Die Hammelburger Einrichtung der Carl von Heß'schen Sozialstiftung nimmt derzeit keine neuen Bewohner auf.
Seit einigen Tagen machen in der Stadt Gerüchte über das Dr.-Maria-Probst-Seniorenheim die Runde. Sie sind eine der Folgen, die eine Überprüfung der Einrichtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), der die Pflege in Heimen kontrolliert, ausgelöst hat.
Wie eine Sprecherin des MDK Bayern auf Nachfrage bestätigt, fand im August eine "Anlassprüfung" statt, bei der Defizite festgestellt wurden. Aus Datenschutzgründen nennt der MDK keine Details. Aufgrund der Mängel beauftragte die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern (Arge) im September eine Wiederholungsprüfung.
Als Folge wurde für das Haus die Aufnahme von Bewohnern gestoppt. Der Aufnahmestopp sei dem Heim nicht vorgeschrieben worden, stellt Marco Schäfer klar. "Wir haben aufgrund des Prüfberichts freiwillig auf weitere Aufnahmen verzichtet, um Luft zu holen und die Mängel abzustellen", sagt der Stiftungsvorstand der Carl von Heß'schen Sozialstiftung, des Trägers der Einrichtung. Der Aufnahmestopp soll zeigen, dass die Stiftung die Mängel ernst nehme.
Schäfer erklärt zunächst einmal, dass es gerade bei einem so großen Haus wie dem Probst-Heim normal sei, dass bei Überprüfungen durch den MDK immer wieder einmal Dinge festgestellt werden. Er räumt aber ein, dass die Mängel, die aufgetaucht sind, nicht zu dem Qualitätsverständnis der Stiftung passen. Das Verfahren sieht vor, dass eine Pflegeeinrichtung eine Stellungnahme an die Arge abgeben muss. Laut Schäfer ist das bereits vor etwa zwei Wochen passiert.
Die Stiftung setzt nun auf eine neue Leitung für das Probst-Heim. Zum 1. November, also faktisch ab Freitag, soll sie ihre Arbeit beginnen. Nach einer Einarbeitungszeit sollen dann wieder Bewohner aufgenommen werden. Schließlich ist die Auslastung nicht nur für einen wirtschaftlichen Betrieb wichtig, es gebe auch eine starke Nachfrage, sagt Schäfer. Das Probst-Heim bekommt demnächst sogar zusätzliche Plätze. In einem Anbau entstehen 14 Einzelzimmer und ein Veranstaltungsraum.
Die Carl von Heß'sche Sozialstiftung ist eine kreiseigene Stiftung. Der Landkreis ist über den Stiftungsrat vertreten. So zog die Situation im Probst-Heim größere Aufmerksamkeit auf sich. Wie berichtet wird, hat Thomas Bold (CSU), Landrat und zugleich Vorsitzender des Stiftungsrats, die Fraktionssprecher des Kreistags am Rande der Kreistagsfahrt über die Prüfung durch den MDK und die Folgen informiert - was die Kreistagsmitglieder hören mussten, wurde mit Verwunderung aufgenommen, wie zu erfahren ist. Auf eine Sondersitzung des Stiftungsrats wurde aber verzichtet, da der Stiftungsvorstand schon Lösungen in die Wege geleitet hatte, heißt es. Die Beseitigung der Mängel fällt denn auch in die operative Zuständigkeit des Stiftungsvorstands und nicht des Stiftungsrats, wie der Landkreis auf Nachfrage mitteilt.