David und Goliath im Zwiegespräch

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Burkhard Ascherl und Michael Lindner (rechts) zauberten strahlende Klangwelten des Barocks in das stimmungsvoll illuminierte Kirchenschiff der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche. Foto: Peter Klopf
Burkhard Ascherl und Michael Lindner (rechts) zauberten strahlende Klangwelten des Barocks in das stimmungsvoll illuminierte Kirchenschiff der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche. Foto: Peter Klopf

Beim Winterzauber stand ein festliches Trompetenkonzert mit Stadtkantor Burkhard Ascherl und dem Trompeter Michael Lindner auf dem Programm.

Kerzen an der Stirnseite der Bänke, ein großer, mit roten Kugel behängter und mit strahlenden Lichtern geschmückter Christbaum im abgedunkelten Altarraum - sie schufen eine stimmungsvolle Atmosphäre für ein Konzert der besonderen Art. Wer den Kissinger Winterzauber verfolgt, weiß, dass stets der Abend des ersten Weihnachtsfeiertages der Schuke-Orgel in der Herz-Jesu Stadtpfarrkirche und Blechbläsern vorbehalten ist. Vom Posaunenensemble bis zum Solo-Trompeter waren schon viele vertreten. Jetzt stand wieder ein festliches Trompetenkonzert mit Stadtkantor Burkhard Ascherl und dem Trompeter Michael Lindner auf dem Programm.
Michael Lindner studierte moderne Trompete, Barocktrompete und Zink u. a. am Royal Northern College of Music (RNCM) in Manchester. Zurzeit arbeitet er als freischaffender Künstler und ist als Solist und Orchestermusiker im In- und Ausland tätig. Burkhard Ascherl ist seit 1993 Stadtkantor von Bad Kissingen und begeistert sein Publikum regelmäßig mit Orgelkonzerten.
Kernstück des Konzertes waren barocke Werke für Orgel und Trompete wie etwa die Suite aus "The Indian Queen" des Engländers Henry Purcell (1659 - 1695), das Concerto D-dur des Italieners Giuseppe Torelli (1678 - 1741), der Choral "Jesu bleibet meine Freude" von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) sowie die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel (1685 - 1759).


Homogene Einheit

Michael Lindner intonierte die Werke auf der Piccolo-Trompete oder der Konzerttrompete. Dabei bildete er eine homogene Einheit mit der Orgel, der Königin der Instrumente, die den strahlenden Glanz des Barocks auferstehen ließ. Ob mit dem hohen zarten Ton der Piccolo-Trompete bei "The Indian Queen" oder dem weichen Ton der B-Trompete - er erschuf Klangwelten aus dem Blech, die bezauberten und im Einklang mit der Orgel zu einem besonderen Erlebnis wurden.
Burkhard Ascherl hatte die Werke für Orgel und Trompete bearbeitet und arrangiert und der Schuke-Orgel auf den Leib geschrieben, damit sie mit der Trompete in idealer Weise zusammen passten. Doch auch Burkhard Ascherl war mit der Orgel solistisch unterwegs. Besonders seine Improvisation über das Weihnachtslied "In dulci jubilo" oder das Allegro maestoso aus der 5. Orgelsymphonie von Charles-Marie Widor zeigten seine Vielseitigkeit und Virtuosität.


Im Atlantik ertrunken

Bezaubernd auch das Scherzo g-moll op. 49/2 von Marco Enrico Bossi (1861-1925). Der Italiener führte ein Doppelleben. Er schrieb Opern und reichlich andere Musik und war andererseits ein international bekannter Konzertorganist, der auf der Rückkehr von einer Amerikatournee auf hoher See ums Leben kam. Es ist natürlich bloßer Zufall, dass die Phrase, die ganz zu Beginn seines Scherzo hervortritt, einen wellenförmigen Verlauf hat, dessen Energie dem Stück seinen Schwung verleiht, während es von leisen Flöten zu vollem Orgelklang aufbaut und wieder verklingt. Ascherl ließ dieses mit Akkuratesse erklingen und gab dem Zungenregister freien Lauf. Mit lang anhaltendem Applaus bedankten sich die rund 400 Zuhörer für ein außerordentliches Konzert, bei dem beide Musiker- trotz kurzer Vorbereitung - Klangwelten erschufen, die nur selten bei Konzerten erklingen.