Chefarzt des Thoraxzentrums betont die Wichtigkeit der Früherkennung und der Behandlung in einer Spezialklinik.
VON Markus Mauritz
Münnerstadt — "Lungenkrebs bedeutet nicht mehr zwangsläufig ein sicheres Todesurteil", sagt Dr. Boris Kardziev im Vorfeld des 17. Deutschen Lungentages am 20. September. Für entscheidend hält es der Chefarzt am Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken, das Karzinom frühzeitig zu entdecken und eine Spezialklinik aufzusuchen.
"Je früher der Lungenkrebs entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen", weiß der Mediziner aus jahrelanger Erfahrung. Bei frühzeitig erkanntem Tumor sei eine Heilung möglich, insbesondere wenn er operativ entfernt werden könne. Sonst käme auch eine medika-mentöse Tumorbehandlung in Frage oder eine Strahlentherapie.
Fortschritte in der Lungen-chirurgie, der Chemotherapie und der Strahlentherapie ermöglichten heute mehr Lebens-qualität und höhere Lebenserwartung für die Patienten, sagt der Facharzt.
Vor allem die Lungenchirurgie habe sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwi-ckelt, so dass heute gewebeschonender und lungensparender operiert werden könne. Daher rät Kardziev allen Patienten, Operationen an spezialisierten Zentren durchführen zu lassen, die sich mit der Behandlung von Lungenkrebs regelmäßig beschäftigen. In diesem Zusam-menhang wies Kardziev darauf hin, dass im Jahr 2000 an 319 deutschen Kliniken Lungen operiert wurden. 209 dieser Krankenhäuser hatten weniger als 25 Eingriffe pro Jahr. Aufgrund dieser mangelnden Erfahrung liege in solchen Kliniken die Sterblichkeit doppelt so hoch wie in den Krankenhäusern, die regelmäßig Lungenchirurgie betreiben.
Bei Frauen steigende Tendenz In Krankenhäusern ohne ausgewiesene Expertise in der Behandlung von Lungenkrebs würden wesentlich häufiger Patienten mit Nebenerkrankungen für inoperabel erklärt, obwohl in einem spezialisierten Zentrum ein lebensrettender, lungensparender Eingriff durchaus durchführbar wäre.
Beim Deutschen Lungentag stellen die Lungenfachkliniken und die niedergelassenen Lun-genärzte ihre Arbeit der breiten Bevölkerung vor. Dabei soll die Aufmerksamkeit auch auf die Früherkennung, Behandlung und Vorbeugung von Lungenerkrankungen gelenkt werden. Lungenerkrankungen zählen mittlerweile zu den größten Volkserkrankungen. Lungenkrebs ist heute die häufigste zum Tode führende Krebserkrankung in Deutschland.
Pro Jahr erkranken deutschlandweit rund 34 000 Männer und 16 000 Frauen an einem Lungenkarzinom.
Während in den zurückliegenden Jahren die Erkrankungshäufigkeit bei Männern leicht abnahm, ist bei Frauen die Tendenz steigend. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern liegt die Erkrankungsrate bei Männern in Deutschland im Mittelfeld, während die Frauen bei der Erkrankungsrate einen der ersten Plätze belegen. Dies wird dem seit mehreren Jahren zunehmenden Zigarettenkonsum bei den Frauen zugeschrieben. Das Bronchialkarzinom ist eine der wenigen Krebs-erkrankungen, bei der die Hauptursache bekannt ist - das Rauchen. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass bei Lungenkrebspatienten über 90 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen regelmäßig geraucht haben. Allerdings ist auch so genanntes Passivrauchen krebsfördernd.
Nach Schätzungen erkranken knapp 300 Menschen pro Jahr durch unfreiwilliges Mitrauchen an Lungenkrebs, und mehr als 260 sterben jedes Jahr an den Folgen des Passivrauchens.
Der Deutsche Lungentag ist eine jährlich fortlaufende Aktion, mit der u.a. die Selbsterkennung entsprechender Symptome und Erkrankungen durch Betroffene gefördert werden soll. Getragen wird die Aktion vom Verein Deutscher Lungentag, Der Deutsche Lungentag 2014 findet am 20. September statt. Eine Veranstaltung anlässlich des Lungentages ist von 11 bis 14 Uhr in der Bad Kissinger Fußgängerzone vor dem Landratsamt. Dort können Besucher ihre Lungenfunktion messen lassen.