Andrea Wehner ist ein vielfältiges Multitalent - Kegeln, Schwimmen und Kabarett als Lebensinhalt
Wenn beim 40-jährigen Bestehen der Kegelabteilung des TSV Maßbach immer wieder die nationalen und auch internationalen Erfolge der Maßbacher Sportler erwähnt werden, dann sticht der Name Andrea Wehner besonders heraus. Als Spitzensportlerin des TSV Maßbach und des Sportkegelvereins Bad Neustadt bewegte sie sich in den 1980er und 90 er Jahren sowohl im Schwimmen, als auch im Kegeln auf internationalem Parkett.
Hauptberuflich war Andrea Wehner bis 2004 in der Bauspar- und Finanzierungsbranche tätig. Dann machte sie ein weiteres Hobby zum Beruf: Die Schauspielerei. Seitdem ist sie vielen Menschen als Auguste aus dem Kabarett Duo Babet & Auguste ein Begriff. Als Solosängerin bietet das Multitalent außerdem einfühlsame Chansons dar.
Wenn die Maßbacherin jedoch auf ihre sportliche Karriere zurück blickt, dann erinnert sie sich besonders an das Jahr 1985, als sie mit der Sportkeglerinnen-Nationalmannschaft Vierte der Weltmeisterschaft in Frankfurt wurde, dabei ganz knapp an Bronze vorbeischlitterte, denn erst im drittletzten Wurf zog Jugoslawien vorbei. Nicht nur der TSV Maßbach, auch der übergeordnete Sportkegelverein Bad Neustadt war damals stolz auf sein Aushängeschild, denn bei der Vielzahl an Sportkeglern gehörte viel Training und Disziplin dazu, um ins Nationaltraining berufen zu werden.
Und tatsächlich habe sie damals unter Profibedingungen trainiert, erinnert sich Andrea Wehner heute. "Ich stand quasi jeden Tag mehrere Stunden in der Bahn". Vor allem in der Zeit nach der WM, als sie zum KV Karlstadt wechselte, mit dem sie bis 1993 in der Bayernliga und auch in der 2. Bundesliga kegelte.
Mit damals 30 Jahren hörte sie mit dem Kegeln auf und verstärkte ihre Schwimm-Aktivitäten. Hier erreichte sie über 200 Meter Delphin mit dem 10. Platz bei den Europameisterschaften ihrer Altersklasse 1995 im italienischen Riccione ihre beste internationale Platzierung. Um diese Zeit herum kam ihr auch die Idee, typisch fränkische Lebensweise in kabarettistischer Form aufs Korn zu nehmen. Nicht zuletzt durch ihre sportlichen Erfolge wurde Andrea Wehner in Maßbach populär. Bei der Kommunalwahl 2002 wurde sie zur Marktgemeinderätin gewählt.
Mit ihrer unterhaltsamen Art bereicherte die ehemalige Spitzensportlerin auch den 40. Jahrestag der Kegelabteilung. Sie erzählt unter anderem von einem Vorbereitungstrip für die WM '85 nach Rumänien mit der Kegelnationalmannschaft. Lediglich ein Trainingsanzug und ein Trikot wurde bei der WM zur Verfügung gestellt, musste als Ausgleich dafür aber eine Woche lang getragen werden. Stolz sei sie dennoch gewesen, wenn durch den Lautsprecher "Andrea Wehner, Deutschland" erklang. Den Bundesadler mussten die Teilnehmer selbst auf dem Trainingsanzug anbringen. Sie bewahrt ihn heute noch sorgsam zuhause auf.
Bei diesen Reisen hat Andrea Wehner schon in den 80er Jahren das Leben im Ostblock hautnah miterleben können. "Die Rumäninnen waren echt gut und eine harte Konkurrenz, auch die Ungarn, Tschechen und Jugoslawen" zollt sie heute noch Respekt. Allerdings ließ die Versorgung damals sehr zu Wünschen übrig. "Frisches Öl zum Braten oder fettlösendes Spülmittel für saubere Teller waren mehr als Luxus! Frisches Fett war wohl auch Mangelware, denn Gebratenes war für uns Westdeutsche fast ungenießbar", erinnert sie sich mit Schaudern zurück. Weißbrot und Suppe wurde zum Hauptgericht. Glück sei es gewesen, dass man den US-amerikanischen Botschafter zufällig an einem Abend kennenlernte durfte und dieser das gesamte Team tags darauf in seine Botschaft einlud. "Endlich gab es Hamburger, Coca Cola, was aus ernährungstechnischer Sicht zwar schon damals verpönt war, aber an diesem Abend war das egal". Sie fügt aber auch hinzu: "Wir lernten nicht nur das großzügige Buffet schätzen, denn die damaligen Lebensumstände und Armut in Rumänien waren prägende Eindrücke für uns junge Menschen."
Standard an den Bahnen in Rumänien war damals, dass die Kegel noch von Hand aufgestellt werden mussten. Für internationale Wettkämpfe stand dann aber doch eine automatische Anlage bereit, die sogar die stehen gebliebenen elektronisch anzeigte. "Allerdings funktionierte die Technik nicht immer, sodass sicherheitshalber immer jemand noch von Hand und auf einer Tafel mitschrieb". Letztlich streikte die Bahn jedoch ganz und das Länderspiel wurde damals, Andrea Wehner startete als Schlussspielerin, unter Protest abgebrochen.
Auch bei den Schwimmwettbewerben zeigte sich der Deutsche Sportbund recht sparsam. Schwimmanzug mitsamt Trainingsanzug und Badelatschen wurden selbst bezahlt, aber es gab immerhin noch eine Reisekostenerstattung. "Dabei haben wir damals auch quasi unter Profibedigungen trainiert" erinnert sich die Sportlerin. Sie kritisiert in diesem Zusammenhang ganz offen, dass sich Sportförderung, bzw. die Einkünfte von Sportlern viel zu wenig an deren Engagement und Leistung orientieren, als an der Popularität der Sportart und damit dem Vermarktungsnutzen für das Fernsehen.
Leistungssport ist heute kein Thema mehr für Andrea Wehner, die 1977 zusammen mit ihrer Mutter Karola Gründungsmitglied der TSV-Kegelabteilung war. Beim Großvater in Stadtlauringen auf dessen Kegelbahn, wo heute das ehemalige Dressler-Werksgelände steht, hat sie ihre ersten Kegelschritte unternommen. Die Leidenschaft blieb bis heute, wie sie bei der Auszeichnung für ihre 40-jährige Mitgliedschaft verriet.
Heute gilt ihre Konzentration ihrem neuen Hobby: dem Golfen und dem daraus entstandenen neuen Kabarett-Programm. Mit diesem Soloprogramm ist sie inzwischen in vielen Städten von Österreich, Schweiz bis nach Sylt zur Inkarnation fränkischer Lebensart geworden. Mit ihrem besonderem Golfkabarett ist sie nach eigenen Angaben im gesamten deutschsprachigen Raum die einzige Künstlerin.