Die Kirchenmitglieder im Landkreis schwinden

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Viele Besucher beim Gottesdienst sind eine Seltenheit in den Kirchen des Bad Kissinger Landkreises. Foto: Peter Ending/dpa
Viele Besucher beim Gottesdienst sind eine Seltenheit in den Kirchen des Bad Kissinger Landkreises.  Foto: Peter Ending/dpa
Übersichtskarte der Kirchenaustritte im Landkreis Bad Kissingen. Grafik: Michael Beetz
Übersichtskarte der Kirchenaustritte im Landkreis Bad Kissingen. Grafik: Michael Beetz
 

2014 sind im Landkreis Bad Kissingen 519 Menschen beider Konfessionen aus der Kirche ausgetreten. Die Gründe dafür liegen meist bei überregionalen Ereignissen.

Die Anzahl der Kirchenaustritte im Landkreis ist hoch. Allein in Bad Kissingen kehrten im vergangenen Jahr 149 Menschen der Kirche den Rücken. 98 davon waren Katholiken, 51 waren evangelischen Glaubens. Bei derzeit 18 120 getauften Bürgern bedeutet das einen Rückgang von rund 0,82 Prozent.

Dekan Thomas Keßler kennt die Ursachen, die wohl hauptsächlich für die Kirchenaustritte verantwortlich sind. "Es gibt drei große Themenblöcke, die wir auf unseren Antwortbögen zu den Austritten finden", sagt er. Das sind erstens die Missbrauchskatastrophe, zweitens der teure Bischofssitz in Limburg und drittens, dass die Kirche nicht zeitgemäß ist. Aber auch die Besteuerung der Zinserträge habe so manchen zum Austritt aus der Kirche bewogen. "Da hat die Kirche zu spät informiert", sagt Thomas Keßler. Da habe es ganz offensichtlich ein Kommunikationsproblem gegeben.

So soll es wieder besser werden

Eine Image-Kampagne hält der Dekan nicht für sinnvoll. Da käme sofort Kritik, dass die Kirche Geld für so etwas ausgibt. "Wir brauchen eine gute Medienarbeit", sagt Keßler. Auch müsse die Kirche noch näher am Menschen sein. Gerade die jungen Leute stehen dabei als Zielgruppe im Vordergrund. "Wir müssen uns für ihre Lebenssituation interessieren", sagt Keßler. Da spielen auch die sozialen Netzwerke wie Facebook eine Rolle. Nicht ohne Grund habe der Papst 19 Millionen Follower bei Twitter.

Der Dekan und künftige Generalvikar möchte einen offeneren Umgang der Kirche mit der Bevölkerung. "Wichtig ist Ehrlichkeit", sagt er, "Entscheidungen müssen auf den Tisch gelegt werden." Außerdem solle die Kirche nicht verstecken, was sie hat. Ganz im Gegenteil: "Wir sollten uns nicht dafür schämen, sondern damit Werbung machen", fordert Keßler. Die Besitztümer tragen dazu bei, dass Kirche lebt.

Ohne Moos nichts los

Eines stellt der Dekan unmissverständlich klar: "Kirche braucht Geld", sagt er, "du kannst nur helfen, wenn du Cash hast. Alles andere ist geträumt." Es sei nicht leicht, die Erwartungen zu erfüllen, wenn das Geld dafür fehlt. Vor allem die Personalkosten müssen erst einmal gedeckt werden. Die Mitarbeiter können nicht alle 30 Stunden die Woche ehrenamtlich arbeiten. "Keiner von uns ist je am Reichtum erstickt", sagt Keßler.

Hinzu kommt die Sanierungsbedürftigkeit vieler Kirchen. Da müssen jedoch Abstriche gemacht werden. "Wir sind von früher Rundumerneuerungen gewohnt", erzählt Keßler. Das werde in Zukunft nicht mehr möglich sein. "Einige Kirchen werden wohl nicht mehr renoviert", meint Keßler. Entscheidender Punkt sei immer, dass wenigstens das Dach dicht ist. Laufende Kosten machen es immer schwerer, die Kirchen zu betreiben. "Die Heizkosten fressen die Gemeinden auf", weiß der Dekan.

Austritte anderer Gemeinden

Verhältnismäßig hoch ist der Anteil an Kirchenaustritten in Zeitlofs. Bei 1922 getauften Gemeindemitgliedern bedeuten 19 Austritte einen Rückgang um 0,98 Prozent. In der Gemeinde Sulzthal gab es im vergangenen Jahr nur eine Person, die ihre Mitgliedschaft aufgekündigt hat. Damit ist der Anteil im Verhältnis zu den 833 Kirchenmitgliedern mit 0,12 Prozent sehr gering. Noch niedriger ist der Prozentsatz nur in Geroda (0,11 Prozent). 2014 trat dort ebenfalls eine Person aus der Kirche aus - eine von 875.