Die frühere Münnerstädterin Viviana Anselmi lebt in Florenz; ihre Mutter Christine verbringt den Winter auf der Insel Elba. Sie erzählen, wie das Corona-Virus ihr Leben in Italien derzeit beeinflusst.
Wegen des Corona-Virus verändert sich auch das tägliche Leben derzeit in Deutschland massiv. Viel drastischer auf das öffentliche Leben sind bereits die Auswirkungen in Italien, wo die Regierung das gesamte Land in eine Sperrzone verwandelt hat. Viviana Anselmi ist in Münnerstadt aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Florenz. Ihre Mutter Christine überwintert derzeit auf der Insel Elba. Beide berichten, wie sie Italien in Zeiten des Corona-Virus erleben.
Treffen fällt aus
Eigentlich wollten Viviana und Christine Anselmi sich Ende März in Münnerstadt treffen. Doch aus diesem Zusammentreffen in der Münnerstädter Heimat wird jetzt nichts. Beide bedauern das zwar etwas, aber sehen dies relativ gelassen. Sie müsse ihren Zahnarzttermin jetzt absagen, erklärt Christine Anselmi und ihren Flug umbuchen. Sie hofft, dass bis Ende April die Situation entschärft ist und sie dann wieder reisen kann.
Während auf der Insel Elba das Leben derzeit noch weitgehend seinen normalen Gang geht, spürt Viviana Anselmi auf dem Festland und in der Großstadt Florenz die Auswirkungen dramatisch. "Jeder ist sehr gestresst", sagt sie. Es sei kein physischer, sondern ein mentaler Stress. Obwohl sie eigentlich nicht direkt Angst vor einer Ansteckung habe, empfindet sie die Situation momentan sehr chaotisch.
Schlimme Situation
Florenz sei bereits seit dem letzten Wochenende regelrecht lahmgelegt. Für die Tourismusbranche sei die Situation momentan noch schlimmer als nach dem 11. September 2001, meint Viviana Anselmi; sie ist als Verkaufsmanagerin in einem Florentiner 5-Sterne-Hotel direkt betroffen. Man tausche sich innerhalb der Branche ständig aus, und arbeite an Strategien für die Zeit nach Corona. Diese Zusammenarbeit sei wenigstens ein positiver Aspekt. Auf diese Haltung der Branche ist sie stolz.
Momentan ist in ihrem Hotel noch Winterpause. Aber weil zahlreiche Annullierungen eingegangen sind, wurde die Eröffnung des Hauses bereits zum zweiten Mal verschoben. Momentan sieht es so aus, dass der Hotelbetrieb statt im April erst Anfang Juni aufgenommen wird. Viviana Anselmi geht davon aus, dass die Sommersaison sehr schwierig werden wird. Viele sagen bereits jetzt, dass die Saison für dieses Jahr gelaufen ist, erklärt die Touristikfachfrau.
Alles ist dicht
Surreal bezeichnet die gebürtige Münnerstädterin die Stimmung in den Straßen von Florenz. "Florenz kommt mir vor wie eine Geisterstadt", berichtet sie vom Eindruck eines Spazierganges durch die Innenstadt am vergangenen Sonntag - also noch bevor die italienische Regierung das Land abgeriegelt hat. Alle Museen sind geschlossen, mittlerweile die Bars, Restaurants und Läden, ebenso Schulen und Kindergärten. Es herrscht eine Stille, die man von der pulsierenden Stadt nicht kennt. Alles sei viel trister. Nur Lebensmittelläden, Apotheken, Tankstellen und Ämter sind noch geöffnet.
Sorge ums Land
Beruflich war Viviana Anselmi in den ersten zwei Monaten des Jahres viel unterwegs - so wie immer. Jetzt wird sie erst einmal in Florenz bleiben müssen. Mittlerweile ist sie auch nicht mehr im Büro des Hotels, sondern arbeitet von zuhause. Niemand dürfe seine Gemeinde verlassen, wenn es nicht schwerwiegende Gründe gibt. Die Auswirkungen der Corona-Krise hatte sie schon bei ihrer letzten Reise gespürt: Leere Züge und halb volle Flugzeuge. "Für die Wirtschaft ist das wirklich ganz schlimm", sagt Viviana Anselmi.