In Würzburg wurde ein Hospiz eröffnet. In Bad Kissingen fehlt eine solche Einrichtung.
Ob ein Tag, eine Woche oder ein Jahr - der Abschied von einem geliebten Menschen fällt meistens nicht leicht. Wenn der Abschied endgültig ist, wenn ein Mensch sich vom Leben verabschieden muss, weil er unheilbar krank ist, dann kann der Schmerz fast unerträglich sein für alle. Hier kann ein Hospiz Hilfe leisten.
Hospize bringen - auch wenn es erschreckend klingen mag - den Tod zurück ins Leben. Ein kurzer Rückblick: Wer auf dem Land groß geworden ist, erinnert sich daran, dass die kranke Oma oder der Opa zuhause gepflegt wurden. Nach dem Tod wurde der Verstorbene daheim im Schlafzimmer - oder vor der Beerdigung in der Leichenhalle - aufgebahrt.
Verwandte und Freunde konnten Abschied nehmen, auch Kinder wurden in dieses Ritual mit einbezogen. Dann kam die Zeit des Auseinanderbrechens der bäuerlichen Großfamilienstruktur, die Kultur des Sterbens veränderte sich. Der Tod wurde zum Tabuthema und aus dem Leben verbannt. "Doch der Tod gehört einfach zum Leben", sagt Sibylla Baumann, Leiterin des Hospizes in Würzburg, einer Einrichtung der Stiftung Juliusspital, bei einem Rundgang durch die neuen Räume.
"Die Patienten sind bei uns Gäste", so Baumann. Wer in ein Hospiz kommt, der weiß, dass er bald sterben wird. Wenn eine Krankenhausbehandlung nicht mehr gewünscht ist, ein Pflegeheim nicht ausreichend versorgen kann, dann kann ein Hospiz der richtige Weg sein. Die Pflegekräfte verstehen sich als Begleiter eines Sterbenden und seiner Angehörigen. Sie helfen durch Gespräche, geben Halt, sie beraten und versorgen durch medizinisch-pflegerische Maßnahmen. Im Hospiz sollen die Gäste - und die Angehörigen - zur Ruhe kommen, oder auch laut gegen ihr Schicksal anschreien können und dürfen. In der Würzburger Einrichtung, gibt es neben den Zimmern für die Gäste, einen Stilleraum, ähnlich einer Kapelle. Er ist zum Beten, Meditieren oder eben auch zum Schreien gedacht. "Auch bei uns fließen manchmal die Tränen" sagt Baumann, "aber das gehört dazu." Sie zeigt das Wohnzimmer, in dem Angehörige und Gäste sich aufhalten können. Hier steht ein Flügel, nicht nur als Schmuckstück, er kann bespielt werden.
"Wir wollen niemanden bevormunden in seinen letzten Tagen", sagt Baumann. In einem Pflegezimme deutet sie auf die leicht getönten Spiegel an der Garderobe und im Bad. "Die Menschen hier sind schwerstkrank und das sieht man ihnen an, der getönte Spiegel schmeichelt ein wenig", erklärt sie den Unterschied zu einem herkömmlichen Spiegel.
Wer einen Gast im Würzburger Hospiz besuchen will, der muss klingeln - das dient dem Wohl der Gäste. "Manche wollen einfach allein sein oder bestimmte Menschen gar nicht mehr sehen", hat Baumann schon oft erlebt und auch hier richtet sich das Team nach den individuellen Wünschen.
Reinhard Höhn, Vorsitzender vom Hospizverein in Bad Kissingen wünscht sich für Bad Kissingen eine stationäre Hospiz. Für Schwerstkranke und Sterbende bleibt momentan - wenn die Familie die Patienten nicht mehr versorgen kann - als einziger Ausweg ein Platz in einem Alten- oder Pflegeheim.
Doch das ist nicht immer einfach für die Patienten. In einem Hospiz kümmert sich meistens eine Pflegekraft um einen Patienten, so kann besser auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden. "Gerade in der letzen Lebensphase ist das wichtig", sagt Höhn. Weil im Landkreis viele alte Menschen leben, sei ein Hospiz dringend nötig, ist sich der Mediziner sicher.
"Besonders problematisch ist die Situation für jüngere Patienten, wenn sie in Einrichtungen untergebracht werden müssen, die ihrem Alter und Krankheitsbild nicht entsprechen", so Höhn. In ganz Unterfranken stehen nur rund 20 Hospizplätze zur Verfügung. Die ambulante Hospizarbeit sei im Landkreis abgedeckt, erklärt Höhn, 30 ehrenamtliche Helfer arbeiten im ambulanten Dienst, betreuen Schwerstkranke und Sterbende in den Familien, im Altenheim oder im Krankenhaus. Insgesamt zählt der Verein 220 Mitglieder. Der Verein hat sich das Ziel gesteckt, eine stationäre hospizliche Versorgung mit zehn Plätzen aufzubauen.