In Hammelburg und Umgebung gibt es viele streunende Katzen. Die Mitarbeiter und Helfer der Tierschutzschule versuchen das Problem in den Griff zu bekommen. Doch sie scheinen auf verlorenen Posten zu stehen.
Noch geht es in Hammelburg nicht so zu wie in der taiwanesischen Stadt Houtong. Dort haben längst die Katzen das Sagen und sind an jeder Ecke zu finden. Doch die Straßenkatzen breiten sich auch hierzulande immer weiter aus. "In Hammelburg und Umgebung sind es locker zwei bis dreihundert Katzen", sagt Marion Friedl, Vorsitzende der Tierschutzschule, "das ist ein Fass ohne Boden."
Seit 29 Jahren stellen sie und ihre Helfer immer wieder Lebendfallen auf. Die gefangenen Katzen werden dann zwecks Kastration zum Tierarzt gebracht und einen Tag später wieder frei gelassen.
"Wir haben schon ganze Stadtteile gesäubert", erzählt Marion Friedl. Im Jahr sind es bis zu 80 Tiere. Die freigelassenen Katzen werden von freiwilligen Helfern und Futterstellen versorgt.
Gründe für die Katzenplage Das Hauptroblem ist, dass viele Menschen ihre Katze nicht kastrieren lassen. Zur Katzenplage tragen aber auch die Menschen bei, die Mutterkatzen und ihre Jungen aussetzen oder beim Auszug in ihren Wohnungen zurücklassen.
Manchmal werden die Katzen kaltblütig beseitigt, wenn der Halter sich nicht um den Nachwuchs kümmern möchte. "Wenn es zu viele sind, werden sie auch mal erschlagen oder in den Fluss geschmissen", erzählt Marion Friedl.
Nur Kastration würde helfen Auch der Leiter des Hammelburger Ordnungsamtes weiß um die vielen Katzen in der Region. "Das ist ein großes Problem", sagt August Brendan, "weil sie sich ein paar Mal im Jahr vermehren." Die Jungkatzen, die Anfang des Jahres geboren werden, bekommen Ende des Jahres bereits selbst wieder Nachwuchs. "Wenn man nichts dagegen unternimmt, vermehren sie sich massenhaft", sagt Brendan.
Seiner Meinung nach ist das Problem nur in den Griff zu bekommen, wenn man alle streunenden Katzen kastrieren würde. Das wäre zwar sehr aufwendig, würde jedoch die Hauskatzen schützen. Schließlich übertragen die Straßenkatzen oft Krankheiten. Doch das flächendeckende Kastrieren wäre teuer.
Fundkatzen kommen meist in Tierheime. Die sitzen dann auf den Kosten für die Kastration (siehe Zahlen und Fakten). Im Landkreis Bad Kissingen gibt es einzig das Tierheim Wannigsmühle in Münnerstadt.
"Im Jahresdurchschnitt landen hier 700 bis 750 Katzen", sagt Leiterin Ursula Boehm. Pro Jahr fallen durch die Kastrationen Kosten in Höhe von rund 30 000 Euro an. Die werden aus Spenden und eigenen Mitteln finanziert.
Tierheim kommt an seine Grenzen "Langsam aber sicher sind uns Grenzen gesetzt", sagt Ursula Boehm. Ganz im Gegensatz zur Population der Tiere. Daher plädiert die Leiterin des Tierheimes auch für eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht. "Dafür kämpfen wir seit Jahren", sagt Boehm.
In Bayern sei das jedoch schwierig. In den gesetzlichen Vorgaben gebe es auch immer Ausnahmeregelungen. Dennoch sei eine Kastrationspflicht ein Schritt in die richtige Richtung. "Aber selbst dann wird es Jahre dauern, bis wir die Bestände nach unten regulieren", mahnt Ursula Boehm.
Zahlen und FaktenDeutschlandweit gibt es Schätzungen zufolge über zwei Millionen streunende Katzen.
Eine Kastration kostet je nach Geschlecht zwischen 60 (Kater) und 150 Euro (Katze). Eine Umfrage unter 45 bayerischen Vereinen des Tierschutzbundes ergab, dass 2012 allein bei diesen Vereinen 5578 Katzen kastriert wurden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 400 800 Euro.
Nach Auskunkt des Deutschem Tierschutzbundes gehen letztlich alle frei lebenden Katzen auf Privathaushalte zurück.