Im Januar haben sich im Landkreis so viele Menschen wie in keinem Monat zuvor mit Sars-Cov-2 infiziert. Regional ist die Lage sehr unterschiedlich. Zudem gibt es mittlerweile Zweit- und Dritt-Infektionen.
2995 Neu-Infektionen mit Sars-Cov-2 hat der Landkreis Bad Kissingen alleine im Januar 2022 registriert. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg damit um 27 Prozent von 8092 zum Jahresende 2021 auf 11 087 Ende Januar. Statistisch sind damit 10,7 Prozent der Landkreis-Bevölkerung seit dem ersten Nachweis im März 2020 in Berührung mit dem Virus gekommen. Regional variieren die Zahlen jedoch ganz erheblich. Die Einwohner der Gemeinde Wartmannsroth sind weiterhin offenbar die Vorsichtigsten: Dort gab es bislang nur 107 nachgewiesene Sars-Cov-2-Infektionen, das sind 5,1 Prozent der Bevölkerung, also etwa jeder Zwanzigste. Zum Vergleich: In der kleineren Gemeinde Ramsthal gab es bereits 158 Infektionen, das sind 14,3 Prozent, statistisch also jeder siebte Einwohner.
Nicht nur bei der Gesamtzahl, sondern auch bei der Omikron-Welle gibt es starke Schwankungen: Die größte Zunahme gab es zum Beispiel in der Gemeinde Elfershausen, wo die Infektionszahl von 131 Ende Dezember auf 240 Ende Januar stieg. Das ist ein Plus von 45,4 Prozent, also annähernd eine Verdopplung. Trotzdem steht die Gemeinde Elfershausen im Vergleich noch gut da: Nur 8,5 Prozent der Bevölkerung haben sich dort bisher mit Sars-Cov-2 infiziert. Auch in Aura stieg die Infektionsquote von 4,4 Prozent (39 Fälle) Ende 2021 auf 6,8 Prozent (60 Fälle) Ende Januar auf niedrigem Niveau, ebenso in Sulzthal (von 5,4 auf 8,9 Prozent) und in Wartmannsroth (von 3,5 auf 5,1 Prozent).
Allerdings gibt es keinen eindeutigen Zusammenhang von bisheriger Infektionsrate und der Heftigkeit des Omikron-Einschlags: Die Gemeinde Bad Bocklet etwa lag Ende des Jahres bereits bei 8,0 Prozent und verzeichnete trotzdem den zweithöchsten Anstieg aller 26 Kommunen: Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen stieg im Januar um 42,4 Prozent von 368 auf 639. Deshalb liegt die Gemeinde nun mit einem Anteil von 13,8 Prozent an der Gesamt-Bevölkerung am oberen Ende der Skala. Das Staatliche Gesundheitsamt führt nach Angaben des Landratsamtes auch eine interne Statistik über "Reinfektionen", also den erneuten Nachweis von Sars-Cov-2 bei einem bereits Infizierten. Erfasst wurde bisher der Zeitraum bis 25. Januar. Das Gesundheitsamt wurde demnach bisher über 58 Reinfektionen im Landkreis unterrichtet. Eine Re-Reinfektion, also eine Dritt-Infektion, liegt nach Auskunft des Landratsamtes offiziell nur in einem einzigen Fall vor. Es handle sich um eine ungeimpfte Person.
Zur unterschiedlichen regionalen Verteilung der Infektionen hat das Gesundheitsamt bislang keine Studien. "Es bestehen im Landkreis Bad Kissingen keine Anhaltspunkte über ein Großereignis oder über ein Ausbruchsgeschehen eines Großbetriebes in einer Gemeinde, an welchen sich Bewohner verstärkt angesteckt haben könnten", heißt es auf Nachfrage. Das Gesundheitsamt stelle vor allem "diffuse Ansteckungen im privaten beziehungsweise beruflichen Bereich" fest. Deshalb seien regionale Ungleichverteilungen "eher ein Zufallsergebnis mit multifaktoriellen Gründen". Soll heißen: Die großen Unterschiede zwischen den Kommunen lassen sich nicht erklären.
Auch vor Ort geben die Zahlen Rätsel auf. "Eine richtige Erklärung haben wir nicht", sagt etwa der Oberthulbaer Bürgermeister Mario Götz. Mehrfach pro Woche bekomme er aktuelle Zahlen aus Bad Kissingen, gerade im Januar habe er sie auch bei internen Besprechungen und im nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung angesprochen, denn: In Oberthulba infizierten sich alleine im Januar 223 Menschen, also 4,3 Prozent der Einwohner. Die Gesamtzahl stieg von 330 (6,4 Prozent) auf 553 (10,8 Prozent). "Die Omikron-Welle hat uns voll getroffen", blickt Götz zurück.
Unmittelbar zu spüren gewesen sei das in der Schule und in den Kindertagesstätten. "Ich bin in regelmäßigem Kontakt mit der Schulleitung und unseren Kindergärten", berichtet Götz. In Absprache mit dem Gesundheitsamt hätten Schließungen jedoch vermieden werden können. Auch sonst habe es keine weitergehenden Maßnahmen gegeben: "Wir haben ein hohes Sicherheitsniveau, noch mehr einschränken können wir uns nicht", betont der Bürgermeister. Bereits jetzt gelte zum Beispiel 3G im Rathaus, Besprechungen würden vor allem über Video-Konferenzen stattfinden. Es habe im Januar keine einzige Jahreshaupt- oder Feuerwehrversammlung gegeben, selbst die Bürgerversammlung zum Sturzflutrisiko-Management wurde verschoben. Immerhin gebe es einen Trost trotz der hohen Infektionszahlen: "Mir sind nur überwiegend leichte Verläufe bekannt", sagt Götz.
Das berichtet auch Bürgermeister Johannes Krumm aus Elfershausen: "Wir haben aktuell zwar zwischen 50 und 60 Infizierte, aber es liegt niemand im Krankenhaus", verweist er auf mildere Verläufe der Omikron-Variante. Auch in Elfershausen seien vor allem die beiden Kindergärten und die Schule betroffen, das führe oft zur Quarantäne ganzer Familien. Ursachen kennt auch Krumm nicht: "Wir haben nichts anders gemacht als sonst auch", fasst er das öffentliche Leben in seiner Gemeinde zusammen.