Die Corona-Pandemie hat ausgerechnet im Jubiläumsjahr die Pläne auf dem Lagerberg durchkreuzt: Der geplante Wandertag durch das militärische Sperrgebiet wurde ebenso abgesagt wie der "Tag der Infanterie".
Auch bei der Bundeswehr bringt die Corona-Pandemie einiges durcheinander: "Unter den derzeitigen Bedingungen geht der Infektionsschutz vor", begründet Hauptmann Jan Volkmann, Presseoffizier des Ausbildungszentrums Infanterie, die Absage des diesjährigen "Tages der Infanterie". Das Programm stand seit Monaten fest, selbst das Wachbataillon aus dem Bundesverteidigungsministerium war eingeladen. Zudem hatte die Truppenübungsplatz-Kommandantur zum 125-jährigen Bestehen des Truppenübungsplatzes für 9. August einen Wandertag organisiert, der ebenfalls längst abgesagt wurde. "Wenn uns dann keine zweite Welle überrollt, wollen wir das aber am 8. August 2021 nachholen", stellt Truppenübungsplatzkommandant Carsten Kobiger klar.
Auch auf den Übungsbetrieb wirkt sich die Pandemie aus: "Wir haben so gut wie keine externen Gruppen", berichtet Kobiger. Die aktuelle Auslastung des Truppenübungsplatzes Hammelburg durch andere Dienststellen aus dem Standort schätzt er auf 50 Prozent. Auf die Arbeit der Kommandantur habe das aber nur geringe Auswirkungen: "Wir müssen trotzdem die Sicherheit auf dem Platz gewährleisten, das ist weitgehend unabhängig von der Zahl der übenden Soldaten."
Chronik ist noch nicht gedruckt
Bereits im März hatte die Kommandantur einen Vortrag zur Geschichte des Lagerbergs und den Auswirkungen auf die Region kurzfristig abgesagt. Er soll ebenfalls im kommenden Jahr nachgeholt werden. Komplett abgesagt wurde dagegen ein Wettbewerb aus Anlass des Jubiläums mit anderen Kommandanturen. Kobiger betont, dass auch die Chronik bislang noch nicht gedruckt sei. Es habe schon viele Nachfragen gegeben, aber auch in der Zentraldruckerei habe es Verzögerungen gegeben.
Völlig offen ist, wann sich das gesellschaftliche Leben in der Garnisonsstadt Hammelburg wieder normalisiert: "Nach derzeitigem Planungsstand hoffen wir, am 8. Dezember das traditionelle Adventskonzert in der Stadtpfarrkirche wieder gemeinsam mit den Hammelburgern durchführen zu können", sagt Volkmann. Auch für die Bundeswehr würden die behördlichen Bestimmungen in Bayern gelten. "Für uns hat der Schutz unserer Soldaten und Mitarbeiter sowie die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr oberste Priorität", betont der Presseoffizier des Ausbildungszentrums Infanterie.
Bei den dienstlichen Veranstaltungen gebe es Laufbahn- und Verwendungsausbildungen. "Die Laufbahnausbildung ist notwendig, damit ein Soldat überhaupt befördert werden und einen Dienstposten besetzen kann", sagt Volkmann. Die Verwendungsausbildung habe stärkeren Weiterbildungscharakter für den jeweiligen Dienstposten. "Derzeit konzentrieren wir uns auf die Laufbahnausbildung, da sich diese nicht aufschieben lässt."
Auch während Corona würden Soldaten in den Ruhestand versetzt, und der Nachwuchs müsse ihre Dienstposten übernehmen. Um den dafür notwendigen Dienstgrad zu erreichen, sei die Laufbahnausbildung zwingende Voraussetzung. "Die Verwendungsausbildung hingegen wird, wo immer möglich, aufgeschoben." Deshalb habe sich am Ausbildungszentrum Infanterie die Zahl der Lehrgangsteilnehmer auf derzeit etwa zwei Drittel der ursprünglich erwarteten Zahlen reduziert.
Außerdem ging die Bundeswehr auch neue Wege, etwa beim E-Learning: "Wo immer möglich, haben wir unseren Lehrgangsteilnehmern theoretische Ausbildungsinhalte mit nach Hause gegeben, damit sich diese auf den praktischen Dienst vorbereiten konnten", berichtet Volkmann. Dadurch sei ein Teil der verlorenen Ausbildungszeit wieder ausgeglichen worden. "Letztlich muss Infanterieausbildung jedoch im praktischen Dienst erfolgen", stellt der Presseoffizier klar, und: "Es ist ein Unterschied, sich die Grundsätze des infanteristischen Einsatzes als Präsentation am Bildschirm vorzustellen oder tatsächlich in Ort oder Wald seine Kameraden anzuführen."