Alex Menschow nutzt seinen Sonderurlaub, um Videos für die Tourist-Info zu drehen. Damit will er der Stadt "etwas zurückgeben".
Bewegte Bilder sind die Leidenschaft von Alex Menschow. "Videos haben mich schon immer interessiert", erzählt der 34-Jährige über seine Anfänge mit VHS-Kasetten. Der Hammelburger machte Interviews auf Familienfeiern, filmte Hochzeiten von Freunden oder schnitt Filme aus dem Material von Bekannten. "Bisher habe ich das alles privat gemacht und verschenkt." Allerdings hatte er schon länger vor, sein Hobby mit anderen zu teilen und seine Heimatstadt in Szene zu setzen. Mit Verena Dotzel, Leiterin der Hammelburger Tourist-Info, entwickelte er das Projekt "Mein Lieblingsplatz". Seit Montag steht der erste Clip über den Terroir-f-Punkt online.
"Zuhause und Heimat"
"Ich wollte Hammelburg etwas zurückgeben", begründet Alex Menschow seine Initiative zum Video-Projekt. Die Stadt sei für ihn "Zuhause und Heimat". Seit seinem 7. Lebensjahr wohnt er im Saaletal (siehe Info-Kasten), hat hier Familie und Freunde. "Viele Kumpels sind abgehauen", berichtet er. Auch er selbst wollte mal raus, zog nach Würzburg, kehrte aber nach einem halben Jahr wieder zurück. Als "gemütliche und schöne Gegend" bezeichnet er das Saaletal, in den Videos wolle er "seine Liebe zu Hammelburg" transportieren.
Mit diesem emotionalen Ansatz wandte sich Menschow an die Tourist-Info, denn: "Ich hatte mit meinem Chef schon vor einem Jahr vereinbart, dass ich nach dem Bachelor zehn Wochen Urlaub am Stück bekomme." Diesen Sonderurlaub wollte er vor allem für sein Hobby verwenden. "Wir haben uns ergänzt", beschreibt Menschow die Zusammenarbeit mit Verena Dotzel. "Wir hatten eh' etwas mit Bewegtbild geplant", ergänzt die Leiterin der Tourist-Info, die seit ihrem Einstieg bei der Stadt Hammelburg im Frühjahr 2019 auf soziale Medien setzt. Ansprechende Fotos locken Touristen bereits auf Facebook und Instagram .
Auch rund 25 Videos über Hammelburg gibt es bereits: Mit Mitteln aus dem Konversionsmanagement wurde das Projekt "HAB-TV" vor einigen Jahren gestartet. Allerdings liege der Fokus dort "mehr auf der identitätsstiftenden Wirkung für Einheimische und Leistungsträger vor Ort", betont Dotzel. Unter anderem werden heimische Unternehmen vorgestellt. HAB-TV laufe weiter, heuer sollen jedoch die bestehenden Videos bekannter gemacht werden, indem Unternehmen oder die Bundeswehr sie häufiger verlinken. Neue Videos seien in diesem Jahr nicht geplant.
In der neuen Reihe "Mein Lieblingsplatz in Hammelburg" werde die Stadt klar als Urlaubs- und Ausflugsziel vermarktet. Das schlägt sich in der Bildersprache und in der Länge nieder: Während die HAB-TV-Videos im Schnitt rund vier Minuten dauern, fasst sich Alex Menschow deutlich kürzer: Zwei Minuten sind die Obergrenze. Zudem gibt es deutlich weniger Text: Gästeführer fassen in wenigen Sätzen ihre Faszination für einen bestimmten Platz zusammen, ohne Details oder geschichtliche Hintergründe.
Filme sollen Neugierde wecken
"Die Bilder sollen für sich sprechen", sagt Alex Menschow, und: "Es soll ein Anreiz sein, die Orte selbst zu besuchen." Deshalb enthalten einige der Clips auch so genannte Cliffhanger: Es wird nicht alles verraten, sondern Neugierde geweckt, selbst mehr zu entdecken. Technisch ist der Hammelburger gut ausgerüstet, hat neben einer Film-Kamera noch eine Action-Kamera und einen Multicopter für Luftaufnahmen. "Bei mir läuft nach den Besprechungen der Film schon im Kopf ab", beschreibt er seine Arbeitsweise. Vor Ort müsse er nur noch die entsprechenden Szenen zu seinem inneren Drehbuch filmen.
Das Projekt startete in der vergangenen Woche: Jeden Freitag wird mit einem kurzen Teaser von rund zehn Sekunden ein neuer Teil angekündigt, der dann immer montags um 18 Uhr online geht. Los ging es mit dem Terroir-f-Punkt, den Gästeführer Reiner Stein als seinen Lieblingsplatz vorstellt. Kommende Woche folgt der Mönchsturm, weitere Lieblingsplätze sind die geheimnisvollen Figuren, die Stadtpfarrkirche, die Schloss-Weinberge, der Viehmarkt und die Herren-Mühle.