Als textile Plastiken bezeichnet Graf sie. Bast und Weide, die um Äste gewickelt sind, formen Flächen oder Körper. Diese muten archaisch an wie von einem Urvolk. Manchen lassen sie an Tiere denken. Graf hat seine Flechtkörper einmal Behausungen flüchtiger Geister genannt.
Ein sehr persönlicher spiritueller Einschlag scheint ebenso durch den Titel der Ausstellung durch. "Exfugium und Reposition" verdreht die Wörter Refugium und Exposition. Einerseits soll das darauf hinweisen, dass in seiner Biografie etwas aus den Fugen geraten ist, sagt Graf. Anderseits soll darin eine Neuverortung anklingen.
Neu verorten möchte Graf auch die bildende Kunst. Er möchte sie zu den handwerklichen Ursprüngen zurückführen. Graf beschreibt seine stilistische Ausrichtung: "In den frühen Kulturepochen fühle ich mich mehr zu Hause als in der Moderne und Postmoderne."
Dazu gehört für ihn die Verwendung von Naturmaterialien wie bei seinen Skulpturen aus Findlingen. "Und die vom Wasser vorgeformten und gerundeten Steine tragen durch den ihnen eigenen Charakter schon eine mögliche Plastik in sich, die es zu finden und zu realisieren gilt. Glückt dieser Fund, dann wohnt auch der vollendeten Plastik die zeitlose Ruhe und Selbstverständlichkeit des vom Wasser befriedeten Steines inne", heißt es in einem Katalog einer früheren Ausstellung.
Bei der Präsentation nun unterstützen ihn die Stadt, sein Künstlerkollege, das Kunstreferat der Diözese Würzburg und "Kunst vereint" aus Hammelburg. Anders wäre eine derart große Werkschau nicht möglich. Denn Graf kann nicht einmal beziffern, wie viele Objekte zu sehen sein werden.
Biografie Walter Graf wurde 1957 in Obereschenbach geboren. Dort steht sein Elternhaus. Sein Leben pendelt heute zwischen dem Hammelburger Stadtteil und seinem Künstlerhof in Oberthulba. Graf lernte an der Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim und studierte dann Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Er wurde dort zum Meisterschüler von Professor Wilhelm Uhlig. Nach einer Zeit als freiberuflicher Künstler begann Graf 1996 eine Lehrertätigkeit am BBZ in Münnerstadt. Er kann zahlreiche Ausstellungen und Beteiligungen an Ausstellungen sowie mehrere Preise vorweisen.
Eröffnung Die Ausstellung "Ex fugium und Reposition" wird aufgrund des Umfangs mit einer zweifachen Vernissage eröffnet. Die erste findet am Freitag, 21. September, um 19.30 Uhr im Kellereischloss statt. Die Einführung hält Andrea Brandl, Leiterin der Kunsthalle in Schweinfurt. Die zweite findet am Sonntag, 23. September, um 19.30 Uhr in der katholischen Stadtpfarrkirche statt. Jürgen Emmert, kommissarischer Leiter des Kunstreferats der Diözese Würzburg, führt in die Arbeiten ein.
Ausstellungsorte Die Arbeiten von Walter Graf sind bis voraussichtlich 2. Dezember auf Schloss Saaleck, in der Klosterkirche, in der katholischen Stadtpfarrkirche, im alten Kaufhaus am Marktplatz, im Kellereischloss, im Schlossgarten, im Stadtmuseum und beim Weinbaubetrieb Plewe zu sehen. Es gelten die Öffnungszeiten der jeweiligen Örtlichkeit. Samstags und sonntags sind alle Ausstellungsorte wenigstens von 14 bis 17 Uhr geöffnet.