Eine Gruppe aus Sri Lanka macht Station in der Kurstadt. Eine Begegnung als erster Schritt gegen den Pflegekraft-Notstand in der Region?
Eine Delegation aus Sri Lanka hat sich im beruflichen Fortbildungszentrum (bfz) in Bad Kissingen über Pflegeberufe informiert. Wie werden Pflegestufen unterteilt, wie steht es um die Ausstattung der Pflegekräfte, wie sieht die Pflege für Demenz-Kranke aus - bei einer Begegnung in der bfz-Berufsfachschule in der Columbiastraße bekamen die Männer aus Fernost Antworten.
Eine Woche verbringen die Sri Lanker auf Einladung des Wirtschaftsministeriums in Bayern.
Ihr Besuch soll den Weg für wirtschaftliche Beziehungen ebnen. In Bad Kissingen hat das schon mal funktioniert.
"Unser Bedarf an Pflegekräften lässt sich nicht decken", sagt Peter-Wolfgang Großmann, Koordinator beim bfz in Bad Kissingen. Schon jetzt gebe es in der Region nicht annähernd ausreichend Fachleute. Der Mangel geht soweit, das mancherorts Abteilungen schließen mussten, sagt er.
Am bfz können sich Menschen in solchen Pflegeberufen qualifizieren. Das Bildungszentrum arbeitet mit der Carl von Heß´sche Sozialstiftung zusammen, die im Landkreis sechs stationäre Einrichtungen, einen ambulanten Dienst und zwei Anlagen mit dem Modell "Betreutes Wohnen" betreibt. In deren Pflegeeinrichtungen arbeiten schon jetzt Pflegekräfte von den Philippinen oder aus Indien. "Erfolgreich", sagt Stiftungsvorstand Marco Schäfer.
Der kann sich gut vorstellen, künftig auch Sri Lanker einzustellen.
Bekannt als Perfektionisten
Den klassischen Beruf der Pflegekraft gibt es auf der Insel im Indischen Ozean nicht. Jens Kayser, der die Delegation begleitet, vergleicht die Ausbildung mit dem, was man in Deutschland als Pflegekraft kennt. "Die Pflege ist auch für Sri Lanka ein großes Thema", sagt Mihira Wickramarachchi.
Der Unternehmer ist nicht zum ersten Mal in Deutschland. Was für ihn die Arbeitsweise hier ausmacht? "Deutsche wollen alles perfekt machen", sagt er. Mihira Wickramarachchi spricht darüber, dass sich die Ausbildung in seinem Land dem europäischen Standard annähern sollte. Und darüber, dass er dafür die Azubis gerne auch nach Deutschland schicken würde.
Für Fachkräfte aus Sri Lanka spricht aus Sicht von Jens Kayser so einiges: "Sie sind
fleißig, gebildet, leicht zu integrieren, mutig, offen und haben wenig Berührungsängste, ins Ausland zu gehen." Dass sicher einige nach ein paar Arbeitsjahren in Deutschland wieder zurück in ihre Heimat gehen würden, findet Peter-Wolfgang Großmann legitim. "Wir sind auf Leute aus dem Ausland angewiesen."
In ihrem Heimatland kümmern sich hauptsächlich die Familien um die Angehörigen, erzählt Dr. Kithsiri Edirisinghe.
Seniorenheime, meist mit christlichen Träger, gebe es nur wenige. Problematisch sei die Situation vor allem deshalb, weil die wenigsten Häuser barrierefrei gebaut und eingerichtet sind.
Jens Kayser begleitet die Abordnung. Die sri-lankischen Unternehmer aus dem Gesundheitswesen wollen verstehen, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert.
Während ihrer Woche in Bayern besucht er mit ihnen eine Fachmesse in Nürnberg, die Universität in Erlangen, ist in München und auch für einen Tag in Bad Kissingen. "Sie kriegen auch ein Kulturprogramm geliefert", sagt er und lächelt. "Damit sie ein positives Gefühl mit der Region verbinden."