Aufbruch im ländlichen Raum

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Die Segnung der Traktoren im Rahmen des Freiluft-Gottesdienstes an der Christkönigskirche in Lager Hammelburg nahmen die Pfarrer Alfons Schöpf (links) und Rüdiger Bernhardt (rechts) vor.Winfried Ehling
Die Segnung der Traktoren im Rahmen des Freiluft-Gottesdienstes an der Christkönigskirche in Lager Hammelburg nahmen die Pfarrer Alfons Schöpf (links) und Rüdiger Bernhardt (rechts) vor.Winfried Ehling
100 Traktoren und Landmaschinen verschiedener Bauarten und Zeitepochen reihten zum Gottesdienst an der Christkönigkirche auf. Winfried Ehling
100 Traktoren und Landmaschinen verschiedener Bauarten und Zeitepochen reihten zum Gottesdienst an der Christkönigkirche auf. Winfried Ehling
 
100 Traktoren und Landmaschinen verschiedener Bauarten und Zeitepochen reihten zum Gottesdienst an der Christkönigkirche auf. Winfried Ehling
100 Traktoren und Landmaschinen verschiedener Bauarten und Zeitepochen reihten zum Gottesdienst an der Christkönigkirche auf. Winfried Ehling
 
Die Segnung der Traktoren im Rahmen des Freiluft-Gottesdienstes nahmen die Pfarrer Alfons Schöpf (l.) und Rüdiger Bernhardt (r.) vor.Winfried Ehling
Die Segnung der Traktoren im Rahmen des Freiluft-Gottesdienstes nahmen die Pfarrer Alfons Schöpf (l.) und Rüdiger Bernhardt (r.) vor.Winfried Ehling
 
Natur nutzen heißt auch Natur schützen ist eine der Devisen von Land schafft Verbindung (LsV). Winfried Ehling
Natur nutzen heißt auch Natur schützen ist eine der Devisen von Land schafft Verbindung (LsV).                      Winfried Ehling
 

Eine Demonstration der Solidarität und des Einsatzes für eine Zukunft auf dem Land lockte 100 Traktoren und Landmaschinen aus der ganzen Region zur Christkönigskirche ins Lager Hammelburg.

Eine Demonstration der Solidarität und des Einsatzes für eine Zukunft auf dem Land lockte 100 Traktoren und Landmaschinen aus der ganzen Region zur Christkönigskirche ins Lager Hammelburg. Dem Ruf der Bewegung "Land schafft Verbindung" (LsV), die im vorigen Herbst gegründet wurde, folgten zudem 198 engagierte Menschen, die im ländlichen Raum leben und arbeiten.

Die "Traktoren-Segnung" stellte sich im Rahmen des kirchlichen Akts auch als konzertierte Aktion heimischer Landwirte dar, die öffentliche Debatten fordern und demokratisch wie selbstbestimmt dafür sorgen wollen, dass der ländliche Raum zum Ort gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Aufbruchs wird. Das Leben auf dem Lande sollte vorrangig von den Menschen bestimmt werden, die dort arbeiten und sich einbringen, um dieses Leben auch künftig zu erhalten.

Ansprechpartner geschaffen

Der Funke dieser Idee aus den Niederlanden sprang 2019 auch nach Deutschland über, wo es hieß: "Wir wollen etwas machen", informiert Pressesprecher Dominik Herrmann. Zu bearbeitende Themen gibt es genug, beispielsweise die Düngemittel-Verordnung, der Insektenschutz, der "Green deal" oder das Nachhaltigkeitspaket. "Etwas machen" führte vor drei Wochen zur Gründung des LsV Bayern um der Bewegung Strukturen zu geben und Ansprechpartner zu finden. Bundesweit ist die Vereinigung längst kein unbeschriebenes Blatt mehr - man denke an die machtvolle Demo in Berlin und Aktionen in anderen Städten.

Von LsV-Vize-Landesvorsitzenden Klaus Hochrein organisiert, gestalteten die beiden Standortpfarrer Rüdiger Bernhardt und sein katholischer Amtskollege Alfons Schöpf sowie eine Kapelle unter Leitung von Michael Schröder den Gottesdienst am Siebenschläfer-Tag, zu dem mehr Gläubige kamen als erwartet. Die Geistlichen erinnerten daran, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebe, auch Gott und der Glaube sind beteiligt.

Der aus der ehemaligen DDR stammende Pfarrer Bernhardt gab in seiner Predigt ein treffendes Beispiel aus seiner früheren Heimat wie Bauern zu reinen Produzenten degradiert wurden, die das Soll ihrer Arbeit immer höher schrauben müssen. "Ohne Gott und Sonnenschein, bringen wir die Ernte ein", hieß die Propaganda-Parole, die verbesserte Arbeitsbedingungen versprach. Doch hinter den Arbeitenden standen die Polizei und Schlägertrupps. "Nur wenige hatten den Mut sich zu verweigern, um als freie Bauern leben zu können".

Versuchungen sind geblieben

"Als ich nach Franken kam, wurde ich eines Besseren belehrt", räumte Bernhardt ein. Doch die Versuchungen, Landwirte zu manipulieren, seien auch heute noch gegeben. "Sie kommen nur in anderen Kleidern daher - in Nadelstreifen, mit Köfferchen und Versprechungen", warnte Bernhardt, der dies mit dem Sündenfall im Paradies verglich. Wer in den Apfel beiße, sei war zwar schlauer, aber auch draußen aus Eden.

"Das Wesentliche ist die innere Haltung zur Schöpfung. Der Boden ist kein biochemischer Extrakt, den es auszuschöpfen gilt. Ohne Ehrfurcht vor dem Boden, keine Ehrfurcht vor der Arbeit des Bauern, die in Dankbarkeit und Demut das Geschenkte entgegen nehmen soll", betonten die Geistlichen.

Dem schloss sich der Segen für die Traktoren, die Menschen und Tiere, Geräte und landwirtschaftlichen Betriebe an. Die Teilnehmer fuhren dabei aus dem Gelände auf die Straße, wo ihnen die Geistlichen den Segen spendeten und sammelten sich an der nahe gelegenen Biogas-Anlage. Dort gab es eine Erfrischung und eine kurze Kundgebung von Hochrein, der für das Engagement in Land schafft Verbindung warb.

Die Ziele: Das Leben auf dem Land gemeinsam stark machen. Keine Spaltung, Natur nutzen und schützen gehören zusammen. Land- Forst- und Ernährungswirtschaft als heimische Lebensgrundlage fördern, Vorschriften wissenschaftlich begründen, Verantwortung für die Zukunft tragen und Vorurteile abbauen. Schließlich gelte es auch, Heimat zu erhalten, denn Kulturlandschaften sind mehr als reine Produktionsstandorte.