Trotz Corona-Krise tagten die Vertreter des Abwasserzweckverbandes Thulba-Saale, um wichtige Maßnahmen und den Haushalt auf den Weg zu bringen. Geschäftsführer Burkhard Oschmann erläuterte die Vorsichtsmaßnahmen.
Noch gibt es viele Fragezeichen rund um das Corona-Virus: "Nach derzeitigem Stand des Wissens ist eine Übertragung von SARS-CoV-2 über den Weg des Abwassers sehr unwahrscheinlich", teilt etwa die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin mit. "Bisher ist kein Fall von einer Übertragung durch Abwasser bekannt", berichtet auch Burkhard Oschmann, Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes (AZV) Thulba-Saale. Trotzdem hat er erhöhte Sicherheitsvorkehrungen angeordnet, um den dauerhaften Betrieb der Kläranlage zu gewährleisten.
In der jüngsten Verbandsversammlung erläuterte Oschmann die Regelungen: "Es wurden drei Teams gebildet, die räumlich und zeitlich unabhängig voneinander arbeiten", nannte er als Beispiel. Damit soll sicher gestellt werden, dass bei der Erkrankung eines Mitarbeiters nicht alle elf Mitarbeiter auf einmal ausfallen, weil für sie Quarantäne angeordnet wird. Der Kundenverkehr ist verboten, Fortbildungen sind verschoben und nur wirklich notwendige Arbeiten werden erledigt.
Die Risikostufe für die Kläranlage sei von zwei auf drei erhöht worden. Oschmann selbst habe die Mitarbeiter unterwiesen, besonders sorgfältig zu arbeiten. "Wenn es nicht unbedingt sein muss, dann lassen wir den Dampfstrahler lieber einmal mehr aus, weil dabei ja viele kleine Wassertröpfchen entstehen", berichtet der Geschftsführer, der selbst auch nur zwei bis drei Tage pro Woche in der Verwaltung arbeitet und den Rest im Home-Office erledigt. "Das Personal setzt das sehr gut um", lobte Oschmann seine Mitarbeiter in der Versammlung.
Unter anderem seien zwei Mitarbeiter abgestellt, die ausschließlich die Kläranlagen der Bundeswehr betreuen. Die Trennung geht soweit, dass dieses Team ein eigenes Fahrzeug benutzt und ihre Schutzkleidung zum Reinigen lediglich abgibt, aber sich nicht mehr auf dem Gelände der Kläranlage Hammelburg umzieht. Andere Teams arbeiten versetzt an unterschiedlichen Tagen.
Rund 81 000 Euro teurer
Trotzdem geht der Betrieb weiter, aktuell sei zum Beispiel die mobile Klärschlamm-Entwässerung für mindestens drei Wochen vor Ort. Der Klärschlamm war in der Sitzung gleich mehrfach Thema: Bei der Haushaltsberatung machte Oschmann deutlich, dass dessen Entsorgung jedes Jahr teurer wird. Eine Ursache ist, dass seit Jahresbeginn keine Ausbringung auf landwirtschaftliche Flächen mehr möglich sei. Der AZV muss also jährlich rund 1500 Tonnen entwässern und zur Verbrennung fahren.
Im vergangenen Jahr kostete das rund 184 000 Euro, heuer sind dafür im Haushalt 265 000 Euro veranschlagt. Die Kosten sind nicht das einzige Problem: Es werde immer schwieriger, noch mobile Entwässerungsanlagen zu besorgen. Deshalb plant der AZV eine stationäre Entwässerung. In der Verbandsversammlung wurde einstimmig ein Gutachten auf den Weg gebracht, dass dabei die Behandlung von Schlämmen aus umliegenden Anlagen prüft: Den Zuschlag erhielt das Büro Dr. Scherff, das aktuell auch die Verlängerung der wasserrechtlichen Genehmigung betreut.
Das Gutachten soll klären, welche Schlämme unter welchen Bedingungen aufgenommen werden können und welche baulichen Investitionen dafür notwendig sind. Es könne zwar der Klärschlamm von rund 18 700 Einwohnern dazu kommen, aber: "Die Reinigungsleistung unserer Anlage darf sich durch die Annahme des Klärschlamms nicht verschlechtern", stellte Oschmann auf Nachfrage klar. Geklärt werden müsse auch der spätere Ablauf: "Das sind unterschiedliche Schlämme, die auch nicht gemischt werden dürfen, wenn man sie auf der Anlage sinnvoll weiterverarbeiten will", betonte der Geschäftsführer.