Die angehenden Agrarfachleute studieren in ihrer Heimat Agrarwesen und erhalten über den Verein LOGO die Möglichkeit, berufspraktische Erfahrungen in Deutschland zu sammeln.
Begimai Taalayetkyzy studiert an der Universität in Bischkek (Kirgisien) Agrarwissenschaften. Die junge Frau will sich auf die Fachrichtung Pflanzenschutz spezialisieren. Die Kirgisin gehört zu einer Gruppe landwirtschaftlicher Studenten, die derzeit im Münnerstädter Jugendhaus ein Fortbildungsseminar besuchen. Hier erhalten sie theoretische Grundlagen zur deutschen Arbeitswelt, die ihnen auch im späteren Berufsleben hilfreich sein sollen. Die jungen Leute sind über das Austauschprogramm des Vereins "LOGO" e.v. in Deutschland und absolvieren in diesem Rahmen alle ein Praktikum in einem ökologischen, landwirtschaftlichen Betrieb.
Da im Jugendhaus am Dicken Turm Selbstverpflegung angesagt ist, versorgt sich die Gruppe überwiegend mit Lebensmitteln aus dem ökologischen Landbau.
Produkte in Bio-Qualität kaufe die Gruppe in Münnerstadt und Umgebung ein, betont Seminarleiter Hartwig Mennen.
Die Studenten sich hoch motiviert Während des Seminars "Berufliche Bildung" beschäftigen sich die Praktikanten mit schriftlichen Bewerbungen, Soft Skills und Bewerbungsgesprächen. Es werden Firmen aus dem Agrarsektor präsentiert, die auch in Osteuropa, Zentralasien und dem Kaukasus aktiv sind. Dabei spielen deren Anforderungen an neue Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Hartwig Mannen, Seminarleiter und Geschäftsführer der Austauschorganisation LOGO will durch die Praktika und das Seminar im Jugendhaus den jungen Fachkräften aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion helfen, in ihrer Heimat beruflich besser Fuß zu fassen. Einen Erfolg hatte die Organisation erst kürzlich zu verbuchen.
Ein ehemaliger Praktikant ist mit dem internationalen DLG-Preis 2014 ausgezeichnet worden.
Von der Qualifikation seiner Praktikanten ist Hartwig Hannen angetan. "Die jungen Leute sind motivierter als vor 20 Jahren", meint er. Zu Zeiten der Sowjetunion sei den Studenten nach dem Studium ein Job ziemlich sicher gewesen. Das sei heute anders. "Die jungen Leute müssen gut sein." Das wissen sie. Begimai Taalayetkyzy will während ihres Deutschlandaufenthaltes möglichst viel über Pflanzenschutz lernen. Sie arbeitet auf einem großen Biohof bei Hamburg. Dort gibt es Tierhaltung und Ackerwirtschaft. Der jungen Frau gefällt, dass sie hier mehr über den Anbau von Gemüsen erfährt, die in ihrer Heimat nicht unbedingt üblich sind, Spargel beispielsweise.
Vieles ist ganz anders als zuhause, erzählt sie in gutem Deutsch und führt vor allem die Technik an. Das bestätigt auch ihr Landsmann Ulukbek Kachkynbaer.
Er ist Agrartechniker und studiert ebenfalls in Bischkek. Auf einem Reiterhof in Niedersachsen hat er nach eigenen Angaben schon viele interessante Erfahrungen mit technisierter Landwirtschaft machen können, ebenso wie Maks Nusaev, der Praktikant auf einem Hof in Bremen ist. "Die deutsche Kultur und die Technologie sind sehr interessant", erklärt er.
Gerne würde Hartwig Mennen auch deutschen Agrar-Studenten ein Praktikum in Russland oder im Kaukasus vermitteln. Er hätte dort einige Betriebe, die Praktikanten aufnehmen würden. Nur fehlt noch das Interesse von deutscher Seite, bedauert er.
Im Jugendhaus fühlt sich die Gruppe nach eigenen Angaben sehr wohl. Gerne würde der Verein auch im nächsten Jahr wieder ein Seminar in Münnerstadt veranstalten; der Verein wurde aber bereits von Jugendhausleiter Pater Felix Meckl darauf aufmerksam gemacht, dass das Jugendhaus nur noch bis zum Juli 2015 geöffnet sein wird.