Durch den milden Winter sind auch im Saaletal die ersten Tiere auf Nestsuche. Auf dem Mönchsturm gab es schon eine Säuberungsaktion, nun sind alle gespannt.
Nach drei Jahren ohne Störche freuten sich die Hammelburger im März 2021 über ein Storchenpaar, das sich im Nest auf dem Mönchsturm niederließ. Trotz des nassen Sommers brüteten sie drei Eier aus und zogen drei Küken auf. Am 28. Juni nahm die Geschichte eine tragische Wendung: Durch einen Blitzschlag wurden die beiden Elterntiere getötet, zudem fiel die von Christian Fenn installierte Storchen-Cam aus. Helfer fütterten die Jungstörche, bis sie das Nest verließen. Den Winter über bereiteten sich Stadt und Naturschutzverbände nun auf eine neue Storchen-Saison vor. Trotz des Sturms wurden am Sonntag die ersten Störche rund um den Mönchsturm gesichtet.
"Alle warten schon mit Spannung auf die Zugvögel", sagt Elisabeth Assmann, Geschäftsführerin bei der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Bad Kissingen und gleichzeitig 2. Bürgermeisterin der Stadt. "Durch den Klimawandel sind Störche auch in Deutschland und sogar im Landkreis verblieben", berichtet sie, und: "Störche sind Wildtiere, daher hoffen wir, dass sie 2022 ohne direkte menschliche Hilfe auskommen und genügend Futter in den Wiesen finden."
Die Stadtverwaltung teilte auf Nachfrage mit, dass das Nest auf dem Mönchsturm besichtigt und auf Plastikteile abgesucht wurde, die die Störche im vergangenen Jahr getragen haben könnten. Nur ein Plastikteil hätten die Helfer gefunden. "Das Nest steht also bereit für die Brutsaison 2022", heißt es aus dem Rathaus. Der Mönchsturm gehört der Stadt, sie ist für Erhalt und Unterhalt zuständig. Für den Artenschutz sei Biodiversitätsberater Matthias Franz von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes eingeschaltet. Ehrenamtliche Helfer vom Bund Naturschutz und vom Landesbund für Vogelschutz kümmern sich laut Stadt um Führungen oder die Schaffung von Feuchtbiotopen. Eine konkrete Maßnahme sei, Hundehalter im Saaletal immer wieder auf die Leinenpflicht hinzuweisen.
Mehr als 170 000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr über die Hammelburger Störche auf der Seite www.storchencam.de informiert. Die Live-Bilder vom Mönchsturm liefen unter anderem in Kindergärten, dutzende Nutzer gleichzeitig informierten sich so über Brutpflege im Storchennest, auch weit über Hammelburg hinaus. "Die Homepagestruktur besteht nach wie vor, Teile der Technik sind ebenfalls noch vom letzten Jahr einsetzbar", berichtet Christian Fenn, der die Störche seit Jahren beobachtet und seit 2020 auch 3. Bürgermeister von Hammelburg ist.
Fenn hatte ursprünglich eine Kamera im Turm der Stadtpfarrkirche installiert, im April 2021 schob er erstmals zwei Kameras vorsichtig durchs Dach des Mönchsturms direkt ans Nest. Beide Kameras wurden vom Blitzeinschlag am 28. Juni zerstört. Kritiker führten den Blitzschlag auf die Kamerahalterung zurück, machten Fenn damit indirekt sogar für den Tod der beiden Elternstörche verantwortlich. Fenn beteiligte sich an der Fütterung der Störche und baute eine Konstruktion, mit der tote Mäuse und Küken vom Dachstuhl aus ins Nest befördert werden konnten.
Kamera wird im Rathaus installiert
Auch für Bilder der Jungstörche sorgte Fenn: Im Dachboden des Verwaltungsgebäudes hinter dem Rathaus stellte er eine Kamera auf. Auch Fernsehteams, die sich für die elternlosen Jungstörche interessierten, filmten von dort aus die Fütterung. "Das war nicht ganz optimal: Da die Kamera dort zu niedrig steht, ist der Einblick ins Nest sehr schlecht, der Hintergrund des Bildes besteht aus hellem Himmel", sagt Fenn und hofft auf einen höheren Standort. Er habe bereits Gespräche zur Nutzung des Kirchturms geführt, mittlerweile allerdings wieder Abstand von der Idee genommen.
"Nun werden wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vom obersten möglichen Fenster des Rathauses aus filmen", kündigt Fenn an. Der zweite Stock des Dachbodens sei zwar immer noch niedriger als der Kirchturm, aber deutlich höher als das Verwaltungsgebäude nebenan. Im Hintergrund sei jetzt nicht mehr der Himmel, sondern der Berg zwischen Fuchsstadt und Pfaffenhausen. "Wir erwarten dabei eine bessere Bildqualität." Und der Standort sei nur wenige Meter weiter vom Nest entfernt als das Verwaltungsgebäude.