Viel zu viel Nahrung landet im Müll. Wie Lebensmittelretterinnen in der Region diesen Missstand reduzieren wollen.
LandkreisLebensmittel sind hierzulande immer in großer Vielfalt verfügbar. Volle Regale in den Supermärkten und oftmals volle Kühlschränke und Vorratsräume in den Privathaushalten sind die Folge. Dieser Luxus hat eine Schattenseite: Viel zu viele Lebensmittel in Deutschland landen im Müll. 12 Millionen Tonnen sind es pro Jahr, besagt eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Foodsharer sind Menschen, die aktiv dazu beitragen, dass ein Umdenken einsetzt und weniger Lebensmittel im Abfall landet. In den Großstädten gibt es zwischenzeitlich große Foodsharing-Netzwerke. Doch auch auf dem Land tut sich etwas. Nicole Spitzlberger und Alina Mainberger sind die Initiatorinnen, die in der Rhön und im Raum Schweinfurt das Foodsharing angestoßen haben und ausbauen wollen. Dabei haben die beiden Frauen aus Rhön-Grabfeld auch den Landkreis Bad Kissingen im Blick.
Im März 2021 haben die Lebensmittelretterinnen die Bezirke Bad Neustadt und Schweinfurt aus der Taufe gehoben. In den letzten Monaten ist es ihnen gelungen, einen festen Stamm mit weiteren Foodsavern, also Lebensmittelrettern, aufzubauen, der das Anliegen aktiv unterstützt. Seit Juli existiert eine erste Kooperation mit einem Schweinfurter Supermarkt. Von dort werden Lebensmittel abgegeben, die im Laden nicht mehr verkauft werden können.
Solche Waren werden von ehrenamtlichen Lebensmittelrettern und -retterinnen wie Alina Mainberger und Nicole Spitzlberger abgeholt, sortiert, kontrolliert und im Bekannten und Freundeskreis abgegeben. In einer Whatsapp-Gruppe wird veröffentlicht, welche Lebensmittel zur Verfügung stehen und abgegeben werden. In die Gruppe können sich Interessenten aufnehmen lassen, die einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelmüll leisten wollen. Nicole Spitzlberger betont in diesem Zusammenhang, dass man in Bad Neustadt in engen Kontakt mit der Tafel steht."Wir wollen der Tafel nichts wegnehmen", betont sie. "Uns geht es um die Weiterverwertung von Lebensmitteln", ergänzt Alina Mainberger.
Netzwerk soll wachsen
Mittlerweile ist der Stamm an ehrenamtlichen Helfern soweit angewachsen, dass die beiden Frauen Stück für Stück weitere Lebensmittelhändler, aber auch Hotels oder Cafés, Bäckereien oder Kinos für ihre Idee gewinnen möchten. Denn sie wissen: In all diesen Branchen gibt es Nahrungsmittel, die problemlos verzehrt werden könnten, aber dennoch im Müll landen, meist deshalb, weil es die Lebensmittelvorschriften so verlangen. Mit den Partnern schließt foodsharing Verträge, die das gemeinsame Procedere regeln.
Die gebürtige Hohenrotherin Alina Mainberger und die gebürtige Niederbayerin Nicole Spitzlberger haben unabhängig voneinander während ihrer Studienzeit das Foodsharing kennengelernt und intensiv betrieben. In den Städten sei Foodsharing bereits weit verbreiteter und logistisch auch einfacher, erzählt Alina Mainberger. Aber es funktioniert auch auf dem Land, wie die ersten Monate gezeigt haben.
Foodsharing ist als Verein organisiert. In regionalen Gruppen engagieren sich Mitglieder, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Das ehrenamtliche Engagement als Foodsaver hat ihnen geholfen, dass sie heute viel bewusster Lebensmittel konsumieren. Alina Mainberger erzählt, dass sie weniger auf Vorrat kauft als früher. Sie gehe fast täglich einkaufen, und dann nur die Mengen, die sie aktuell benötigt. Auch Nicole Spitzlberger sagt: "Mein Einkaufsverhalten hat sich extrem verändert". Sie kauft heute auch ganz bewusst Ware, die nicht mehr perfekt ist: Eine eingedellte Paprika beispielsweise oder Produkte, die nah am Ablaufdatum sind; Milch, Joghurt oder Quark sind die typischen Lebensmittel, die Supermärkte aus dem Sortiment nehmen müssen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft. Dabei seien die Produkte meist noch sehr gut zu essen.