Ein Buch zumWandern

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Viele Jahre haben Klaus Wehner (rechts) und Alois Müller (Mitte) die Bewässerungsanlagen entlang des Baches Aschach zu erkundet. Ihre Erkenntnisse haben sie schriftlich festgehalten und nun in einem Buch veröffentlicht, das nur im Rathaus erhältlich ist. Links Bürgermeister Waldemar Bug. Foto: K. Kupka-Hahn
Viele Jahre haben Klaus Wehner (rechts) und Alois Müller (Mitte) die Bewässerungsanlagen entlang des Baches Aschach zu erkundet. Ihre Erkenntnisse haben sie schriftlich festgehalten und nun in einem Buch veröffentlicht, das nur im Rathaus erhältlich ist. Links Bürgermeister Waldemar Bug.  Foto: K. Kupka-Hahn

Klaus Wehner und Alois Müller haben über die Bewässerungsanlagen an der Aschach geschrieben.

Es läuft in Sachen Kulturweg Aschachtal. Vor wenigen Tagen erst hat Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) die endgültige Förderzusage vom Landratsamt erhalten. Jetzt ist das zum Projekt gehörige Buch "Bewässerungsanlagen an der Aschach und ihren Nebenflüssen" erschienen.
Gemeinsam mit den beiden Autoren Alois Müller und Klaus Wehner packte das Ortsoberhaupt in dieser Woche die ersten Exemplare im Rathaus aus. Groß und schwer sind sie nicht.
Dafür kann man das Büchlein, wie es die beiden Autoren liebevoll nennen, bequem in einen Rucksack packen und somit zu Wanderungen durchs Aschachtal mitnehmen.
Das Werk enthält allerhand Wissenswertes über die Bewässerungsanlagen sowie zahlreiche Karten und alte Bauskizzen, die umfassend erläutert sind. Denn Müller und Wehner haben bei ihren Recherchen für das Buch nicht nur den Abschnitt für den künftigen Kulturweg zwischen Borstmühle und Gemarkungsgrenze Frauenroth untersucht, sondern auch die Wehre und Gräben vom Quellbereich des Baches, der zwischen Weißen- und Einsiedelbrunnen liegt, bis hinter zum Ort Aschach.
Außerdem bezogen sie in ihre Forschungen sowohl den Lederbach, den Stralsbach und die Wollbach als auch die zahlreichen Mühlen an der Aschach mit ein. "Es ist schon beeindruckend, wie die vielen kleinen Bewässerungsanlagen gebaut wurden, nur durch menschliche Kraft und mit ein bisschen Werkzeug", sagt Klaus Wehner.
Parallel dazu beschreiben er und Müller das harte bäuerliche Leben, wie es teilweise bis in die 1960-er Jahre bestand. Schließlich war dies sehr eng mit dem Bach Aschach und den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten des Wassers verbunden.


Mehr als 30 Zeitzeugen

Mehr als 30 Zeitzeugen haben die beiden Pensionäre bei ihren Recherchen befragt und die Gespräche in die Texte eingearbeitet. Somit erfährt der Leser auch von einigen zwischenmenschlichen Besonderheiten,. "Besonders konfliktträchtig war das Verhältnis zwischen Bauern und Müllern. Das Wasser der Aschach unterlag dem Mühlenrecht. Die Bauern durften nur zu festgelegten Zeiten am Wochenende Wasser zur Bewässerung entnehmen. Das führte regelmäßig zu Auseinandersetzungen, da sich weder die eine noch die andere Seite zuverlässig an die Regeln hielt", wird ein Gespräch mit dem früheren Burkardrother Landwirt Walter Metz vom Juni 2014 wiedergeben.
Interessant ist auch das Thema Kanalisation verarbeitet, die in Burkardroth und Zahlbach beispielsweise bis in die 1960-er Jahre fehlte. Die Abwässer wurden in die Aschach eingeleitet, die damals noch nicht so zugebaut war wie heute. Das zog nicht nur eine enorme Geruchsbelästigung oder ein Fische-Sterben nach sich, sondern auch Mückenplagen und die Gefahr von Seuchen. Sogar die örtlichen Ärzte wiesen mehrfach auf die katastrophalen hygienischen Mängel hin, ist in dem Büchlein nachzulesen.


Burkardroth war verschrien

"Deshalb war Burkardroth auch verschrien", erklärt Alois Müller. Klaus Wehner kann sich noch gut daran erinnern, das er als kleiner Bub beobachtet hat, wie eine Wäscherei im Ort ihre Abwässer in die Aschach eingeleitet hat. "Das Wasser hat geschäumt."
Ob nun diese oder andere Kindheitserinnerungen, die übrigens auch in dem Buch nachzulesen sind, den Ausschlag dafür gaben, dass sich Klaus Wehner so für die alten Bewässerungsanlagen interessiert, ist Spekulation. Dennoch "geisterte" die Idee, die historischen Bauwerke und ihre Bedeutung zu erforschen und das Wissen darum zu erhalten, schon einige Jahre in den Köpfen von ihm und Alois Müller herum. Die beiden haben sich über den Rhönklub Zweigverein Burkardroth kennengelernt und waren in den 1990er Jahren dabei, als dort die Idee für den Radweg zwischen Aschach und Frauenroth entstand. Bereits damals wiesen sie auf die kulturhistorische Bedeutung der Bewässerungsanlagen hin. "Aber die Zeit war noch nicht reif dafür", so Wehner.
Zwischen 2000 und 2002 wurde schließlich der Radweg von Aschach bis zur Borstmühle gebaut, 2010 bis nach Frauenroth verlängert. "Deutlich schneller ging es nun mit dem Kulturweg voran", stellt er nun rückblickend fest. 2013 wurden erste Gespräche mit Bürgermeister Bug und der Verwaltung geführt. Jetzt, nur drei Jahre später, nimmt das Vorhaben Gestalt an und wird sogar vom Landkreis finanziell unterstützt.
"Im August werden die Arbeiten zur Rekonstuktion des Wehrs nahe der Gemarkungsgrenze zu Aschach beginnen", fügt der Bürgermeister hinzu. Ende diesen, Anfang nächsten Jahres könnte der Kulturweg dann komplett fertig und mit den Infotafeln versehen sein.
Die nun druckfrischen Bücher bleiben im Rathaus, denn frei verkäuflich sind sie nicht. "Wir werden sie zu Geburtstagen oder besonderen Anlässen verschenken", erklärt Bug. Wnn ein Bürger des Marktes ein Exemplar haben möchte, könne er sich an ihn wenden.