Demografie: Altersruhesitz Bad Kissingen

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Demografische Entwicklung im Landkreis Bad Kissingen. Grafik: Michael Beetz, Quelle: Landesamt für Statistik, Recherche: Benedikt Borst
Demografische Entwicklung im Landkreis Bad Kissingen. Grafik: Michael Beetz, Quelle: Landesamt für Statistik, Recherche: Benedikt Borst
Sebastian Vogt
Sebastian Vogt
 

Der Trend ist ungebrochen: Der Landkreis Bad Kissingen wird immer älter. Junge Leute wandern ab, Senioren nutzen die Region als Altersruhesitz. Einigen Kommunen fällt es schwer, Jüngere langfristig zu halten.

Sebastian Vogt (24) aus Zeitlofs studiert in München. Wenn es die Zeit zulässt, fährt er von der bayerischen Millionenstadt in die 2000-Einwohner Gemeinde in der Rhön. Er engagiert sich aktiv im Fußballverein in Oberleichtersbach, seine Freizeit verbringt er dort auf dem Sportplatz. "Mir macht die Arbeit im Nachwuchsbereich sehr viel Spaß. Leider musste ich dieses Engagement aufgeben, da mich das Studium immer mehr in Anspruch nimmt", sagt er.


Dass er sich momentan im Vereinsleben einschränkt, sieht Vogt als eine Phase, die vorbei geht. "Überlegungen, dass ich irgendwann mal komplett von hier wegziehe, hatte ich noch nie." Der 24-Jährige sieht seine private wie auch berufliche Zukunft in der Region.

Arbeitsplätze und Vereinsleben

Er lebt als junger Mensch in einer immer älter werdenden Region. In sieben Jahren ist Vogt 31 Jahre alt und damit 17,9 Jahre jünger als der prognostizierte Altersschnitt in Zeitlofs und 13,9 Jahre jünger als der in Oberleichtersbach. Oberleichtersbach gehört zu den jüngeren Gemeinden des Kreises. "Wir als Gemeinde können da stolz sein", meint Bürgermeister Dieter Muth (Aktive Wählergruppe). Die Gemeinde könne mit einer guten Infrastruktur, der Autobahnanbindung, einem intakten Vereinsleben und Arbeitsplätzen punkten. "Wir haben viele junge Leute, die gar nicht hier weg wollen", sagt Muth.

Studienstandort als Lösung

In Bad Brückenau sieht das anders aus. "Uns trifft die Abwanderung junger Leute", sagt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU). Die Stadt arbeite zwar daran, attraktiv für junge Familien zu sein und sei mit einem Freizeitbad, vier Kindergärten und dem großen Schulangebot gut aufgestellt. "Uns wäre geholfen, wenn wir weitere Bildungseinrichtungen in der Region bekommen würden", sagt Meyerdierks. Mit branchenspezifischen, weiterführenden Schulen könne verhindert werden, dass junge Leute für die Ausbildung wegziehen.

Laut Statistischem Landesamt wird Bad Brückenau Bad Kissingen als älteste Stadt des Landkreises ablösen. Meyerdierks bleibt gelassen. "Die Prognose überrascht mich nicht", sagt sie. Bad Brückenau sei mit 6400 Einwohnern (Stand: Dezember 2013) ein kleiner Kurort. Die rund 800 Bewohner der Seniorenheime und des Kurstifts machen einen großen Teil der Bevölkerung aus und heben den Altersschnitt deutlich.

In Bad Kissingen ist die Situation ähnlich. Die ruhige Kurstadt ist bei Senioren als Altersruhesitz beliebt. "Das ist ja ein Segen", meint Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Der positive Wanderungssaldo, also mehr Zu- statt Wegzüge, habe zuletzt immer den Überhang von Sterbefällen gegenüber Geburten ausgeglichen. "Aber wir müssen natürlich am anderen Ende der Alterspyramide arbeiten." Blankenburg sieht Handlungsbedarf und verweist auf die Bemühungen um einen Hochschulstandort und die Investitionen in Kindergärten und Schulen. "Senioren wollen ja auch nicht nur unter sich sein."


Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Bad Kissingen in den nächsten Jahrzehnten

Alter Die Prognosen des bayerischen Landesamtes für Statistik (Stand: 2009) reichen bis ins Jahr 2021 für Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern. Für größere Kommunen geht die Prognose bis ins Jahr 2029. Demnach altern Münnerstadt und Sulzthal vergleichsweise stark. Über einen Zeitraum von 20 Jahren steigt der Altersdurchschnitt in Münnerstadt um 6,3 Jahre, in Sulzthal steigt er in zwölf Jahren um 6,2 Jahre an. Weniger ausgeprägt altern Wartmannsroth, Wildflecken und Elfershausen: Der Altersdurchschnitt nimmt in zwölf Jahren um je 2,7 Jahre zu.

Einwohnerrückgang Der Landkreis wird zwischen 2013 und 2029 etwa 10 000 Einwohner verlieren. Der Schwund verteilt sich unterschiedlich. Rannungen (-14,6 Prozent) und Wildflecken (-12,4 Prozent) gehören laut Statistischem Landesamt zu den Verlierern. Weniger stark trifft es hingegen Euerdorf (-1,4 Prozent) und Nüdlingen (-1,8 Prozent).