Kirchweih in Rothhausen war eigentlich eine Kirmes

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Das Foto zeigt wie es früher war: Schausteller hatten zur Rothhäuser Kirchweih ihre Buden auf dem Bahnhofsplatz aufgebaut. Fotos: Daniel Wiener
Das Foto zeigt wie es früher war: Schausteller hatten zur Rothhäuser Kirchweih ihre Buden auf dem Bahnhofsplatz aufgebaut. Fotos: Daniel Wiener

In Rothhausen hat einst der Pfarrer ein Kirchweihtreiben Anfang September verboten - heutzutage ist das völlig anders.

Wenn am kommenden Wochenende Kirchweih in Rothhausen ist, werden sich vor allem die Älteren wehmütig an die früheren Zeiten zurückerinnern. Was einst ein auch in den Nachbarorten viel beachtetes Ereignis war, ist heutzutage in erster Linie nur noch für die Ortsbevölkerung und ehemalige Rothhäuser relevant.

Wie in den Nachbarorten feierte Rothhausen bis Mitte der 1950er Jahre die Kirchweih Ende November. Gastwirt Gregor Saar wollte diesen umsatzsteigernden Termin aber gerne in die wärmere Jahreszeit legen, weswegen er die Kirchweih in den 1950er Jahren kurzerhand auf den ersten Sonntag im September verlegte. Bei meist noch schönem Wetter konnten vielerlei Aktivitäten noch ins Freie und in den Biergarten verlegt werden: Eine Maßnahme, die sich bewähren sollte, denn so konnte den Besuchern immer auch ein Schausteller-Betrieb präsentiert werden, wie es sonst nur von ganz großen Kirchweihen in den Städten bekannt war.

Doch der Wirt hatte die Rechnung sprichwörtlich ohne den Wirt gemacht, der in diesem Fall der Pfarrer war. Pfarrer Felix Seufert verbot das Kirchweihtreiben auf diese Art, weshalb Saar wiederum auf den Begriff Kirchweih verzichtete und den vor allem in Norddeutschland üblichen Namen "Kirmes" wählte.


1. September Patronatstag

Heute ist das alles kein Thema mehr, zumal beide Kirchen dem heiligen Ägidius gewidmet sind, und dessen Patronatstag ohnehin auf den 1. September fällt. Der heilige Ägidius ist einer der 14 Nothelfer und war im Mittelalter einer der populärsten Heiligen. Ihm ist deshalb eine große Vielzahl an Kirchen im deutschsprachigen Raum gewidmet.

Auch einige Bauernregeln befassen sich mit dem Kirchenpatron, so etwa "Ist Ägidius ein heller Tag, so folgt ein guter Herbst", beziehungsweise im Umkehrschluss "Ägidius Regen - kommt ungelegen".

Als das Gasthaus zum Lauertal nach Saars Tod zu Beginn der 1970er Jahre einige Zeit geschlossen war, folgten die Schaustellerbetriebe der Einladung des Tanzlokals Schneckenecks in Rothhausen und gastierten auf dem Bahnhofsplatz. Vor allem für die Kinder waren die Tage vor der Kirchweih immer besonders spannend, wenn die Wohnwagen und Buden der Schausteller ihr Lager aufschlugen.

Das Flair der großen weiten Welt hatte in den kleinen Ort Einzug gehalten, und auch die Kinder in ihren Bann gezogen. Alle Pächter im Gasthaus zum Lauertal führten die Kirchweih-Tradition mit Schausteller-Betrieben fort, und auch in den ersten Jahren unter den neuen Besitzern als "Osteria Da Angelo" war dies noch so. Aufgrund nachlassenden Interesses verzichtete die Osteria in den letzten Jahren jedoch auf diese traditionelle Einrichtung.
In diesem Jahr ist es vor allem der Sportverein, der die Tradition aufrecht erhält. Auftakt ist in diesem Jahr mit einem Kabarett-Abend mit Fredi Breunig am Freitag, 1. September. Am Sonntag gibt es traditionell Mittagessen und am Nachmittag Fußballspiele. Am Montag hat das Schützenhaus am Abend geöffnet.