Ein Fehlalarm wöchentlich für Bad Kissinger Feuerwehr

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Sobald ein Brand gemeldet wird, muss die Feuerwehr ausrücken. Egal ob es brennt oder nicht. Foto: Benedikt Borst
Sobald ein Brand gemeldet wird, muss die Feuerwehr ausrücken. Egal ob es brennt oder nicht. Foto: Benedikt Borst

2013 musste die Feuerwehr Bad Kissingen 60 Mal wegen Fehlalarmen ausrücken. Die Bilanz: 18 000 Euro Kosten. Schuld sind auch ganz neue Warnsysteme.

Heiligabend war zwar nicht ruiniert, aber es hätte anders laufen sollen. Stadtbrandinspektor Harald Albert ist gerade mit der Familie zur Bescherung ins Wohnzimmer gegangen. Die Geschenke liegen unterm Baum, wie jedes Jahr. Doch dann meldet sich der Notrufpiepser und teilt Albert mit, dass die Geschenke noch ein wenig warten müssen. Nach einer halben Stunde ist er wieder zuhause und ärgert sich über den Fehlalarm. "Wir sind unverrichteter Dinge wieder gefahren.
Eigentlich hätten wir auch daheim bleiben können", sagt er.

Ein Fehlalarm pro Woche

Natürlich ist auch an Feiertagen mit Einsätzen zu rechnen. Aber Fehlalarmierungen sind oft vermeidbar und deshalb bei den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten unbeliebt. "Bagatelle sind das nicht", macht Albert deutlich. Kreisbrandrat Benno Metz stimmt ihm zu: "Es geschieht ja nicht vorsätzlich. Aber es ist ein massives Problem", betont Metz. 60 Mal rückte allein die Bad Kissinger Feuerwehr im vergangenen Jahr aus, obwohl es gar nicht gebrannt hat. Statistisch gesehen ist das mehr als ein falscher Alarm wöchentlich. Landkreisweit werden die Zahlen aktuell noch erfasst. Metz rechnet mit etwa 120 Einsätzen.

Für die Feuerwehrleute ist ein falscher Alarm ärgerlich, weil sie entweder Freizeit opfern oder auf der Arbeit ausfallen. Darunter leidet die Motivation. Für kleine Feuerwehren, die wenige aktive Mitglieder haben, ist das sehr problematisch. Albert nennt ein Beispiel: An mehreren Tagen kurz hintereinander wurde falscher Alarm in einem Hotel in einem Bad Kissinger Stadtteil ausgelöst. Beim vierten Notruf sind von der Ortsfeuerwehr nicht mehr viele Kameraden ausgerückt. Der Einsatz wurde auf die leichte Schulter genommen. "100 Mal ist nichts und beim 101. Mal brennt's dann wirklich", sagt Albert.

Für die Chefs der berufstätigen Feuerwehrmänner sind Fehlalarme lästig, weil sie während der Abwesenheit weiter den Lohn bezahlen. "Da sind einige verärgert", sagt der Stadtbrandinspektor. Das kann für die Kommunen teuer werden, weil die Arbeitgeber sich von ihnen die Lohnkosten erstatten lassen können - auch wenn das zumindest in Bad Kissingen nicht viele tun. "Hier sind die Arbeitgeber noch so kulant, dass etwa 90 Prozent der Kosten nicht an die Stadt weiter gegeben werden", schätzt Albert.

75 Prozent technische Fehler

Teuer wird es für diejenigen, die die Einsätze auslösen. 300 Euro werden in der Regel für einen Fehlalarm in Bad Kissingen in Rechnung gestellt. Vergangenes Jahr entstanden so großteils für die Privatwirtschaft Kosten in Höhe von 18 000 Euro. Viele Alarmierungen gehen von Kliniken und Hotels aus. Auch Immobilien der Staatsbad GmbH wurden 2013 mehrmals angefahren. "Das ist immer wieder verschieden", sagt Albert.

Manchmal liegt menschliches Fehlverhalten zugrunde, etwa wenn direkt unter einem Rauchmelder etwas geschweißt wird. Oft sind technische Probleme die Ursachen. Laut Statistik waren in 75 Prozent aller Fälle Fehler bei den Brandschutzanlagen schuld. Das kann an der Elektrik liegen, oder auch an Rauchmeldern, die falsch eingestellt wurden "Dann muss da natürlich nachgebessert werden", sagt Kreisbrandrat Benno Metz.

Mücken stören die Rauchmelder

Harald Barlage ist Geschäftsführer der Hescuro und Hemera Kliniken in der Schönbornstraße. Allein in der Hescuro Klinik befinden sich über 1000 Rauchmelder, 500 Alarmhupen und 60 Feuernotrufknöpfe im Wert von über 250 000 Euro. Die Anlagen sind für die Betreiber recht teuer, sowohl in der Anschaffung, als auch bei laufenden Kosten. Trotz dem hatte er mit neuer Tech nik Probleme. "Neue Brand meldeanlagen müssen genau justiert werden, was die Empfindlichkeit angeht", sagt Barlage. In beiden Einrichtungen wurde anfangs innerhalb kurzer Zeit mehrmals falscher Alarm geschlagen. Schuld waren Fliegen, die in den Rauchmeldern die Sensoren störten und Alarm auslösten.

Barlage hält es für selbstverständlich, dass Firmen Fehlalarmierungen vermeiden. Nicht nur, weil 300 Euro Gebühren anfallen. "Ich sehe den Schaden eher darin, dass die Bereitschaft der Kameraden abnimmt, hinzufahren", sagt er.