Geflügelhalter im Landkreis Bad Kissingen wappnen sich mit Schutz- und Hygienemaßnahmen gegen den H5N8-Erreger.
Die Familie Vogler hält auf ihrem Hof in Neuwirtshaus 50 000 Hühner für die Eierproduktion. Fast ein Viertel davon als Freilandtiere. Wie reagiert der Familienbetrieb auf die Nachrichten von verendeten Tieren aufgrund des Vogelgrippe-Erregers? "Wir sind in Warteposition und überpfüfen alle Schutzmaßnahmen", sagt Mareike Vogler. Diese Vorsorge betreibe der Bauernhof ohnehin das ganze Jahr über, sagt die Unternehmerin aus Neuwirtshaus.
Plastiküberzüge, Überzieher für die Schuhe, Desinfektionsmatten, die vor den Ställen liegen und mögliche Keime an den Stiefeln abtöten - die Hygiene spielt eine große Rolle für den Eier-Betrieb. Vor dem Hintergrund von bestätigten Geflügelpest-Fällen bei Wildtieren werde Mareike Vogler aber noch sensibler, erzählt sie. Eine geplante Stallbesichtigung hat sie bereits abgesagt.
Doch sie warnt vor Panikmache: "Die Leute sollten sich nicht verrückt machen", sagt Mareike Vogler. "Solche Fälle gibt es zu Zugvogelzeiten immer wieder."
Lage wird sorgfältig beobachtet
Die Regierung von Unterfranken beobachtet die aktuelle Lage "sehr sorgfältig", teilt Pressesprecher Johannes Hardenacke auf Anfrage dieser Zeitung mit.
"Aktuell ist der hochpathogene Virustyp der Vogelgrippe in Unterfranken noch nicht angekommen, wir müssen aber jederzeit damit rechnen." Er weist darauf hin, dass die örtlichen Veterinärämter bei den Landratsämtern über ausreichend Erfahrung aus der Vergangenheit verfügen und weist auf die Vogelgrippe aus dem Jahre 2006 hin. Jederzeit könnte das Amt kurzfristig reagieren, sagt der Pressesprecher.
Eine Konsequenz wäre die Anordnung einer Stallpflicht.
Das würde für die Tiere bedeuten: Ausgangverbot. Indem die Hühner in den Stall gesperrt werden, sollen sie vor dem H5N8-Virus geschützt werden, der von infizierten Tieren übertragen werden kann. Ob das Veterinäramt des Landratamtes so eine Stallpflicht anordnen wird, konnte gestern niemand beantworten.
"Dazu muss die weitere Entwicklung abgewartet werden", hieß es gestern auf Anfrage aus dem Landratsamt. Ohne Weiteres ginge das allerdings nicht: "Ein Aufstallungsgebot bringt für die Tierhalter erfahrungsgemäß erhebliche Probleme mit sich, da viele Haltungseinrichtugnen nicht für eine dauerhafte Stallhaltung ausgelegt sind." Das Amt empfiehlt in solchen Fällen Voileren, die "rundum verschlossen und überdacht" sein müssen.
Jürgen
Günder, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Oerlenbach, macht sich keine Sorgen um seine Tiere: "Da kann nichts passieren. Unsere Tiere kommen nicht mit Wildtieren in Berührung." An der geplanten Ausstellung, die Wochenende in Ramsthal stattfindet, soll sich nichts ändern. 150 Tauben und Hühner sollen in der Sporthalle präsentiert werden. Ein halbes Dutzend Züchter aus Oerlenbach und der Umgebung bringen ihre Tiere mit.
Die haben keinen Kontakt zu wildlebenden Tieren, meint Jürgen Günder, wodurch das Risiko einer Übertragung des Erregers nicht gegeben sei. "Wir halten uns das ganze Jahr über an Hygienemaßnahmen", sagt der Kleintierzüchter aus Oerlenbach.
Verschleppung verhindern
Das Landratsamt gibt Tipps, wie sich Bürger verhalten sollen, wenn sie verendete Wasser- oder Hühnervögel finden: Möglichst nur
mit Schutzausrüstung einsammeln, verpacken und an der Veterinäramt zur Untersuchung weitergeben. Der Appell des Amtes: "Eine Verschleppung von Seuchenerregern muss durch geeignete Desinfektionsmaßnahmen verhindert werden."
Verschärft sich die Entwicklung in Bayern, rechnet Mareike Vogler auch hier mit einer Stallpflicht, die bereits in anderen Landkreisen angeordnet wurde. "Für die Hühner ist das kein Drama", meint die Unternehmerin. Die müssten dann vorerst auf ihre Wiese verzichten, erklärt sie weiter. Der Markt wiederum auf Eier von Freilandhühnern.