Die Vorsitzende des Bad Kissinger Frauenrings, Karin Reinshagen, und ihre Stellvertreterin, Barbara Thiele, würden ihre Ämter gerne abgeben.Die "Neue" kann auch erst Mitglied werden.
In freier Zeiteinteilung eigene Ideen verwirklichen, auf die Hilfe eines engagierten Teams zurückgreifen können und Frauenthemen an die Frau und den Mann bringen. Das ist salopp ausgedrückt die Arbeit der Vorsitzenden beim Frauenring, Ortsring Bad Kissingen.
Genau eine solche ehrenamtlich tätige Vorsitzende sucht der Verband, der 1971 in Bad Kissingen gegründet wurde. Nach dem Rotationsverfahren wird der Posten der Vorsitzenden alle drei Jahre -längstens nach sechs Jahren - frei. In Bad Kissingen würde man sich über eine jüngere Bewerberin freuen, auch wenn sie bisher noch kein Mitglied des Ortsrings war, wünschen sich die derzeitige Vorsitzende Karin Reinshagen, die 1996 beigetreten ist, und ihre Stellvertreterin Barbara Thiele. Letztere wurde 1992 ohne Vereinszugehörigkeit als Vorsitzende "ausgeguckt".
Hausfrauen-Klischees Die Arbeit hört sich spannend und vor allen Dingen vielseitig an und es geht um Themen, die für Frauen wichtig sind. "Auch heute noch spielt man mit Hausfrauen-Klischees" kritisiert Thiele eine Werbung im Frauenfußball "es gibt also noch viel zu tun." Freilich gebe es heute im Vergleich zu früher mehr Männer, die beispielsweise eine Elternzeit nehmen würden, sagt Thiele zum Rollenverhalten, "aber wenn die Väter diese Zeit dann für den Hausbau nutzen, ist es nicht Sinn der Sache." Es sei immens wichtig für Frauen, so Reinshagen, früh anzufangen, selbstständig zu sein und möglichst finanziell unabhängig. In allen sozialen Schichten gebe es noch teilweise das traditionelle Muster, dass der Mann die Familie ernährt.
Was aber, wenn Trennung, Scheidung, Krankheit oder Tod eintreten? Gerade in der heutigen Zeit seien Frauen mehr als Männer von Hartz IV und Altersarmut betroffen. Einerseits sei es wichtig, rechtzeitig vorzusorgen, doch aufgrund ihrer Lebenssituation könnten sich junge Frauen oft wenig mit ihrer Zukunft beschäftigen. "Kinder, Arbeit, Haushalt - da bleibt wenig Zeit über Modelle nachzudenken, wie man im Alter leben will oder Ähnliches", so Reinshagen. Trotzdem müsse man Frauen und auch Männer für diese Themen sensibilisieren. "Die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit ist nicht erreicht" lautet das Urteil der beiden Frauen.
In Bad Kissingen kümmert sich der Frauenring um lokale Themen, regelmäßig werden Gesprächsrunden, Lesungen, Fahrten oder das "Women`s Date" angeboten. Hier finden Gespräche mit Verantwortlichen aus Politik oder Verwaltung statt, in denen es sich um Belange von Bad Kissingen und deren Mitbürgerinnen dreht.
Sehr viele Mitglieder Weiterhin steht das Thema Integration auf dem Plan. All das will natürlich organisiert sein, doch eine neue Vorsitzende kann beim Frauenring, Ortsring Bad Kissingen, auf die Unterstützung der Mitglieder zählen. 74 Frauen zählt der Verein und ist damit von den bundesweit 50 Ortsringen aus elf Landesverbänden der Mitgliederstärkste in Bayern. Rund 4000 Frauen sind in Deutschland beim Frauenring e. V. engagiert.
"Auch die kleinen Ortsringe leisten ihren Beitrag", betont Thiele die Wichtigkeit "Verbesserungen fallen nicht wie Manna vom Himmel, sondern sind zum Teil hart erkämpft und entstehen durch Lobbyarbeit."
Unterschriften gesammelt In Bad Kissingen habe man beispielsweise Unterschriften gesammelt, um in Schweinfurt die Finanzierung der Anlaufstelle für sexuelle Gewalt zu erhalten. Auch das Image des Jugendzentrums - das in der Aufbauphase nicht immer positiv belegt war - sei durch den Frauenring in Zusammenarbeit mit dem damaligen Leiter Bernd Sipek verbessert worden erzählen Thiele und Reinshagen von ihrer Arbeit. Durch die jährliche Aktion "Familienbrunch" hätten immer mehrere Generationen die Möglichkeit gefunden, sich kennen zu lernen.
"Es ist ganz wichtig, auch einmal andere Lebensentwürfe zu sehen", lautet das Resümee aus diesen und anderen Begegnungen. Wohnen im Alter oder Alters-Wohngemeinschaft stand ebenso auf dem Programm der Bad Kissinger Frauen wie die Frauenquote in Unternehmen oder jüdische Kultur, der Besuch des KissSori-Lernzentrums, Seminare oder Fahrten.
Öffentlichkeitswirksam "Welche Themen eine neue Vorsitzende in den Vordergrund rückt, "das kann sie selbst entscheiden", erklärt Reinshagen. "Presseberichte zu schreiben", fährt sie fort "gehört nicht unbedingt zum Aufgabenbereich der Vorsitzenden, aber sie verschaffen unseren Themen eine breite Öffentlichkeit."