Gibt es im Landkreis zu viele Verkehrszeichen? Dank Tempo-30-Zonen konnten Vorfahrtsschilder abgebaut werden. Doch Parkregelungen und Tempo-Beschränkungen sind ohne Beschilderung nicht möglich.
Glaubt man den Ergebnissen einer ADAC-Umfrage, dann gibt es zu viele Verkehrsschilder in Deutschland. Dieser Meinung waren knapp zwei Drittel der mehr als 1000 Autofahrer, die an einer Online-Umfrage des Clubs teilgenommen haben. Auch die Straßenverkehrsordnung hält nichts von einem sinnlosen Schilderwald und weiß sich damit einig mit der Großen Kreisstadt.
"Wir stellen so wenig Schilder wie möglich auf", versichert der Leiter des Ordnungsamtes, Rainer Warzecha.
Gibt es Schilderwälder in Bad Kissingen? Laut Ordnungsamt nein, sieht man einmal von Plätzen ab wie jenem, wo die Bahnhofstraße die große Kehre macht und zur Bergmannstraße wird. Hier münden noch drei weitere Straßen ein, außerdem beginnt hier das Kurgebiet. Jede dieser Straßen braucht ihre Parkregelung.
Das Einfahrtsverbotsschild in das Kurgebiet sei trotz der Schranke notwendig, denn wenn sich ein Autofahrer hinter den Stadtbus hängt und durchfährt, könnte er ohne dieses Schild nicht belangt werden, betont Warzecha. Außerdem sollte es der Autofahrer wissen, wenn links eine Sackstraße droht.
Rechts vor links
Weitgehend schilderfrei geht es auf einigen Kreuzungen in der Innenstadt zu.
Hier gilt rechts vor links. "Wir wollten damit erreichen, dass sich der Autofahrer an Tempo 30 hält", sagt Warzecha. Selbst an Unfallschwerpunkten wie der Kreuzung Max-/Hemmerichstraße gibt es keine Beschilderung mehr. Die war vom Stadtrat nicht gewollt, da sonst in einer Richtung durchgeschossen würde.
Die am häufigsten in Bad Kissingen zu sehenden Verkehrszeichen sind Halteverbots-Schilder, "und die werden auch am meisten von der Bevölkerung
gewünscht", fährt Warzecha fort. So zum Beispiel gegenüber von Grundstückseinfahrten, weil man dann leichter mit dem Wagen herauskomme.
Eher welche aufstellen
Akuten Handlungsbedarf, weitere Verkehrszeichen im Bereich der Polizeiinspektion Bad Ki s singen wegzunehmen, sieht Verkehrssachbearbeiter Lothar Manger nicht. "Wir müssten eher wieder welche aufstellen", sagt der Polizeihauptkommissar.
Vor allem zugunsten von Tempolimits. Manger verweist unter anderem auf eine scharfe Rechtskurve im Bereich des Schindbergs. Hier gebe es bergab in Fahrtrichtung Münnerstadt vermehrt Unfälle bei feuchter Fahrbahn: "Auf diese Gefahr muss man die Autofahrer hinweisen. Die Menschen nehmen oft ihre Eigenverantwortung nicht wahr."
Gleiches galt für die B 286 zwischen Oerlenbach und Arnshausen.
Nach dem Ausbau der Straße wurde laut Manger die Geschwindigkeitsbeschränkung in Richtung Oerlenbach entfernt. Dann habe es plötzlich Unfälle gegeben. Leichte Vertiefungen in der Fahrbahn sorgten für feuchte Stellen, die für den Autofahrer nur schwer erkennbar seien. Darum sei die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder gekommen. Erst auf 80, dann auf 60 km/h.
Auch andernorts mussten Schilder wieder aufgestellt werden. Zum Beispiel jene, die vor Wildwechsel warnen.
Dafür haben sich laut Manger die Jagdpächter eingesetzt.
Bewährt hat sich die Rechts-vor-Links-Regelung auf der Bad Kissinger Amtsgerichtskreuzung, betont der Verkehrssachbearbeiter der Polizei. Seit dem Umbau der Kreuzung sei die Fahrbahn weiter weg von der Hauswand, die Maxstraße sei besser einsehbar geworden. Hier gab es keine Unfälle mehr.
Problematisch, aber regelkonform
Problematischer ist
laut Manger dagegen die Kreuzung Max-/Hemmerichstraße. Sie liegt in einer Tempo-30-Zone, deshalb wären Schilder nicht regelkonform, es gilt rechts vor links. Man habe schon viel versucht, zum Beispiel über Markierungen und Umbauten. Vergeblich, die Kreuzung sei ein Unfallschwerpunkt geblieben. "Die Leute sehen, dass einer kommt und fahren trotzdem", sagt Manger etwas ratlos.
In Zahlen heißt das: 2012, vor dem Umbau, hat es hier neun Mal gekracht, 2014 waren es sogar 16 Unfälle.
"Auch in Hammelburg versuchen wir, Einsparungen bei den Schildern vorzunehmen", sagt Peter Sell vom dortigen Ordnungsamt, doch sei das meist sehr schwierig. So verweist Sell auf Bürgeranträge, wo was zusätzlich gesperrt werden sollte.
Und der Verkehrsüberwachungsdienst müsse immer wieder belegen können, dass Knöllchen angesichts der Beschilderung auch legitim sind. Richtig Verkehrszeichen einsparen konnte die Stadt allerdings dank der Tempo-30-Zonen in der Kernstadt und den Stadtteilen.
"Wir bauen Schilder ab, die schon ewig stehen, deren Sinn sich aber nicht erschließt", sagt Michael Krug, der Leiter des Bauhofes Bad Brückenau.
"Wir haben nicht mehr so viele Schilder wie früher, und das war auch unser Ziel." Auch in der Innenstadt hätten viele Verkehrszeichen entfallen können, wäre nach dem Ausbau eine Tempo-30-Zone eingerichtet worden. Doch das war laut Michael Krug aus Sicherheitsgründen nicht möglich.