Die Fichte muss weg

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Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller (rechts) erklärte bei einer Führung durch den Stangenrother Wald, wie der Naturschutz bei der Bewirtschaftung des Staatsforstes eingehalten wird. Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller (rechts) erklärte bei einer Führung durch den Stangenrother Wald, wie der Naturschutz bei der Bewirtschaftung des Staatsforstes eingehalten wird. Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
Totholz ist wichtiger Lebensraum, nicht nur für Pilze und Insekten. Hier kriecht eine kleine Schnecke an einem Ast entlang.
Totholz ist wichtiger Lebensraum, nicht nur für Pilze und Insekten. Hier kriecht eine kleine Schnecke an einem Ast entlang.
 
Während der Führung durch die Kernzone nutzte die Stangenrotherin Regina Kirchner (Dritte von links) die Gelegenheit, mit Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller (links) über den Wandel der Wälder zu diskutieren.
Während der Führung durch die Kernzone nutzte die Stangenrotherin Regina Kirchner (Dritte von links) die Gelegenheit, mit Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller (links) über den Wandel der Wälder zu diskutieren.
 
DSC 7298 - Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller steht hier vor einem frisch abgeholzten Waldstück in der Kernzone und kommt nicht in Erklärungsnot.
DSC 7298 - Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller steht hier vor einem frisch abgeholzten Waldstück in der Kernzone und kommt nicht in Erklärungsnot.
 
DSC 7311 - Hier erklären Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller (vorne mit Rucksack) und Revierförster Richard Henneberger (orangefarbene Jacke) die Ausmaße der Kernzone im Revier Stangenroth.
DSC 7311 - Hier erklären Forstbetriebsleiter Wolfram Zeller (vorne mit Rucksack) und Revierförster Richard Henneberger (orangefarbene Jacke) die Ausmaße der Kernzone im Revier Stangenroth.
 
DSC 7288 - Ein Waldstück mit allerhand Totholz. Jedoch wurden die Bäume bereits vor zwei Jahren gefällt und liegen gelassen.
DSC 7288 - Ein Waldstück mit allerhand Totholz. Jedoch wurden die Bäume bereits vor zwei Jahren gefällt und liegen gelassen.
 

Bei einer Führung durch das Stangenrother Revier des Staatsforstes informierte der Betriebsleiter darüber, wie sich die Kernzonen im Biosphärenreservat bereits verändert haben. Dort dürfen in den kommenden zehn Jahren noch Bäume abgeholzt werden.

Regina Kirchner ärgert sich. Viele Bäume sind entlang ihrer Lieblingswanderstrecke zwischen Stangenroth und Waldfenster gefällt worden. Auch in anderen Waldstücken rund um ihren Heimatort hat sie am Wegesrand frisch geschlagene Baumstämme und einige Kahlschläge entdeckt. Dabei gehören die Wälder im Forstrevier Stangenroth teilweise zur ausgewiesenen Kernzone im Biosphärenreservat. "Weshalb werden hier Bäume gefällt?", fragt sie.

Am Samstagnachmittag ist sie nicht die Einzige, die das wissen will. Sie möchte Antworten zur Bewirtschaftung der heimatlichen Wälder haben. Insgesamt 17 Bewohner aus Stangenroth, Gefäll und Burkardroth waren der Einladung von Wolfram Zeller gefolgt. Er ist der Leiter des Forstbetriebes Bad Brückenau, der wiederum zu den Bayeri schen Staatsforsten gehört. Gemeinsam mit Revierförster Richard Henneberger hatte Zeller zu einer Führung durch den Staatswald der Gemarkung Stangenroth eingeladen. "Wir wollen Ihnen zeigen, was wir in den Kernzonen machen und inwieweit dabei auch der Naturschutz berücksichtigt wird", erklärte er zu Beginn.


