Wer beim Musikantenfrühling in Bad Kissingen Jodler erwartet hatte, wurde enttäuscht: 1000 Freunde alter und bekannter Schlager aber kamen voll auf ihre Kosten bei einem Galaabend der Volksmusik im Bad Kissinger Regentenbau. Außerdem gab es noch eine echte Welt-Uraufführung. Und das alles live.
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) sagte es so: "Dieses Festival nimmt mir meine Vorurteile über Volksmusik." Fazit nach fast vier Stunden im ausverkauften Regentenbau: "Ein wirklich toller Abend." Diese Ansicht teilten 1000 verzückte Besucher.
Die meisten sind in der Altersgruppe 60 plus, aber auch Teens und Twens erlebten eine Gala der guten Laune. Dabei standen die Leistungen der "Amateure" denen der Profis mit langer Bühnen- und TV-Unterhaltung nicht nach. Und: Nichts kam vom Band, alles war live; Text-Patzerchen inklusive.
"Erste unter Gleichen" waren Gaby Albrecht mit ihrer fantastischen Alt-Stimme und einer der drei Casting-Gewinner, Siegbert Juhasz aus Arnstein. Für ihn war es ein Heimspiel: Seine Fanclubs aus Schwebenried und Büchold stärkten ihm lautstark den Rücken. Juhasz überzeugte - John Mayall lässt grüßen - mit Mundart-Songs und intelligenten Texten über die legendäre Werntal-Eisenbahn oder Mohnblumen.
Klassischen Gesang studiert haben Valerie und Marian, sie im Dirndl, beide aus Lübeck. Sie gefielen mit Schmuse-Songs. Bösartige mögen "Küss mich, halt mich, lieb mich" für eine Schnulze halten, das Publikum aber schmolz nur so dahin.
Dessen Geschmack traf auch der dritte Casting-Sieger Gerhard Runge aus Dürrfeld. Er schwärmte gekonnt von einem Leben im Einklang mit der Natur und der alten Kultur. Brachte Runge den Saal zum Schunkeln, so brachten ihn die Routiniers Oliver Thomas und Stefan Mross zum Toben. Zwei-Meter-Mann Thomas, Typ Traum-Schwiegersohn, bot Schlager aus der Jugendzeit der meisten Zuhörer. Mross führte als Moderator, Sänger und Trompeter durchs Programm. Auch wenn manche Witzchen nicht mehr ganz taufrisch waren, so kamen sie doch an. Ein Highlight war Gaby Albrechts Interpretation des Gefangenen-Chors aus Nabucco. Das hätte auch Italienern gefallen. Das Publikum war ergriffen.
Es gab auch eine Welt-Uraufführung. Johannes Köhler hatte für Kay Blankenburg am Freitag eine "Ode an den OB" komponiert - als Dank an den Initiator des Musikanten-Frühlings. Begleitet wurden die Künstler souverän vom Orchester Otti Bauer, das in der Branche längst einen erstklassigen Ruf hat. Als "Anheizer" hat sich das Jugendmusikkorps bestens bewährt.
Die Promis verteilten gerne Autogramme und verkauften noch lieber ihre CDs. Dabei zeigte sich, wie viele treue Fans sie haben. Einige waren aus Magdeburg, Nürnberg und Hambrücken angereist. So weit hatten es Gertrud Budig und Karl-Heinz Schäfer nicht. Sie kamen aus Hofheim. Schäfers Tochter hatte ihnen die Tickets geschenkt, weil "sie weiß, dass wir solche Veranstaltungen lieben". Beide waren begeistert.
Gaby Albrecht kam 1956 in Magdeburg zur Welt, sang bereits als Achtjährige im Chor. Sie studierte Gesang und Gesangspädagogik, war anschließend Solistin ein Unterhaltungsorchester Magdeburg. 1988 war ihr erster TV-Auftritt. Einen Plattenvertrag erhielt Gaby Albrecht 1991, 1992 nahm sie erstmals am Grand Prix der Volksmusik teil. 1996 verfehlte sie beim Grand Prix der Volksmusik mit "Du bist das Licht" den Sieg um nur einen Punkt. 1997 bekam sie die "Goldene Henne", 1998 die Krone der Volksmusik. Sie hat bis jetzt mehr als 20 Alben aufgenommen. Das aktuelle heißt "Ich freu' mich drauf".
Stefan Mross wurde 1975 in Traunstein geboren, ist Trompeter, Sänger und TV-Moderator. Karl Moik entdeckte den damals 13-Jährigen bei einer Hochzeit. Er wurde einer der erfolgreichsten volkstümlichen Musiker. 1989 gewann Mross für Österreich den Grand Prix der Volksmusik. 1994 belegte er zusammen mit Stefanie Hertel, mit der er von 2006 bis 2012 verheiratet war, den zweiten Platz. Seit 2005 moderiert er die ARD- Sendung "Immer wieder Sonntags". Er hat am Salzburger Mozarteum studiert und eine Gesangsausbildung absolviert. Mross hat 20 Alben aufgenommen, zuletzt "Meine beste Zeit".
Oliver Thomas (Oilver Dyba) aus Alpirsbach in Baden-Württemberg trat bereits als Gymnasiast mit einer eigenen Show bei Galas und Feiern auf. 1997 hatte der 36-Jährige seinen ersten TV-Auftritt und gewann mit "Mädchen sind was Wunderbares" seine erste ZDF-Hitparade. 1998 konnte er diesen Erfolg mit "Märchenaugen" wiederholen. Er hat sich längst einen festen Platz in der deutschen Schlagerszene erobert, ist in vielen Radioprogrammen präsent und oft in beliebten TV-Shows zu sehen. Thomas hat, auch mit eigenen Titeln und Arrangements, bislang neun Alben aufgenommen. Quelle: Wikipedia.
Otti Bauer aus Bad Bocklet hat das nach ihm benannte Orchester im August 1990 gegründet. Er und seine Musiker wurden schnell zum Begleitorchester der Stars Marianne und Michael. Seit 1993 sind sie im Team der "Lustigen Musikanten". Sie waren und sind zudem bei vielen Shows von ARD, RTL, SAT 1, NDR und WDR gern gesehene Gäste, waren im "Fernsehgarten", beim Grand Prix der Volksmusik und auf dem "Traumschiff" zu hören. Otti Bauer und seine Musiker kooperieren mit Stars wie etwa Hansi Hinterseer, Max Greger und Patrik Lindner. Das Ensemble spielt übrigens immer und alles live.