Die Windsbraut und der Schleier

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Blick von Burg Botenlauben auf Bad Kissingen, bald wieder so wie auf diesem Foto mit Fahne. Foto: Werner Vogel
Blick von Burg Botenlauben auf Bad Kissingen, bald wieder so wie auf diesem Foto mit Fahne.  Foto: Werner Vogel

"Die Fahnen auf der Burg sind weg": Vandalismus, Diebstahl? Eine Sage hilft weiter.

Weil eine Burg ohne Fahne nicht lebt, schmückt der Heimatverein Botenlauben in Reiterswiesen die beiden Türme der Festungsruine Botenlauben seit zwanzig Jahren mit dem Wappentuch des Otto von Botenlauben. Von Ostern bis zum Oktober grüßen die Farben der Henneberger das Dorf und die Kurstadt. Bernhard Thomas, Fahnenbeauftragter des Heimatvereins sorgt dafür.

Zuviel Wind

In den nächsten Tagen bleibt die Burg allerdings schmucklos. Nicht, weil dem Heimatverein die Fahnen ausgegangen sind. Grund ist der derzeit heftig wehende Wind, der auf Botenlaubens Höhen, der Sage nach schon vor achthundert Jahren, Gräfin Beatrix zur Verzweiflung gebracht hat. In der Überlieferung heißt es, dass sie auf dem Söller stand und traumverloren in die Ferne schaute, als eine "Windsbraut" - poetisch: stürmisch auffahrender Wind - ihr den kostbaren Schleier vom Kopf riss und in die Weite entführte. Bis nach Frauenroth soll der Sturm das luftige Erbstück aus dem Morgenland entführt haben. Ihr Gelübde, dass sie dort, wo er gefunden würde, ein Kloster stiften werde, löste sie 1231 tatsächlich ein. Schon 1825 bezeugt, wird deshalb in einer kleinen Nische unweit ihres Grabmals in der Klosterkirche ein kleines Stückchen Stoff - jetzt meist von einem Brautschleier stammend - als Erinnerung an die Gründerin gezeigt.

Weil für die nächsten Tage nochmals zunehmender Wind, der die farbenfrohen Tücher wohl zerreißen würde, angesagt wurde, sind die Fahnen wieder abgenommen worden, bleiben die Masten für ein paar Tage leer.

"Sonst reichen selbst vier Fahnen pro Jahr, die der Wind auf den Türmen zerfleddert nicht", meint Bernhard Thomas und verspricht: "Wenn sich die Frühjahrsstürme gelegt haben, dann weht der Henneberger Doppeladler wieder" und "grüßt freundlich den Berg und das Tal" wie es im Bechstein Gedicht über Burg Botenlauben heißt.