Seit das Kultrestaurant "Zagreb" geschlossen hat, ist Balkanküche in der Kurstadt nicht mehr vertreten. Milica und Mateo Mijat ändern das. Warum sie sich hier selbstständig machen und was amerikanisches BBQ mit Balkangrill zu tun hat.
Fünf Jahre nachdem sie in Deutschland angekommen sind, erfüllen sich Milica Mijat und ihr Mann Mateo Mijat ihren Traum vom eigenen Restaurant. "Wir wollen in Bad Kissingen etwas anderes anbieten", sagt die 27-Jährige. Weil sie serbische Wurzeln hat und er aus Kroatien stammt, bieten sie im "Bonaca" seit kurzem typische Gerichte aus ihren Heimatländern an. Grillplatten mit Cevapcici und Pljeskavica stehen auf der Speisekarte, gegrillte Thunfischsteaks und Dorade, Vorspeisenteller mit Schinken, Käse, Oliven und selbst gebackenem Fladenbrot, dazu regionale kroatische Weine und Stara Sokolova, ein bekannter, serbischer Weinbrand. "Unsere Küche besteht vor allem aus mediterranen Gerichten, Balkangrill und Fisch", sagt die Gastronomin.
13 Jahre nach der Schließung (2009) des jugoslawischen Kultrestaurants "Zagreb" in der Schönbornstraße hat damit wieder ein Speiselokal mit Balkanküche in der Kurstadt geöffnet. Das "Bonaca" befindet sich in der Kurhausstraße 29, im Aparthotel Hohenzollern. Zuletzt war an dieser Stelle mit "Güzel" eine türkische Gaststätte in Betrieb.
Milica Mijat hat vorher bereits in der Gastronomie gearbeitet, in Cafés und auf Kreuzfahrtschiffen. Im "Bonaca" ist sie als Gastgeberin für den Gästeservice zuständig. Der 29 Jahre alte Mateo Mijat kocht und tritt mit dem eigenen Restaurant in die Fußstapfen seines Vaters. Der hatte in Kroatien bis zum Krieg in den 1990er Jahren ein eigenes Restaurant in einem Küstenort geführt. Der Name: "Bonaca". "Der Name meint ein stilles Meer, ohne Wellen und ohne Wind", erklärt Milica Mijat.
115 Sitzplätze innen und außen
65 Sitzplätze bietet das "Bonaca" im Innenbereich, hinzu kommen zehn weitere im Wintergarten sowie 40 Außenplätze auf der Terrasse und im Biergarten. Aktuell bespielt das Paar das Restaurant im wesentlichen zu zweit mit Aushilfskräften, Personal soll aber je nach Bedarf aufgebaut werden. Als Gäste haben sie vor allem Hotelgäste. Aber auch bei Touristen und Einheimischen spreche sich die Neueröffnung allmählich herum, findet Milica Mijat. Ihre Balkangerichte wollen die beiden modern interpretieren. So findet sich zum Beispiel Pulled Pork auf der Speisekarte - eigentlich ein US-amerikanischer BBQ-Klassiker, den Mateo Mijat für sein Restaurant serbisch-kroatisch angepasst hat. Der traditionelle Gemüsereis dagegen hat es bislang nicht auf die Karte des "Bonacas" geschafft. Der sei in der Heimat als Beilage weniger gefragt, üblicherweise werden oft Kartoffeln hergenommen.
Die jungen Gastronomen hat der Zufall nach Bad Kissingen gebracht. Dass sie sich ihren Traum von der Selbstständigkeit hier verwirklichen wollen, ist allerdings eine bewusste Entscheidung. Sie schätzen die ruhige, mondäne Kurstadt. "Uns gefällt es gut hier, weil es eine schöne kleine Stadt ist", sagt sie. Nicht nur zum Arbeiten ist Bad Kissingen für sie ein guter Ort, sondern auch, um hier ihre beiden Kinder aufwachsen zu lassen.