Etwas andere Dienstbesprechung

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Pokal im Champions League Format für die siegreichen Schützen aus Reiterswiesen. Bürgermeister Thomas Leiner (links) gratuliert Burkard Faber. Foto: Werner Vogel
Pokal im Champions League Format für die siegreichen Schützen aus Reiterswiesen. Bürgermeister Thomas Leiner (links) gratuliert Burkard Faber.  Foto: Werner Vogel

Beim Bürgermeisterschießen konnten sich Stadtverwaltung, Behörden und Vereine in lockerer Atmosphäre austauschen.

Die Idee hat durchaus Charme: Die Stadtverwaltung sucht den Dialog mit Behörden, Polizei, und Vereinen, nicht hochoffiziell sondern ungezwungen bei einem Schießwettbewerb. Als Anreiz stiftet der Oberbürgermeister einen Pokal - im Champions League Format- obwohl hier nicht mit dem Fuß sondern mit Revolver und Kleinkaliber geschossen wird. Man findet einen anspruchsvollen Namen und einen Schützenverein, der das organisatorisch stemmt.
Die Schirmherrschaft übernimmt der Oberbürgermeister und daraus wird eine kleine Tradition.
Da sitzt dann der Leiter des Ordnungsamts neben dem Polizeichef und dem Schützenvereinsvorstand und dabei geht es nicht nur um die Schießergebnisse.
Das "Bürgermeisterschießen" im Schützenhaus Reiterswiesen findet nicht nur an der Schießbahn seine Freunde, sondern im Rahmen des traditionellen Fischessens der Edelweißschützen auch ein dankbares Publikum für die Siegerehrung. Dass die Idee auch tatsächlich zum gewünschten Effekt führen kann, verriet Thomas Lutz, städtischer Organisator des Rakoczyfestes. "Die damals veränderte Festzugsroute haben wir mit der Kissinger Polizei hier beim Bürgermeisterschießen schon mal vorbesprochen."
"Es lebe der kleine Dienstweg" bestätigte auch 3. Bürgermeister Thomas Leiner, der allerdings bedauerte, dass in diesem Jahr doch einige Behörden fehlten, die Bundespolizei sei sonst immer dabei, aber in diesen Zeiten sind staatliche Stellen wohl ziemlich gefordert, vermutet der ehemalige Grenzschützer.


Pokal geht nach Reiterswiesen

Zum 6. Bürgermeisterschießen trafen sich neun Mannschaften am Kleinkaliberstand der Reiterswiesener Schützen und feuerten, was das Zeug hält, auf die 25 Meter entfernten Scheiben. Alles bestens organisiert vom Sportleiter Burkhard Voll und seinem wachsamen Standpersonal, das schon mal helfend eingreifen muss, wenn das mit dem Nachladen nicht so recht klappen wollte.
Dass die Behörden gegen die Profis der Schützenvereine aus der Kernstadt, Reiterswiesen, Nüdlingen und Oberleichtersbach das Nachsehen hatten, war nicht verwunderlich. Die Polizei trainiert eben nicht mit Kleinkaliber und unter den Angestellten der Stadt finden sich nur vereinzelt treffsichere Schützen wie Thomas Lutz, der immerhin als bester "Laie" den 4. Platz in der Einzelwertung belegte.
Bürgermeister Leiner, der die Pokale überreichte, nahm dann auch die Rathaustruppe in Schutz, die das Schwarze auf den Scheiben eher selten traf und sich deshalb mit dem Trostpreis begnügen musste. Der sportlich engagierte Bürgermeister regte bei "seiner" Stadtverwaltung an, im nächsten Jahr das angebotene Training vielleicht doch zu besuchen. Es schmerzte ihn auch ein wenig, dass der Pokal nicht mehr in der Kernstadt bleibt. Die "königlich Privilegierten von 1458" mussten den Gesamtsieg den gastgebenden Reitsch'wieser Edelweißschützen überlassen, die mit Michael Ziegler auch den besten Einzelschützen stellten. Der wird vom Publikum gefeiert, aber das alles wird nicht so tierisch ernst genommen. Dass nach dem sportlichen Wettkampf die Protagonisten aus den Verwaltungen und den Vereinen zusammensitzen und kleine Alltagsprobleme aus der Welt schaffen können, ist der erhoffte Nebeneffekt.