Gourmetjournalistin Katja Mutschelknaus war zu Gast in Burkardroth. Die Kaffeekränzchen haben die Frauen den Männern zu verdanken, berichtet sie.
Die Tische sind liebevoll gedeckt: Alte Sammeltassen, nostalgische Kaffeekannen, Dekoration aus Kristallglas und Silber. Der frisch gebrühte Kaffee duftet und die leckeren Kuchenstücke lassen den erwartungsvollen Gästen schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Bei der Lesung rund um den "Kaffeeklatsch" mit der Gourmetjournalistin Katja Mutschelknaus aus München fehlten noch nicht einmal der Würfelzucker und das Konfekt.
Die Katholische Öffentliche Bücherei Burkardroth feierte vergangene Woche ihr 25-jähriges Bestehen. Für die Abschlussveranstaltung konnte das Büchereiteam um Elisabeth Kuhn die bekannte Autorin Katja Mutschelknaus gewinnen. Sie trug beim gemütlichen Kaffeeklatsch im Pfarrheim mit ihren "vergnüglichen Geschichten aus einer vergnüglichen Zeit" zu einen unterhaltsamen Nachmittag bei. "Köstlich", kommentierte Jutta Anger aus Bad Kissingen die Lesung der Gourmetjournalistin, "sie hat das sehr beeindruckend gemacht".
300 Jahre altes Ritual Ja, man konnte eintauchen in die Geschichte dieses mittlerweile 300 Jahre alten Rituals. Und Mutschelknaus lüftet in ihrem Buch "Kaffeeklatsch" den Schleier der vielen Klischees, die "über dem Kaffeeklatsch schweben wie Milchschaumhäubchen auf dem Cappuccino", wie es in der Zusammenfassung heißt.
Und man möchte es kaum glauben: Die Geburtsstunde des Kaffeeklatschs ist den Recherchen der Journalistin nach tatsächlich den Männern zu verdanken - und einer weiblichen List. So hießen im 15./16. Jahrhundert Wettkampfspiele "Kränzchen" und waren eine rein männliche Angelegenheit. Den Frauen war es nicht gestattet, alleine nach draußen zu gehen. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als ihre "Kränzchen" in den Frauenzimmern abzuhalten. Das, was wir heute genießen, war damals eine Bildungsmöglichkeit für die Frauen, sagte Mutschelknaus. Der Keim dafür, dass 1908 die erste Frau zu einem Universitätsstudium zugelassen wurde, sei quasi in den gepflegten Kaffeekränzchen, in denen geistige Gespräche bei Bohnenkaffee, Guglhupf und Likör geführt werden konnten, gelegt worden.
Zur Person Katja Mutschelknausist Gourmetjournalistin, Restaurantkritikerin und Spezialistin für kulinarische Kulturgeschichte.
Sie studierte Volkskunde, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Germanistik und Kulturpsychologie in München und Los Angeles und konzipierte Ausstellungen zur Geschichte der Kulinarik für verschiedene Museen und Institutionen (unter anderem auch "Kaffeeklatsch").
Bücher Als Buchautorin ist sie auf die Kulturgeschichte weiblicher Feinschmeckerei spezialisiert. 2007 erschien ihr Buch "Kaffeeklatsch"- Die Stunde der Frauen.
"Frauen mit Geschmack" - Vom Vergnügen, eine gute Köchin zu sein, ist ihr jüngstes Werk.