Innerhalb einer Woche ist vor der Biogasanlage in Bad Bocklet ein kleines Gebirge gewachsen. Insgesamt wurden 11.000 Tonnen Mais eingefahren. Es ist der gesamte Jahresvorrat für die Methangasproduktion der Anlage.
Wer in dieser Woche rund um Bad Bocklet mit dem Auto unterwegs war, der musste auf die vielen breiten Schlepper acht geben, die ihm dort begegneten. Pro Ladung hatten sie bis zu 14,5 Tonnen Mais geladen. "So eine Biogasanlage ist vergleichbar mit einer Kuh", sagt Landwirt Albert Back, "sie braucht das gleiche Futter." Dieses Futter sammeln jedes Jahr insgesamt 14 Landwirte, die gleichermaßen Gesellschafter der Biogasanlage sind, von ihren Maisfeldern rund um
Münnerstadt, Windheim, Burghausen und Reichenbach.
Da haben sie alle Hände voll zu tun. Von sieben Uhr morgens bis abends um 22 Uhr werden ihre Schlepper auf den Feldern immer wieder mit Mais vollgeladen. Der wird direkt vor Ort gehäckselt und in die Anhänger gefüllt. Dafür sind täglich zwei bis vier Maishäcksler eines von den Gesellschaftern beauftragten Lohnunternehmens im Einsatz.
Ernte fällt wohl gut aus Zwei Fahrzeuggruppen mit je vier bis sechs Fahrzeugen bringen die über 200 Ladungen gehäckselten Mais nach Bad Bocklet zur Biogasanlage. Jede Ladung wird auf den Gehalt an Trockensubstanz kontrolliert. Mindestens 30 Prozent sollte der betragen, damit bei der Lagerung nicht zu viel Sickersaft herausläuft, der wieder zurück auf die Felder gebracht werden muss.
In dieser Woche ist alles nach Plan verlaufen. Ein Hektar Anbaufläche liefert bis zu 50 Tonnen Ertrag. "Die Schätzungen vor dem Sommer waren niedriger", sagt Albert Back, "aber wir hatten gute Bedingungen." Es habe genug Niederschlag und Wärme gegeben. Hinzu kommt, dass es keine größere Schäden durch Tiere gab.
Sowohl die Wildschweine als auch der Maiszünsler, ein kleiner Schmetterling, dessen Raupen sich durch die Maisstängel fressen und diese abbrechen lassen, haben die Maisfelder größtenteils verschont. Nur ganz vereinzelt gab es Beeinträchtigungen durch die Tiere. "Das kommt schon mal vor", sagt Back, "das ist aber kein Problem."
Immer wieder hört Werner Link, Geschäftsführer der MR Energie Bad Bocklet GmbH & Co.
KG, dass manche Menschen nicht an die positive Energiebilanz der Biogaswerke glauben. Doch die Zahlen sprechen für sich.
Fakten für Zweifler Für den gesamten Anlagenbetrieb in Bad Bocklet werden in Form von Strom und Diesel etwa 600.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht. Mit dem von der Biogasanlage erzeugten Methangas wird über eine Pipeline ein Kraftwerk in Bad Bocklet beliefert.
Im Zeitraum von einem Jahr erzeugt dieses sieben Millionen Kilowattstunden an elektrischer Energie.
Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4500 Kilowattstunden können damit jährlich ungefähr 1555 Haushalte versorgt werden. Zusätzlich fällt etwa die gleiche Menge an Wärme zur Energieversorgung an. In Bad Bocklet wird insbesondere das Kurhaus mit Wärmeenergie versorgt.
Wenn auf den Dorfstraßen so ein Schlepper mit seiner
Maisladung entgegenkommt, kann es schon mal eng werden. Doch soweit es möglich ist, vermeiden die Fahrer die Ortsdurchfahrten. "Falls das nicht möglich ist, reduzieren die Schlepperfahrer innerorts die Geschwindigkeit", sagt Werner Link. An Sonn- und Feiertagen und während der Nachtruhe ab 22 Uhr wird keine Ernte eingefahren. Zudem wird der Termin für die Maisernte der Stadt Münnerstadt bereits im Vorfeld schriftlich mitgeteilt und von dieser öffentlich bekanntgegeben.