Ein Zeichen der Gemeinsamkeit

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Neben Oberpfälzer Kulturgut pflegt die "Egerländer Familienmusik Schmidt" aus Leonberg in der Oberpfalz die Musik von der Eger. Foto: Peter Klopf
Neben Oberpfälzer Kulturgut pflegt die "Egerländer Familienmusik Schmidt" aus Leonberg in der Oberpfalz die Musik von der Eger.  Foto: Peter Klopf
"Herzschmerz und dies und das" kennzeichnen den Fränkisch-Egerländer Heimatabend. Fotos: Peter Klopf
"Herzschmerz und dies und das" kennzeichnen den Fränkisch-Egerländer Heimatabend.  Fotos: Peter Klopf
 
Blasmusik vom Feinsten präsentierten "Die Böhmischen" von der Hammelburger Stadtkapelle, unter der Leitung von Klaus Bauer.
Blasmusik vom Feinsten präsentierten "Die Böhmischen" von der Hammelburger Stadtkapelle, unter der Leitung von Klaus Bauer.
 

Beim Fränkisch-Egerländer-Heimatabend begeisterten die Ensembles die Zuhörer mit traditionellen und oft in mundortlichen Weisen vorgetragenen Liedern und Musikstücken.

Als nach Kriegsende viele Egerländer ihre angestammte Heimat Hals über Kopf verlassen mussten, konnten sie außer wenigen Habseligkeit nur ihre Kultur Richtung Westen mitnehmen. Wenn auch oft nicht gerne als Vertriebene aufgenommen, so haben sie sich nach und nach in der neuen Heimat eingegliedert. Obwohl sie "Franggen" geworden sind, hing ihr Herz immer noch an ihrer alten Heimat.
Doch jene, die noch im Egerland geboren sind, werden immer älter und nach rund 70 Jahren droht die Kultur auszusterben. Einer der dieses erkannt hat, ist der im Egerland geborene Franz Egerer aus Trimberg. Bereits 1997 hat er beim Organisator des damaligen Fränkischen Abends, Ludwig Moritz, angeregt, gemeinsam mit den "Ureinwohnern" von Rhön und Saale einmal pro Jahr einen Fränkisch-Egerländer Heimatabend zu veranstalten. Neben dem bestehenden Fränkischen Abend sollte ein Abend durchgeführt werden, bei dem beide Kulturkreise gemeinsam im Mittelpunkt stehen.

Viele Gruppen aufgelöst

Franz Egerer schlug auch Egerländer-Ensembles für den Abend vor. Dies tut er auch heute noch, wenngleich es wird immer schwieriger wird, Gruppen aus dem Egerland zu finden. Viele Gruppen haben sich aufgelöst, weil die Mitglieder alle über 70 Jahre alt sind und die Nachkommen nichts mehr mit der alten Kultur zu tun haben wollen. "Ich bin trotzdem froh und dankbar, dass im Fränkischen Heimatabend einige fränkische Gruppen unsere Musik und Kultur noch wiedergeben. Wir sind hier in der Region einige der wenigen, die die Egerländer Kultur noch zu Wort kommen lassen", sagt Franz Egerer stolz.
Und so hatte jedes Ensemble neben fränkischem Brauchtum beim Fränkisch-Egerländer-Heimatabend im Bad Kissinger Rossini-Saal auch etwas Egerländerisches im Repertoire. Den Anfang machten 16 Musiker mit dem Namen "Die Böhmischen" von der Hammelburger Stadtkapelle, unter der musikalischen Leitung von Klaus Bauer. Mit der Polka "Jetzt geht's los" von Roland Kohler schlugen sie die erste Brücke ins Egerland. Mit beidruckenden Interpretationen auf hohem Niveau begeisterte die Truppe auf Anhieb. Richtig hin schmolz das Publikum aber mit der Polka "Böhmischer Traum", die Norbert Gälle für seine Scherzachtaler Blasmusik komponierte. "Die Frankobarden" nennt sich ein Chor unter der Leitung von Karl-Heinz Wolbert mit neun gestandenen Mannsbildern, die sonst fränkische Lieder singen. Da der frühere Bezirksheimatpfleger Reinhard Worschech und zwei seiner Brüder Egerländer sind, kamen mit "Der böhmische Wind" und "Af d Wulda" (Auf der Moldau) Egerländer Lieder aufs Tablett.

Volkstanz und Gedichte

Auch "Die Spessart-Spielleut", das sind Lissy und Hans Heilgenthal aus Gemünden, hatten Egerländer Musik im Programm. Für die fränkische Mundart gab Hans Heilgenthal eigene Gedichte zum Besten, während Reinhard Worschech für die Egerländer Sprache zuständig war. Auch die Volkstanzgruppe Arnshausen hatte neben fränkischen Rund- und Figurentänzen mit dem "Kurnauer Dual" (der Kurnauer Dorothea)einen Egerländer Tanz unter den Füßen.
Das Egerland vertraten diesmal die "Egerländer Familienmusik Schmidt" aus Leonberg in der Oberpfalz. Das sind Peter Schmidt und seine Kinder Veronika und Matthias. Mit Ziehharmonika, Kontrabass, Klarinette oder Dudelsack stimmten sie Egerländer Weisen an. "Ich selbst bin nicht im Egerland geboren, sondern in die Egerländer Kultur hineingewachsen genauso meine Kinder, weil meine Eltern aus dem Egerland kommen. Für mich ist der Unterschied Egerland - Oberpfalz nicht so groß, da wir die gleiche Sprache sprechen. Es hat mir einfach Spaß gemacht. Ich kann mit Heimatschmerz nichts anfangen. Wir sind in die Oberpfalz eingegliedert. Ich finde einfach die Musik und Kultur aus beiden Regionen sehr gut", sagt Peter Schmidt. Sein Anliegen sei es, die gute Musik aus der Oberpfalz und dem Egerland zu pflegen.
Dass sie die Musik auch beherrschen, zeigten sie mit dem "Fuhrmanns-Marsch" oder dem Egerländer Sprachkurs über das "Stodltouatiarl" (die Scheunentortüre).
Auch wenn nur ein Dutzend "echte" Egerländer im bis auf den letzten Platz besetzten Rossini-Saal waren und viele Gäste aus nah und fern sprachlich nicht alles verstanden, so war dennoch das Publikum begeisterte von dem musikalisch und mundartlichen Schlaglicht beider Volksstämme.
Leicht und locker, wie in gewohnter Weise, führte Organisatorin Gabi Kanz durch den Abend.