Die Polizei sucht nach einem Unbekannten, der in Ramsthal mit einem Luftgewehr Jagd auf Autos macht. Ein Mann (59) wurde bei voller Fahrt beschossen.
"Welcher Hirnlose macht so etwas?" Franz Büttner macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, er ist sauer. Er steht vor seinem Lkw, den er eigentlich bald verkaufen wollte. Damit wird es nun nichts: Die Windschutzscheibe hat vier Einschusslöcher, die Seitenscheibe ist zersplittert, überall in der Tür sind Macken von kleinen Luftgewehrkugeln zu finden. Franz Büttner wurde das zweite Opfer eines Unbekannten, nach dem die Polizei Hammelburg jetzt fahndet. Denn: Mindestens seit Freitag vergangener Woche macht einer in Ramsthal Jagd auf Autos. Mit einem Luftgewehr.
BMW-Fahrer war das erste Opfer
Am Freitag, 19. Februar 2021, war ein 59-Jähriger gegen 22.40 Uhr mit seinem BMW von Ebenhausen kommend in Richtung Euerdorf unterwegs. Als er das Ortseingangsschild von Ramsthal am Ende der Hauptstraße passierte, hörte er ein Einschlaggeräusch an der Fahrertür, so teilt es die Polizei Hammelburg in ihrem Pressebericht mit.
Nachdem er sein Auto abgestellt hatte, besah er sich die Tür näher und entdeckte eine kleine Delle im Blech. Der Schaden liegt bei rund 500 Euro, doch was hätte passieren können, wenn die Kugel das Fenster getroffen hätte oder er mit offener Scheibe gefahren wäre, zeigt der zweite Fall, der allerdings erst am Montag, 22. Februar 2021 gemeldet wurde.
Zweites Opfer war der Ex-Bürgermeister
Ein aufmerksamer Nachbar hatte bei Franz Büttner geklingelt und ihm gesagt, dass mit seinem Lkw etwas nicht stimme. Franz Büttner ist 70 Jahre alt, Schreinermeister, er war 24 Jahre lang für die Freien Wähler Bürgermeister in Ramsthal. Als es in Richtung Rente ging, trat er 2014 nicht mehr zur Wahl an. Außerdem verkleinerte er seinen Betrieb hoch oben über Ramsthal, schlussendlich verkaufte er das Gebäude, in dem er seine Schreinerei beherbergte.
Auf diesem Grundstück parkte er seinen kleineren Laster, mit dem er letzte Dinge aus der Halle transportieren wollte. "Im Mai wollte ich das gute Stück verkaufen", sagt er. Doch als ihn der nette Nachbar darauf aufmerksam machte, dass an seinem Auto die Scheibe zersplittert ist, wurde ihm beim Nachsehen klar: So einfach geht das jetzt nicht mehr. Hier muss er mindestens 1500 Euro reinstecken, schätzt er.
Vier Einschüsse in der Frontscheibe
Vier Einschusslöchern haben die Windschutzscheibe ruiniert, zahlreiche Lackabplatzer an der Tür müssen repariert werden und auch die zersplitterte Seitenscheibe muss ausgetauscht werden.
"Erst dachte ich an Laushammel, an Kinder, die vielleicht mit einem Hammer auf die Scheiben geklopft haben." Doch die Hammelburger Polizei, die sich den Schaden besah, kam sofort zu einem anderen Schluss: Das war wieder ein Luftgewehr.
Kugel im Innenraum
Und tatsächlich: Als Franz Büttner zum Foto ins Führerhaus steigt, findet er noch eine der kleinen, silbernen Kugeln im Innenraum. "Wer anderer Menschen Eigentum kaputt macht, ist doch nicht ganz dicht", sagt der 70-Jährige grad heraus. Er hat dieses Auto immer gern verliehen, "wenn es der Sportverein gebraucht hat oder die Ministranten". Es nerve ihn schon, wenn er kaputtgeschossene Verkehrsschilder sehe, "aber das mit meinem Auto, das macht mich einfach sauer". An einen gezielten Anschlag auf ihn als Person denkt er nicht. "Klar, als Bürgermeister kannst du nicht immer mit jedem gut Freund sein. Aber ich glaube, dass ich ein Zufallsopfer bin."
Gibt es weitere Geschädigte?
Die Polizei Hammelburg ermittelt nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Sachbeschädigung und bittet eventuelle Zeugen, sich unter der Telefonnummer 09732/9060 zu melden. "Wir können auch nicht ausschließen, dass es weitere Opfer gibt", sagt Oliver Ebert, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Hammelburg. Er bittet Autofahrer, doch ihre Autos zu kontrollieren - oder auch Häuserwände, auf die der Täter vielleicht auch gezielt hat. "Was der Täter gemacht hat, ist ohne Frage gefährlich, vor allem im ersten Fall. Er hätte die Windschutzscheibe treffen können. Was für eine Wucht die Kugeln haben können, kann man ja im zweiten Fall gut sehen", sagt Oliver Ebert.