Im Thoraxzentrum Münnerstadt wurde dieser Tage der bestehende Vertrag mit dem Remeo-Center vorzeitig bis 2024 verlängert.
Atmen ist kinderleicht. Stimmt. Solange Mensch und Lunge gesund sind, bleibt das ein Leben lang so. Um erkrankte Patienten auf dem Weg zur Heilung zu begleiten, wurde jetzt im Thoraxzentrum
Münnerstadt der bestehende Vertrag mit dem Remeo-Center vorzeitig verlängert.
Planungssicherheit sei der Grund gewesen, den seit acht Jahren bestehenden Vertrag bis vorerst zum Jahr 2024 festzulegen, erläuterten Dr. Bernd Seese, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Pneumologie im Thoraxzentrum und Konrad Bengler, Geschäftsführer der Linde Remeo Deutschland GmbH mit Sitz in Mahlow bei Berlin. Ein Teil des Unternehmens nimmt Remeo, Spezialist für die Begleitung von langzeitbeatmeten Patienten, ein. "Zu Hause ist eine optimale Beatmungspflege zwar möglich, bedarf aber entsprechender räumlicher Voraussetzungen und vor allem ein Team spezialisierter Beatmungspflegekräfte, die im ländlichen Raum kaum verfügbar sind", fasst Seese die Situation zusammen.
Rundum-Betreuung über 24 Stunden
"Zudem sind die Erkrankten von Maschinen umgeben, die piepen, pfeifen oder tuten", ergänzt Bengler und weist darauf hin, dass, wer einen Angehörigen zu Hause betreuen will, derjenige auch bereit sein muss, von fremdem Pflegepersonal umgeben zu sein. Immerhin geht es um eine Rundum-Betreuung über 24 Stunden. Remeo hat ein Konzept zur umfangreichen Beatmungspflege entwickelt, das auch in Münnerstadt angeboten wird.
Das Thoraxzentrum Münnerstadt verfügt über drei Standbeine: Pneumologie, Thoraxchirurgie und pneumologische Rehabilitation. Ein Schwerpunkt der Klinik ist die Intensiv- und Beatmungsmedizin. 2010 hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin die Intensivstation der Klinik ausgezeichnet und sie als spezialisiertes Zentrum zur Beatmungsentwöhnung ("Weaning") zertifiziert. Damit ist die Klinik derzeit das einzig zertifizierte Weaningzentrum im nördlichen Bayern. In die Fachklinik integriert ist das Linde-Remeo Center mit zwölf Plätzen für Patienten, die von 16 examinierten Pflegekräften umsorgt werden. In den Zimmern herrscht Wohnatmosphäre, natürlich ist es nicht wie daheim, aber auch nicht so steril wie auf einer Intensivstation. Neben den Zimmern mit Bad gibt es eine Küche, einen Aufenthaltsraum, einen Balkon und großzügige Besuchszeiten. Seese skizziert den Patienten mit chronischer Lungenerkrankung, der beatmet wird und sich auf der Intensivstation befindet. Je länger ein Patient maschinell beatmet wird, desto schwieriger gestaltet sich der "Weaning"-Prozess, das ist, salopp gesagt, die Entwöhnung von der Maschine. Das kann drei Wochen, aber auch sechs Monate dauern.
Training nötig
Manche Menschen müssen ein Leben lang dauerbeatmet werden. Wie im Sport ist auch hier ein Training nötig, denn der Patient soll stufenweise lernen, selbstständig zu atmen. Dieser Aufbau gelingt nur mit Hilfe examinierter Pflegekräfte. "Hier im Haus ist zudem immer ein Facharzt in der Nähe", spricht Oberarzt Jan Koch die Synergieeffekte, die das Angebot von Remeo ergänzen, an. Sollte die Entwöhnung von der Beatmung im Weaningcenter nicht gelingen, helfen die Mitarbeiter von Remeo stabilen Patienten auf ihrem Weg, der am besten wieder zurück nach Hause führt. "Wir bieten individuelle Lösungen an", sagt Bengler. Es gebe auch Beatmungspflege-Wohngemeinschaften, geht Seese auf eine weitere Möglichkeit ein, "im Prinzip ist das wie eine kleine Intensivstation." Diese
Beatmungs-WG's stellen eine sinnvolle und personaleffektivere Beatmungspflege, verglichen mit einer häuslichen "Eins zu Eins"-Versorgung, dar. Rund 250.000 Euro pro Jahr kostet die Betreuung eines Patienten, der dauerhaft beatmet werden muss. Doch allein Einsparungen sind es nicht, wenn es gelingt, wieder selbstständig zu atmen, steigt auch die Lebensqualität, und das ist nicht mit Geld zu bezahlen.