Mit über zwei Metern Körpergröße war der evangelische Pfarrer Joachim Pennig mit Sicherheit der größte unter den Erzählern in der Reihe im Juliusspital.
Im Juliusspital begann die neue Erzählcafé-Staffel mit einer Überraschung. Der Erlös aus der Bewirtung von Gästen des Erzählcafés von mehreren Veranstaltungen in Höhe von 500 Euro wurde von der Organisatorin Karina Dietz und dem Moderator Eugen Albert an die Vorsitzende des Helfervereins des Juliusspitals, Andrea Ziska, überreicht.
Sie bedankte sich für die großzügige Spende und versprach sie für sinnvolle Anschaffungen für die Heimbewohner zu verwenden. Ein großes Dankeschön richtete Eugen Albert an die ehrenamtlichen Helfer, die für die Bewirtung sorgen.
"Gott hat ihn aufgerichtet"
Der evangelische Pfarrer von Münnerstadt, Karl Joachim Pennig, der am Ende des Jahres in den Ruhestand tritt und dann die Stadt verlässt, konnte diesmal als Erzähler gewonnen werden.
Erwartungsgemäß war der Saal mit 80 Besuchern gut gefüllt. Der hochgewachsene Pfarrer spielte auf seine Größe von über zwei Metern mit der Deutung seines Vornamens an. Joachim kommt aus dem Hebräischen und heißt "Gott hat ihn aufgerichtet", der Nachname Pennig habe seinen Ursprung im Norden Deutschlands. Doch bereits sein Urgroßvater kam nach Franken als Gutsverwalter des Baron von Thüngen in Weisbach.
Fußball, Radfahren, Musik
Pennig erinnert sich gerne an seine Freizeitbeschäftigungen als junger Mensch, der seine Kindheit in seinem Geburtsort Würburg (1951) erlebte. Dazu gehören Fußball spielen, Radeln und Schlittschuhlaufen. Im Schulhaus, in dem die Familie wohnte, war es im Winter sehr kalt. Nur die Küche wurde richtig geheizt. Dort traf man sich jeden Tag zum gemeinsamen Musizieren.
"Ein Tag ohne Singen war wie ein Tag, der nicht gelebt wurde." Die Mutter spielte Klavier, das in der kalten Stube stand, der Vater Geige. Auch die Mädchen lernten Klavier, während Pennig zunächst Geige, später Bratsche lernte.
Zur evangelischen Kirche
1968 zog die Familie Pennig wieder nach Würzburg. Hier besuchte der Schüler Joachim das Röntgengymnasium, wo er sein Abitur ablegte. Außerhalb der Schule schloss er sich der evangelisch landeskirchlichen Gemeinschaft in Kitzingen an. Sein Glaube wurde geprägt von einer pietistischen, aber auch liberalen Denkweise. Oft besuchte er Freunde, die im physikalischen Institut tätig waren. Nach Nebelkammerversuchen erklärte er sich bereit, unter dem Mikroskop entstandene Bläschen zu zählen. Dies war eine sehr eintönige Tätigkeit.
Sie verleidete ihm das Studium der Physik.
Auch das Medizinstudium interessierte ihn. So arbeitete er als Hilfspfleger im Juliusspital während seiner Semesterferien. Mit dem dort verdienten Geld finanzierte er sein Studium. Er erinnert sich noch dankbar an zwei Nonnen, die ihn behutsam in den Umgang mit Kranken einführten. Er entschied sich dann aber gegen ein Medizinstudium. Er meinte, dass er zu groß sei, um fünf Stunden am OP-Tisch gebückt zu stehen.
Kriegsdienst verweigert
Nach einem Monat bei der Bundeswehr hatte er solch schlimme Erfahrungen gemacht, dass er nachträglich den Kriegsdienst verweigerte. Zeitlebens blieb er überzeugter Pazifist. Er schätzt die christliche Religion vor allem deswegen, da sie allein Nächstenliebe und Vergebung kennt.
Obwohl er im Herzen ein Naturwissenschaftler und Latein ihm in der Schule verhasst war, entschied er sich für ein Studium der evangelischen Theologie. Fünf Jahre studierte er in Erlangen. Dabei half ihm oft sein Gottvertrauen und göttliche Fügung. Einen Lehrvikarsplatz fand er in Aschaffenburg und Kleinostheim, wohin er nach seiner Pensionierung ziehen will. Die erste eigene Pfarrei bekam er in Sulzbach-Rosenberg, dort hatte er Gemeindemitglieder in 50 Dörfern zu betreuen. Bald zog er weiter nach Langensteinach, wo er elf Jahre blieb.
Wechsel nach Münnerstadt
Eine tiefgreifende Veränderung ergab sich für Pfarrer Pennig und seine Familie nach dem Wechsel in eine evangelische Stadtgemeinde von Neu-Ulm. Er hatte hier so viele verschiedene Aufgaben, dass er das Gefühl hatte, eine 90-Stundenwoche arbeiten zu müssen.
Nach zwölf Jahren sah sich Pennig nach einer etwas einfacheren Pfarrstelle um: Er kam nach Münnerstadt. Es lockte ihn hier auch die Möglichkeit, das neuerbaute Gemeindezentrum mit Leben zu füllen. Die Gestaltung der Gottesdienste und des Gemeindelebens standen im Vordergrund.
Kritische Anmerkungen
Zum Abschluss seiner Erzählstunde fand Pfarrer Pennig einige kritische Worte, was das Verhältnis der Mehrheit der Bevölkerung zu der evangelischen Kirchengemeinde Münnerstadt betrifft. Einige Vereine hätten niemals zu ihm Kontakt aufgenommen, auf neu gestalteten Wegweisern fehle die evangelische Kirche. Das zusammen mit der katholischen Kirchengemeinde veranstaltete ökumenische Abendlob sollte eigentlich der bestbesuchte Gottesdienst sein, bedauerlicherweise seien aber noch nicht alle Münnerstädter in der evangelischen Kirche gewesen.
Pennig bedauerte, dass er am Schluss solche ernsten Gedanken vorbrachte. Dies zeige jedoch, dass er nicht nur ein sehr humorvoller, sondern auch ein kritischer Geist ist.
Dank und beste Wünsche
Moderator Eugen Albert bedankte sich für die sehr ausführliche Erzählstunde und wünschte ihm für den bevorstehenden Ruhestand alles Gute.