Zum 170. Jahrestag der traditonsreichen Kissinger Sängervereinigung werden "Die Jahreszeiten" von Joseph Haydn gesungen. Insgesamt werden über 150 Menschen auf der Bühne stehen.
Schon Kaiserin Sisi, das russische Kaiserpaar, der König von Bayern und Bismarck haben dem Gesang der Kissinger Sängervereinigung gelauscht. Damals waren die Sänger aber noch unter dem Namen "Liedertafel Bad Kissingen" bekannt. Im Mai steht nun das 170. Bestehen an, für welches schon eifrig geprobt wird. Gesungen werden "Die Jahreszeiten" von Haydn. Die haben aber überhaupt nichts mit Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" zu tun. "Die kennt eben jeder", sagt Chorleiter Hermann Freibott, "viele verwechseln das."
Die Sängervereinigung zählt normalerweise 56 Mitglieder. Für das Jubiläumskonzert am 3. Mai im Rossini-Saal hat sie Verstärkung organisiert. Der Haydn-Chor aus Eisenstadt, die Thüringen Philharmonie und drei Solo-Sänger werden mit auf der Bühne stehen.
Zeit ist knapp, Sänger gesucht Gemeinsam proben werden die rund 150 Sänger und Musiker jedoch erst zwei Tage vor dem Jubiläumskonzert. Damit das reibungslos funktioniert, müssen die Sänger auch einzeln für sich üben. "Jedes Chormitglied hat eine Übungs-CD bekommen", sagt Hermann Freibott. Auf dieser CD ist zum einen die jeweilige Singstimme und zum anderen der Chor ohne die entsprechende Einzelstimme zu hören. "Das verlangt absolute Disziplin", sagt Vorsitzender Wolfgang Russ. "sonst könnten wir so etwas nicht einüben." Doch die nötige Begeisterung sei bei allen vorhanden.
Identifikation mit dem Werk Auf insgesamt zweieinhalb Stunden Spielzeit dürfen sich die Besucher des Jubiläumskonzertes freuen. "Das wird körperlich und musikalisch anspruchsvoll", sagt Herrmann Freibott. Ein Werk dieser Größenordnung sei Neuland für den Chor. "Es zählt zu den großen Meisterwerken", pflichtet Schriftführer Carsten Ahlers bei. Zudem enthalte es viele Elemente, die für die damalige Zeit sehr modern waren.
Das Werk "Die Jahreszeiten" trägt den Beinamen "Volksoratorium", da es sich textlich weniger auf religiöse Dinge bezieht wie sonst bei dieser Art Musikstück üblich. "Es kommt dem Chor entgegen", sagt Hermann Freibott, "jeder kann sich damit identifizieren." Das Stück werde von allen mit innerer Begeisterung gesungen.
Diese Identifikation mit dem Oratorium Haydns kommt nicht von ungefähr. "Wir wandelten auf den Spuren des Künstlers", sagt Cartsen Ahlers. Die Sängervereinigung besuchte gemeinsam das Schloss Esterházy in Eisenstadt, wo Haydn seinerzeit viele Jahre als Hofmusiker arbeitete. Zudem besichtigten sie das Haydn-Mausoleum, das Ziel vieler Musikliebhaber aus der ganzen Welt ist.
Die Kissinger Sängervereinigung 1845 wurde die Sängervereinigung als "Liedertafel Bad Kissingen" gegründet.
1855 Krise: Nur noch elf aktive Mitglieder waren verblieben.
1884 Höchststand: Die Liedertafel hatte 202 Mitglieder.
1914-1918 Während des ersten Weltkrieges fanden keine Veranstaltungen der Liedertafel statt.
1943 Zusammenschluss mit der "Sängervereinigung" zu einer einheitlichen Singgemeinschaft
1945 Formeller Zusammenschluss der "Liedertafel" und der "Sängervereinigung"
1958 Ehrung durch Bundespräsident Theodor Heuss mit der "Zelterplakette"
1972 Zusammenschluss mit dem "Frankenchor" zur "Kissinger Sängervereinigung"
1988 Erlangung der Leistungsstufe 1 beim Leistungssingen des Fränkischen Sängerbundes
1992 Erlangung der Leistungsstufe 2 des Fränkischen Sängerbundes
1995 150-Jahr-Feier im Rossini-Saal
2005 Das offizielle Vereinslogo wurde entworfen.
2015 Zum 170. Jahrestag findet am 3. Mai ein Konzert im Max-Littmann-Saal mit anschließendem Empfang statt.
Proben Einmal im Monat gibt es eine Sonderprobe. Erfahrene Sänger dürfen sich gerne noch anschließen. Termine sind der 21. Februar, der 14. März und der 18. April. Geprobt wird jeweils von 10 bis 17 Uhr in der Sinnberg-Grundschule.