"WiBraPhon" und die Mezzosopranistin Isabell Czarnecki führten die Besucher durch vier Jahrhunderte symphonische Musik.
Symphonische Bläsermusik weckte die Klosterkirche Altstadt aus ihrem Schlummer - eine Seltenheit. Das Privileg, die Barockkirche mit Leben zu füllen, gebührte dem Orchester "WiBraPhon" mit dem Anspruch, die Werke klassischer, europäischer und junger, amerikanischer Komponisten zusammenzuführen.
Ein Experiment auf hohem Niveau, das symphonische Musik aus vier Jahrhunderten verband. Das entsprach ganz dem Geschmack des Orchesters dessen Name sich aus Silben von "Winds, Brass und Phon" ergibt und das "dem Hunger nach Neuem eine Heimat bieten will". Der Großteil der engagierten Musiker entstammt heimischen Blaskapellen und -ensembles und spielte gemeinsam in Auswahlorchestern des Nordbayerischen Musikbunds.
Professor Johann Mösenbichler, der in Linz und Wien verschiedene Instrumente und das Dirigieren studierte, übernahm vor fünf Jahren die Leitung von WiBraPhon, das ihm heute eine "Herzensangelegenheit" ist. Der Österreicher, weltweit in ungezählten Wettbewerben, Konzerten, Workshops und Seminaren tätig und oft dekoriert, dirigiert die Proben gerne mal mit unbeschuhten Füßen, um die Schwingungen besser erfühlen zu können.
Prominente Gäste, die das Ensemble bereichern und von denen es lernt, sind WiBraPhon immer willkommen. Zum Auftritt in Hammelburg hieß die Musiker die Mezzosopranistin Isabell Czarnecki willkommen. Die Salzburgerin mit Studium der Gesangspädagogik und Konzertgesangs, errang sich Anerkennung und Bekanntheit durch ein üppiges Repertoire an Messen, Oratorien, Arien, Liedern und Opernpartien.
Das Programm, durch das die WiBraPhon-Vorsitzende Tanja Berthold führte, eröffnete das Konzert mit der wahrscheinlich im 13. Jahrhundert verfassten "Stabat Mater" von Giovanni Pergolesi, der sich damit ein Denkmal setzte. Schon hier konnte Czarnecki eine überzeugende Kostprobe ihres Könnens durch die Fülle der Töne in der Mittellage geben. Aus der Feder des 45-jährigen erfolgreichen, amerikanischen Komponisten Steven Bryant stammt das darauffolgende "Idyll", ein pastorales Werk, das die sanfte Seite eines Blasorchesters aufzeigte und in Ruhe und Andacht zu genießen war.
Eines der berühmtesten Stücke Georg Friedrich Händels, die sinnliche Melodie "Ombra mai Fú" aus der Oper "Xerxes" wie auch des Opern-Vielschreibers Gioachino Rossinis "Fac ut portem" - ebenfalls aus der "Stabat Mater" - gab Solistin Isabell Czarnecki erneut die Möglichkeit die Vielfalt ihrer Stimme ausdrucksvoll einzusetzen. Eingebettet zwischen diese Werke fand sich mit Michael Markowskis "Embers" (Asche), die nachdenkliche Komposition, die den schwindenden Geisteszustand seines Vaters mit all seinen Begleitumständen in Töne fasst.
Als leisen, sehr harmonischen und melodischen Choral erarbeitete Eric Whitacre sein "Lux Aurumque" mit ungewöhnlichen Rhythmen und Klangkombinationen, dessen Umsetzung den Auswahlmusikern von WiBraPhon hervorragend gelang. Viele Sänger und Chöre kennen das "Ave Maria", das Giulio Caccini zugeschrieben wird, aber aus der Feder des russischen Gitarristen und Komponisten Waldimir Wawilow stammt - eine berührende Melodie, prädestiniert für Czarnecki.
John Mackeys "Sheltering Sky" - Schutz unter dem Himmel suchend - entpuppte sich als heiteres, nostalgisches Portrait einer vergangenen Zeit. Fließende Sätze ließen sich in einem übergreifenden Bogen mühelos miteinander verweben.
Mit den Blumen für eine herausragende Solistin und einen perfekten, einfühlsamen Dirigenten verknüpfte sich die Anerkennung in Form von "Standing ovations" für ein symphonisches Blasorchester, das nahtlos ineinander wirkte und seinem Können und guten Ruf alle Ehre machte.