Mühlentag in der Münchau: Damit Opas Heiligtum überlebt

3 Min
Das Fest, das Familie Schwenzer am Deutschen Mühlentag, am Pfingstmontag, organisiert, soll dabei helfen, ein neues Wasserrad anzuschaffen und die Mühle zu erhalten. Fotos: Carmen Schmitt
Das Fest, das Familie Schwenzer am Deutschen Mühlentag, am Pfingstmontag, organisiert, soll dabei helfen, ein neues Wasserrad anzuschaffen und die Mühle zu erhalten.  Fotos: Carmen Schmitt
 
 
 
 
 
 
 
 

Am Pfingstmontag präsentiert die Familie Schwenzer zum Deutschen Mühlentag in der Michelsmühle ihren Schatz - mit Webreportage

zur Webreportage

Eine dicke Strebe aus Eichenholz hält das Rad. Mehrere Tonnen. Stahlbau. Drei Meter im Durchmesser. Klick, klack, klipp, klapp: Im immer gleichen Takt dreht sich das Rad. Wasser aus der Schondra rinnt durch den Zulauf und hält das Mühlenrad in Bewegung. Viel Wasser schnell, wenig Wasser langsam. Heute plätschert es zaghaft. Das Rad läuft gemächlich, als sei es erschöpft von der Nachmittagssonne an diesem Junitag. An die Bleche haben sich kleine Moos-Teppiche geheftet. Es tropft und leckt, wo der Rost Löcher in den Stahl gefressen hat. Früher hat das alte Wasserrad einen Mahlstein angetrieben. Seit etwa 100 Jahren sorgt es dafür, dass das Sägewerk - "das Heiligtum vom Opa" - in der Münchau rattert. Familie Schwenzer will ihr Mühlenrad bald in Rente schicken und austauschen. Das Mühlenfest am Pfingstmontag soll dabei helfen.


Feedback beflügelt

Der Rücklauf vor zwei Jahren war "enorm". Da hat die Michelsmühle in der Münchau im Schondratal zum ersten Mal beim "Deutschen Mühlentag" mitgemacht, der jährlich am Pfingstmontag stattfindet. Nach den Vorführungen an der alten Sägeanlage bekam Oliver Schwenzer Anfragen "ohne Ende": "Ich könnte Tag und Nacht sägen."
Es ist eine Hassliebe: Oliver Schwenzer schraubt und bastelt, meist zusammen Stefan Leitsch, dem Freund seiner Tochter. Der ist genauso vernarrt ins Tüfteln wie sein Schwiegerpapa in spe.

"Es gibt immer wieder etwas zu tun", sagt der 21-Jährige. Das ältere der beiden Sägegatter braucht besondere Pflege - immerhin ist es über 100 Jahre alt. Mal funktioniert´s, mal nicht. Das geht an die Nerven. Manchmal ist den beiden nach Hinschmeißen zumute. Dann juckt´s wieder - sie können die Finger nicht von den Maschinen lassen. "Mittlerweile kenne ich jedes Geräusch", sagt Oliver Schwenzer. Dass es sich lohnt, ist für sie keine Frage. Schließlich gehe es ums Brauchtum und das Erbe der Familie. Ihr Engagement belohnen nicht nur die Besucher der Mühle.


Noch älter als gedacht

Das Päckchen kam mit der Post. Für seltene Ersatzteile war es zu leicht - und trotzdem: für Oliver Schwenzer "ein Schatz". Darin verpackt: alte Aufzeichnungen und Aufnahmen aus der Produktionsfirma der historischen Säge. Der Absender: ein ehemaligen Mitarbeiter, der aus Zufall auf die Website des Michelsmühlen-Vereins gestoßen war. Was Oliver Schwenzer besonders freut: Vor ein paar Tagen hat der zugesagt, am Pfingstmontag zum Fest zu kommen. Die Dokumente beweisen - die Sägeanlage ist noch älter als angenommen: 114 Jahre. Inzwischen habe auch ein Museum Interesse an ihr bekundet. Verkaufen? Opas Heiligtum?

"Wir sind sehr stolz, dass wir das Wasserrad und die Säge bei uns haben", sagt Oliver Schwenzer. Bis zuletzt hatte der Großvater seiner Ehefrau die Anlage gehütet. Beinahe wäre das Wissen verloren gegangen. Beinahe. Heute bastelt er zusammen mit Sohn Julian und Stefan Leitsch, damit die nächste Generation den Familien-Schatz bewahren kann.



Zuschauen und feiern: Deutscher Mühlentag an der Michelsmühle in der Münchau


Aktion

Am Pfingstmontag, 5. Juni, veranstaltet die Familie Schwenzer mit dem Verein "Sägewerk Michelsmühle" an der Michelsmühle in der Münchau ab 10 Uhr ein Mühlenfest. Regelmäßig findet das Schau-Sägen statt. Außerdem reisen alte Schlepper an und es gibt eine Fällmaschine zu sehen. Ein Motorsägen-Schnitzer bietet Vorführungen und eine Zimmerei, und ein Seilmacher präsentieren altes Handwerk. Die Schönderlinger Jugendgruppe sorgt für die Unterhaltung der Kinder. Alte Fotos und Unterlagen geben einen Blick in die Geschichte der Mühle und des historischen Sägewerks. Sollte es nass werden, bietet ein Zelt trockene Sitzplätze. Regionale Spezialitäten sind im Angebot. Parkplätze gibt es vor Ort nicht: Vom Festplatz in Schönderling startet regelmäßig ein Fahrserve, der die Besucher zur Mühle und wieder zurück bringt.

Deutscher Mühlentag
Zusammen mit den Landes- und Regionalverbänden veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) traditionell am Pfingstmontag den Deutschen Mühlentag. Die Verbände widmen sich laut eigener Angabe der Erhaltung, der Nutzung und der Erforschung historischer Mühlen "als Zeugen unserer jahrtausende alten Technikgeschichte". Im Landkreis öffnet die Michelsmühle als einzige Mühle an diesem bundesweiten Aktionstag ihre Türen für Besucher und bietet Vorführungen.
Michelsmühle
Die Michelsmühle in der Münchau ist eine Sägemühle, mit dem laut DGM letzten erhaltenen und funktionsfähigen Großgatter der Gebrüder Lein mit Oberantrieb aus dem Jahr 1903. Außerdem hat die Mühle ein Horizontalgatter aus dem Jahr 1915, deren Restauration fast abgeschlossen ist. Die Anlage läuft via Wasserkraft und Dieselmotor. 1740 wurde die Michelsmühle zum ersten Mal genannt. Joseph Bott, Müller und Ur-Großvater von Marion Schwenzer, kaufte die Mühle 1903. Einige Jahre später wurde die Michelsmühle zur Sägemühle umgebaut. Noch mehr Informationen über die Mühle und die Säge gibt es auf der Website unter https://michelsmuehle.jimdo.com