Architekt Roland Nörpel hat im Stadtrat drei Farbkonzepte für das künftige Bürgerhaus vorgestellt. Für ihn steckt hinter der Entscheidung die grundsätzliche Frage nach dem Umgang mit dem Gebäude neben dem Rathaus.
Rot oder sandfarben? Das ist die Frage, die Architekt Roland Nörpel in der jüngsten Stadtratssitzung stellte. Konkret gemeint sind damit die künftigen Umrandungen der Fenster aus Betonwerkstein. Für den Planer steckt hinter der Frage aber sehr viel mehr: "Soll das Bürgerhaus die kleine Schwester oder der kleine Bruder des Rathauses sein oder ein Kontrapunkt dazu?" Diese grundsätzliche Entscheidung müsse der Stadtrat demnächst treffen. Auf Nachfrage gab Nörpel auch eine eigene Antwort: "Aus meiner Sicht verträgt das Bürgerhaus als Gebäude der Stadt eine Ähnlichkeit zum Rathaus." Vor einem endgültigen Beschluss soll jedoch zunächst der Sanierungsbeirat eine Empfehlung abgeben.
Gesims, Farbe oder LED-Lichtband?
Architekt Roland Nörpel berichtete, dass es eine Bemusterung mit jeder Menge Betonwerkstein-Platten gegeben hat: Von rot bis grün sei alles probiert worden. "Rote Eisenoxyd-Töne spielen auf dem Marktplatz eine große Rolle", sagte der Planer und zeigte Fotos etwa von den roten Sandstein-Gewänden am Rathaus. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Grün- und Umbra-Töne etwa im Muschelkalk oder im gelben Sandstein. Am Ende stellte Nörpel drei Farb-Konzepte vor: Rote Fenstergewände mit einem hellen, aber nicht weißen Putz oder sandfarbene Gewände entweder mit einem dunkleren oder einem helleren Putz. Die Kombination aus sandfarbenen Gewänden und einem ähnlich gefärbten Putz würde zu einem "homogenen und eher monolithischen Gesamteindruck" führen. "Das schreit ja förmlich nach dem Sanierungsbeirat", forderte CSU-Stadtrat Patrick Bindrum eine Einbeziehung des Beratungsgremiums.
Neben der Farbe sprach der Architekt weitere Details an: Im genehmigten Bauantrag sei ein Strich in Höhe der Traufe, also zwischen Ober- und Dachgeschoss, in Richtung Marktplatz eingezeichnet. "Das hat uns jetzt ein Jahr lang beschäftigt", blickte Nörpel zurück. Die Frage sei, ob der Strich im Antrag als Gesims ausgeführt werden müsse, ob eine farbliche Gestaltung reiche oder die Vorgabe einfach ignoriert wird. Denkbar wäre laut Stadtverwaltung auch ein LED-Lichtband. "Baurechtlich sind wir frei, wie wir damit umgehen", stellte Nörpel klar. Aus seiner Sicht lasse sich aus einer einfachen Linie in der Bau-Eingabe keine bestimmte Gestaltung ableiten. "Muss es wirklich ein Gesims sein?", fragte der Planer deshalb den Stadtrat. Aus seiner Sicht ist eine konstruktive Abtrennung mitten in der Fassade lediglich "eine Anhäufung von Mängelursachen im Wärmeverbundsystem".
Auf Nachfrage wurde der Architekt noch direkter und bezeichnete das Gesims als "überflüssig wie ein Kropf". Auch mit dieser Frage beschäftigt sich nun zunächst der Sanierungsbeirat. CBB-Stadtrat Alexander Stolz wollte zudem bis zur nächsten Sitzung geklärt haben, ob es bei der Gestaltung der Fassade auch Festlegungen durch den Bürgerentscheid gebe, die den Stadtrat in seiner Entscheidung einschränken.
Sitzflächen in den Fensternischen
Als weiteren Punkt stellte der Architekt auch Details zu den Fenstern vor: Zum einen sollen die Fenster in Eiche gefertigt werden, zum anderen gebe es eine besondere Konstruktion: Die Planer haben Parallel-Aufstell-Fenster vorgesehen, die sich beim Öffnen lediglich rund zwölf Zentimeter in den Raum hinein schieben. "Damit können wir auf eine Absturzsicherung verzichten", betonte Nörpel. Das sei deshalb wichtig, weil die Fenster-Nischen als Sitz-Möglichkeit eingerichtet werden. Das Personal könne also lüften, ohne dass eine Gefahrsituation entsteht oder große Fensterflügel in den Raum hineinragen.
Die Stadtverwaltung kündigte an, dass sich der Sanierungsbeirat noch in dieser Woche mit der Gestaltung des Bürgerhauses befasst und eine Empfehlung abgibt. Auf Nachfrage aus dem Gremium stellte Stadtbaumeister Detlef Mohr zudem klar, dass das Dach nicht, wie im Plan dargestellt, grau eingedeckt wird, sondern naturrote Biberschwanz-Ziegel zum Einsatz kommen, die sich an der Umgebung in der Altstadt orientierten. Aktuell richten die Zimmerleute den Dachstuhl des Bürgerhauses auf.