Heute beginnt für viele Kinder die Schulzeit. Doch auch für Karl-Heinz Deublein bedeutet das dieses Jahr einen Neuanfang.
In seinem Amt als Schulleiter ist Karl-Heinz Deublein von der Grundschule in Wartmannsroth zur Sinnberg Grundschule in Bad Kissingen gewechselt. Im Interview erzählt er von seinen Zielen, seinem Schreibtisch und was er als Schüler so angestellt hat.
Sind Sie vor dem ersten Tag genau so aufgeregt wie die Abc-Schützen?
Karl-Heinz Deublein: Ich kann mir vorstellen, dass ich auch nervös sein werde.
Weil es einfach eine Umgebung mit neuen Eltern, Schülern und Kollegen ist. Ich denke, das ist normal, aber ich freue mich darauf, es zu erleben. Ich habe die vergangenen Wochen schon dazu genutzt, um mich vorzubereiten und diese Aufregung ein bisschen zu lindern. Sie wird mit Sicherheit da sein, aber das gehört dazu.
Sie waren bereits neun Jahre Schulleiter.
Haben Sie in dieser Zeit viele blaue Briefe geschrieben?
Bisher habe ich noch keinen blauen Brief geschrieben. Wenn es Probleme gibt, kann es sein, dass eine Mitteilung vom Lehrer kommt. Wenn es sich um eine größere Sache handelt, dann versuche ich, die Eltern telefonisch zu erreichen.
Wie war das in Ihrer eigenen Schulzeit? Haben Ihre Eltern blaue Briefe bekommen?
Oh!
(lacht) An die Briefe kann ich mich nicht erinnern.
Da müssten Sie meine Eltern fragen. Aber wenn mein Vater beim Elternsprechtag war, saß ich aufgeregt zu Hause und dachte: Oh Gott, mit welchen Informationen kommt er wohl heim, was kriegt er dort alles erzählt?
Was hat ihr Vater denn erfahren?
Naja, dass man zum Beispiel mal eine Unterrichtsstunde geschwänzt hat, oder ob man vielleicht im Unterricht zu laut war. Vielleicht auch, dass man die Hausaufgaben abgeschrieben hat und dabei erwischt worden ist.
Solche Sachen eben.
(lacht) Vor einem Schulausschluss hatte ich aber keine Angst. Soweit ging es nicht.
Wenn Sie nun mit den Eltern der Schüler sprechen, wieviele Nerven kostet sie das?
Gespräche mit den Eltern sind für mich sehr wichtig und überwiegend angenehm. Zu Gesprächen mit Eltern kommt es natürlich auch, wenn irgendetwas ihrer Meinung nach nicht rund läuft. Dann machen sich Eltern Sorgen um ihr Kind.
Diese Sorgen nehme ich ernst und suche mit den Eltern nach Lösungen.
Was war eigentlich der Grund für den Schulwechsel?
Ich wollte eine neue Herausforderung, eine neue Schulstruktur kennenlernen und sehen, wie es an einer größeren Schule ist. Zudem wollte ich vom Ländlichen in die Stadt hinein. Das ist auch nochmal ein Unterschied. Von vier auf 15 Klassen ist natürlich schon ein großer Sprung.
Sie wohnen in Oberthulba.
Ist mit dem Schulwechsel ein Umzug vorgesehen?
Nein. Die Entfernung von Oberthulba nach Wartmannsroth ist ungefähr die gleiche wie die von Oberthulba nach Bad Kissingen. Von daher ist das ganz gut zu machen. Es tut auch manchmal ganz gut, um manches auf dem Heimweg zu verarbeiten oder sich auf dem Hinweg schon ein paar Dinge zu überlegen. Das finde ich ganz gut so.
Haben Sie schon konkrete Pläne für Projekte oder Veränderungen, die Sie einführen wollen?
Es gibt ein paar Ansatzpunkte, die ich interessant finde. Wie zum Beispiel die Lernentwicklungsgespräche. Die haben wir an meiner alten Schule geführt, und ich halte das für eine ganz gute Maßnahme. Wir sprechen mit den Eltern und den Schülern über die Stärken und Schwächen des Kindes.
