Mischen nach Herzenslust

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Bezirksleiter Karsten Lindlein hat den Kunden erklärt, wie es geht, Mira Weirathe und Martin Trischler probieren es aus: Unverpackt einkaufen bei "denn's" Biomarkt. Foto: Anja Vorndran
Bezirksleiter Karsten Lindlein hat den Kunden erklärt, wie es geht, Mira Weirathe und Martin Trischler probieren es aus: Unverpackt einkaufen bei "denn's" Biomarkt.  Foto: Anja Vorndran

Sein Müsli nach dem eigenen Geschmack zusammenstellen, können Kunden eines Biomarkts in der Saalestadt.

Alles öko oder was? Und jetzt auch noch unverpackt? Klar, das geht beim Einkaufen in "denn's" Biomarkt. Seit Montag gibt es hier 28 Behälter, aus denen sich locker eine individuelle Mischung zusammenstellen lässt. Nur eines darf man nicht vergessen: Eine Papiertüte, eine Dose oder ein Glas für die Leckereien mitzubringen. Die ersten 40 Kunden erhalten am Mittwoch, 23. August, ein Glas mit Schraubdeckel geschenkt.
Singles kennen das Problem: Man braucht nur eine winzige Menge - weil man vielleicht ein neues Rezept probieren will - und bekommt im Handel dann nur die Familienpackung. Na super! Wer den Rest nicht weiterverschenken kann, der wirft das Lebensmittel weg oder was?


Mengen nach Maß

Damit ist jetzt Schluss. Für Singles und alle anderen, die gerne Mengen nach eigenen Maßstäben in den Einkaufskorb packen wollen, gibt es jetzt 28 Artikel an den Abfüllstationen im "denn's" Biomarkt. Ökologisch und ressourcenschonend kommt die Alternative zur Einwegverpackung daher. Martin Trischler aus Schwärzelbach und Mira Weirathe aus Südtirol haben es ausprobiert. "Klasse System", lautet unisono das Urteil der beiden jungen Leute, die in Freising Umweltplanung und Ingenieurökologie studieren. "Der denn's Markt in Bad Kissingen ist einer der ersten unserer Märkte, die lose Ware anbieten", erklärt Bezirksleiter Karsten Lindlein, und Marktleiterin Ines Treutlein ergänzt: "Wir freuen uns, dass wir den Wunsch unserer Kunden nach unverpackter Ware jetzt erfüllen konnten."
Natürlich gibt es noch Luft nach oben, wünschenswert, so Lindlein, seien mehr regionale Anbieter, die in Großgebinden liefern könnten. Die Spender für Haferflocken, Getreide, Müsli, Nüsse, Leinsamen, Nudeln und Co. bestehen aus PET, das heißt, die Behälter sind lebensmittelecht und stoßfest. "Diese großen Fallröhren gibt es bisher nicht aus Glas, auch wäre das Verletzungsrisiko bei Glas zu groß", so Lindlein. Da es im Moment keine adäquaten Alternativen gebe, die hygienisch einwandfrei sind, habe man sich für dieses System entschieden. "Es ist gut zu reinigen, kann in Einzelteile zerlegt, ausgespült und wieder zusammengesetzt werden", nennt Treutlein die Vorteile für das Material. "Auch können wir mit diesem System die Einhaltung der hygienischen Standards am besten gewährleisten."


Getreidemühle

Für Getreide steht sogar eine Mühle zum Mahlen bereit. Zur Zeit gibt es zehn Prozent Rabatt beim Einkauf der unverpackten Ware, aber auch sonst ist sie durch laufende Angebote nicht oder nur geringfügig teurer als die fertig verpackten Waren. "Wir haben einen Mehraufwand" erklärt Treutlein den Preisunterschied.
Im Selbstbedienungssystem wird abgefüllt, nicht wenige werden in Kindheitserinnerungen schwelgen, denn in den "Tante-Emma"-Läden gab es fast nur lose Ware. Die Oma hatte das Enkelkind im Schlepptau für das (aber nur wenn es brav war) es aus einem Glas mit Schraubdeckel ein Bonbon gab.
Der Rest des Einkaufs - auch damals schon in Form von Reis, Flocken oder Nudeln - landete in Papier verpackt im Weidenkorb oder in der Stofftasche. Die Meere waren damals weitgehend plastikfrei, Mikroplastikteilchen, die über das Wasser in den menschlichen Körper gelangen, das gab es nicht. Natürlich wäre vermessen, zu behaupten, allein durch den Einkauf aus Abfüllbehältern würde all diese Verschmutzung rückgängig gemacht werden oder gar ganz verschwinden. Aber, es ist ein Anfang. Der Verkauf der losen Ware ist eben eine saubere Sache. Die Vorgehensweise ist ganz einfach: Die eigenen Gefäße werden vor dem Einkauf abgewogen, so dass es nicht nötig ist, ein standardisiertes Gefäß zu kaufen. Wer will, kann aber auch ein Glas im Markt erwerben. In dieses Glas (oder die eigene Box) wird die Ware eingefüllt, wieder gewogen, der Aufkleber ausgedruckt und dann an der Kasse bezahlt.
Beim Käse und bei der Wurst an der Bedientheke funktioniert das verpackungsfreie System schon hervorragend seit der Eröffnung im Mai dieses Jahres: Eigene Box mitbringen, Käse oder Wurst rein und Deckel wieder zu, an der Kasse bezahlen und schon wieder Müll gespart.
Auch den Kaffee gibt es zum Mitnehmen im eigenen Becher - er kostet dann sogar weniger. Obst und Gemüse brauchen keine Plastikverpackung oder eine Plastiktüte zum Transport.