Der Weg

Treffpunkt war am sogenannten Rondell, das den Schnittpunkt der Waldabteilungen Reith, Goldwiese und Grabenweg bildet. Von hier ging es zunächst mit Fahrzeugen hinauf Richtung "Geiersplatte". Dann startete eine über drei Stunden andauernde Führung durch den Staatsforst, die weiter zum Rehbocker Loch über den Erlenberg bis zum Brandenberg ging.
Konditionell wurde den Teilnehmern so einiges abverlangt. Denn streckenweise ging es quer durch den Wald, über Stock und Stein hinauf auf über 800 Höhenmeter durch die künftige Wildnis der Kernzone. Künftig, weil die gewollten Urwälder nicht von heute auf morgen entstehen, aber in manchen Abschnitten ansatzweise schon erkennbar sind. "Die Natur braucht halt ihre Zeit", sagt Wolfram Zeller dazu. Der Fachmann rechnet damit, dass es durchaus 100 Jahre dauern kann, bis sich diese Urwälder gebildet haben. Es sei erklärtes Ziel des Forstbetriebes, die Kernzonen flächen, die etwa zehn Prozent seines Reviers ausmachen, in ihre ursprüngliche Form zurückzuversetzen. "Da es hier überwiegend Buchenwälder gab, nehmen wir die Fichten aus den Beständen heraus", erklärte er, warum die Wälder noch durchforstet werden.


Naturverjüngung

Zehn Jahre haben er und seine Mitarbeiter dafür Zeit, die ersten Hiebe sind bereits erledigt. Wie genau der Fichteneinschlag in den Kernzonen geschieht, zeigten Wolfram Zeller und Richard Henneberger an verschiedenen Standorten. Auf den freigewordenen Flächen werden allerdings keine Buchen nachgepflanzt. "Wir setzen hier ebenso wie in unserem Wirtschaftswald auf Naturverjüngung", erklärt Zeller. Soll heißen, dass auf den Flächen die Samen der umliegenden Bäume aufgehen und sich zu Pflanzen entwickeln sollen. Jedoch werden das nicht immer nur Buchen sein, sondern auch neue Baumsorten, sogenannte Pioniere, wie etwa die Vogelbeere, die Eberesche, Birke und Saalweide. Zudem bleibt ein Teil des geschlagenen Fichtenholzes liegen, um im Sinne des Naturschutzes als Totholz zu verrotten. Schließlich wird diesem für die Zukunft der Wälder große Bedeutung beigemessen.


Einige vom Aussterben bedroht

Totholz bildet in Form von absterbenden Bäumen Lebensgrundlage für Schwämme und Pilze sowie für Käfer und andere Insekten, die sich wieder in den heimischen Wäldern ansiedeln sollen. "Einige von ihnen waren bereits vom Aussterben bedroht", erklärt Zeller. Das ist auch einer der Gründe dafür, weshalb die Kernzonen nicht mehr bewirtschaftet, absterbende Bäume und Äste nicht mehr entfernt werden dürfen.
Auch die Wanderer müssen mit Einschränkungen rechnen, können sich in den Kernzonen nicht mehr überall fortbewegen. Jedoch ist momentan noch unklar, inwieweit die Wanderwege in den Kernzonen bestehen bleiben. "Hierzu gibt es noch Absprachen mit den Kommunen, die mit uns ein Wegekonzept erarbeiten werden", so der Forstbetriebsleiter.


Kompromisse schließen

"Es war für mich eine sehr informative Führung", sagte Waldtraud Kessler am Ende. Sie ist die Vorsitzende des Fremdenverkehrs- und Heimatvereins "Bayerische Rhön" im Markt Burkardroth und könne nun ihren Gästen besser erklären, was in den Wäldern rund um den Markt passiert. Auch Siegbert Schäfer zeigte sich zufrieden mit Wolfram Zellers Führung. Dabei ist der Gefäller als einer der großen Kritiker der Kernzonenpolitik bekannt. "Man muss halt Kompromisse schließen", sagte er. Einzig Regina Kirchner war nicht ganz so zufrieden mit den Ausführungen des Forstbe triebsleiters. "Ich habe ein gutes Gefühl, seine Kompetenz betreffend, aber nicht in der Art und Weise, wie der Umbau in den Wäldern gemacht wird."