Ich kann mir gut vorstellen, das auch hier statt des Zwischenzeugnisses einzuführen und würde gerne noch einen Schritt weiter gehen. Am liebsten würde ich alle Gespräche im Beisein des jeweiligen Kindes durchführen.
Was bringen Sie noch aus Wartmannsroth mit?
Es gibt Etliches, was hier schon läuft, das will ich erst einmal übernehmen und anlaufen lassen.
Es gibt verschiedene Projekte, die sich bewährt haben, die man nicht über den Haufen wirft. Mir ist es ganz wichtig, die Kollegen, Eltern und Kinder kennenzulernen und dann wirklich alle mitzunehmen. Es geht nicht darum, dass ich sage, ich selbst möchte das, sondern wir als Schule wollen etwas. Nur so kann es auch gelingen. Ein Ansatzpunkt wäre vielleicht die Monatsfeier, die wir in Wartmannsrtoh durchgeführt haben.
Bei der haben die Kinder etwas für ihre Eltern und Mitschüler vorgeführt.
War das so etwas wie eine Talent-Show? Oder wie muss man sich diese Feier vorstellen?
Nein. Die Kinder haben etwas aus dem Unterricht gezeigt. Zum Beispiel ein schönes Lesestück oder ein Gedicht. Auch aus der Mathematik haben sie vorgestellt, wie sie mit Geld gerechnet haben, oder wie sie Quader und Würfel zerlegt haben. Das haben sie den anderen Kindern erklärt.
So standen die Kinder im Mittelpunkt dieser Feier. Die haben sie sogar selbst moderiert. Dadurch haben sie auch gelernt, vor anderen Kindern zu sprechen und sich zu präsentieren. Das ist ein wichtiger Punkt, der oft vergessen wird.
Ideen haben Sie also im Gepäck. Aber was bringen Sie an Dingen mit?, anders gefragt: Was darf auf Ihrem Schreibtisch nicht fehlen?
Was ich zwischendurch gern habe, ist eine Tasse Kaffee, das ist klar.
Aber ich habe hier schon einen Kalender für 2015 mit verschiedenen Sprüchen hängen. Die geben neue Anreize, die ich mir vor Augen halten kann.
Was für Sprüche?
Eben Zitate, die den Blick wieder auf das Wesentliche lenken. Damit man nicht vergisst, dass um einen herum ganz viele verschiedene Charaktere sind und jeder Charakter auch ernst genommen werden muss.
Was ,glauben Sie, wird die schwerste Aufgabe, die auf ihren Tisch kommt?
Mir liegt am Herzen, dass die Zusammenarbeit mit dem Kollegium und mit den Eltern funktioniert. Sprich, alle Seiten zu sensibilisieren, aufeinander zuzugehen, und dass wir Lehrer noch mehr versuchen, uns in die Rolle der Eltern zu versetzen und sie zu verstehen. Das ist eine große Aufgabe, denke ich. Weiter habe ich ja schon gesagt, dass ich gerne alle mit auf meinen Weg nehmen möchte.
Das wird nicht immer gelingen, weil es eben doch oft eingefahrene Strukturen gibt, die Sicherheit geben. Diese Sicherheit muss man einfach zum Teil verlassen, um neue Wege einzuschlagen.
Was wünschen Sie sich für das neue Schuljahr?
Dass ich gut ankomme, Unterstützung von Eltern und dem Kollegium erfahre und man meine Unwissenheit in bestimmten organisatorischen Abläufen entschuldigt, falls mal etwas schief laufen sollte.
Vor allen Dingen wünsche ich mir, dass es mir weiterhin Spaß macht, täglich in die Schule zu kommen. Außerdem, dass ich Fortschritte erkennen kann, Erfolge meiner Arbeit sehe und akzeptiert werde. Ich hoffe auf ein gutes Miteinander mit dem Ziel, die Kinder bestmöglich nach vorne zu bringen.
Das Gespräch führte
Robert Huger