In den 1980er Jahren entwickelte sich unter Kindern und Jugendlichen eine spezielle Subkultur.
Es gibt eine Kluft zwischen den Generationen. Sie äußert sich bei Gelegenheiten wie zum Beispiel vor knapp zwei Wochen: Die Kreisräte diskutierten über ein E-Sports-Turnier, also einen Wettbewerb für Computerspieler. Viele der Argumente zeigten, dass sie bis heute überhaupt keinen Zugang zu der Thematik haben und eine Entwicklung verpasst haben, die in den 1980er Jahren begonnen hatte. Damals öffnete sich die Kluft.
Die 1980er Jahre waren das Jahrzehnt der sogenannten Heimcomputer. Eine der am weitesten verbreiteten und millionenfach verkauften Plattformen war der C 64 von Commodore. Er prägte viele, deren Kindheit- und Jugendzeit in das Jahrzehnt fiel. Er schuf Mythen und Erfahrungen, die nur diese Generation teilt. Er begründete die Games-Kultur mit, die sich über spätere Generationen bis zu E-Sports-Turnieren weiter entwickelt hat.
Vorwand zum Kauf: Der PC als Lernhilfe
Am Anfang aber war der Satz: "Ich kann ihn zum Lernen nutzen, für die Schule und zum Hausaufgaben machen." Diese Worte begründeten in etlichen Familien den Besitz eines C 64. Diese Worte waren so etwas wie der Initiationsschwur der C-64-Jünger. Lernen, Hausaufgaben machen - sie wussten es natürlich besser: Auf dem C 64 macht das Spielen richtig Spaß.
War der C 64 an den Antenneneingang des Fernsehgeräts gestöpselt und eingeschaltet, begrüßte der blaue Startbildschirm als Portal zur Acht-Bit-Computerwelt. Um in sie einzutreten, musste man die Losung kennen: LOAD"*", 8 - dieser BASIC-Befehl setzte das Laufwerk in Gang, damit es das erste Programm von der 5,25 Zoll großen Diskette in den Arbeitsspeicher las. Oder vielleicht erst LOAD"$", 8 - um zu schauen, was auf der Diskette überhaupt drauf ist. Nach einer Weile, die sich ziehen konnte, war man mit RUN dann drin in der Welt des jeweiligen Spiels. Und das meistens nicht allein.
Von wegen Single-Player Modus
Entgegen den geläufigen Vorurteilen war Computer-Spielen nie die einsame Angelegenheit, für die sie bis heute gehalten wird, obwohl es damals noch kein Internet und keine Online-Games gab. Eine Handvoll Kumpels, Freunde, Bekannter oder Verwandter versammelte sich im Wohnzimmer um die auf dem Couch-Tisch aufgebaute Apparatur. Der Joystick wurde der Reihe nach weiter gereicht. Oder es spielten zwei Spieler gleichzeitig und gegeneinander. Bei Spielen wie Summer Games war das zum Beispiel möglich.
Diese Simulation der Olympischen Spiele hätte schon damals die Bezeichnung E-Sports redlich verdient, denn sie war durchaus motorisch fordernd. Einige der Disziplinen, die Summer Games versammelte, ließen sich nur gewinnen, indem der Joystick möglichst rhythmisch aber schnell hin- und herbewegt wurde. Es war ein Wettkampf zwischen der Belastungsfähigkeit der Kontakte des Eingabegeräts und der des eigenen Handgelenks.
Hatte der C 64 so nie wirklich eine Bedeutung für die Schule gehabt, so hatte die umso mehr Bedeutung in der Subkultur der Computerspieler. Die Schule, der Pausenhof war der Umschlagplatz für Spiele. Auf diesem wurden sie getauscht, auf diesem gingen sie von Hand zu Hand, als Kopie oder Kopie von der Kopie der Kopie.