur eine kleine Verbindung. Bei der Generalsanierung des Gymnasiums in den 2000er Jahren wurde diese Verbindung aufgestockt. Bei dieser Gelegenheit beseitigten der Landkreis Bad Kissingen als Aufwandsträger einen Missstand, den der Erweiterungsbau von Anfang an hatte: Die Räume waren extrem hellhörig. Aber nicht alles änderte sich dabei. Peter Rottmann spricht von einem Wiedererkennungseffekt, als er als angehender Schulleiter erstmals wieder in die Aula kam. "Das oberste Stockwerk war immer der Musik vorbehalten", sagt er. Im vierten Obergeschoss hatte und hat man einen schönen Ausblick in die Umgebung. Im Obergeschoss ist Peter Rottmann damals von Eduard "Edi" Reichherzer in die Geheimnisse der Musik eingeführt worden. "Das war auch nach neun Jahren nicht langweilig." Tatsächlich ist die Aufteilung der Räume bereits beim Beschluss über den Plan vor 50 Jahren genannt worden. Demnach waren zwei Musikzimmer im vierten Obergeschoss vorgesehen.
Interessant ist auch ein Blick auf die Kosten. Für den Erweiterungsbau waren vor 50 Jahren rund drei Millionen Mark vorgesehen, also rund 1,5 Millionen Euro. Die Generalsanierung des Gymnasiums vor einigen Jahren schlug mit rund zehn Millionen Euro zu Buche. Der Neubau des BBZ mit sechs Schulen wird 30 Millionen Euro kosten. Dem Landkreis sind die Schulen immer "lieb und teuer" gewesen, auch die Stadt Münnerstadt hat vor rund 15 Jahren die Grund- und Hauptschule generalsaniert. Städtische Musikschule, Volkshochschule und nicht zuletzt das Bundesausbildungszentrum der Bestatter tragen einen Teil zum Ruf Münnerstadts als Bildungshochburg bei.
Nur eines fehlt noch nach wie vor: Eine Realschule. "Seit Jahren ist der Stadtrat bemüht, eine staatliche Realschule für Jungen und Mädchen nach Münnerstadt zu bekommen", stand vor 50 Jahren in der Zeitung. "Auch das Landratsamt ist an der Errichtung dieser Realschule in Münnerstadt interessiert und hat inzwischen ein entsprechendes Grundstück (Altstadtmühle mit rund 6400 Quadratmetern) erworben, das geeignet ist, neben den künftigen Einrichtungen des Schönborn-Gymnasiums auch die Realschule aufzunehmen", hieß es. Und: "Allerdings kann erst in Jahren mit der Verwirklichung dieses Projektes gerechnet werden."
Bis heute gibt es die Schule nicht, beim zweiten Projekt, das damals in Aussicht gestellt wurde, sieht das ganz anders aus. "Hallenschwimmbad und Realschule in Sicht" lautete die Überschrift. Das Bad wurde nur wenige Jahre später eröffnet und ist seit 2010 geschlossen.