Weil Theaterspielen nicht mehr möglich ist, haben Schüler eines Projektseminars am Münnerstädter Gymnasium aus einem Theaterstück ein Hörspiel gemacht.
Die Requisiten waren schon gekauft, das Skript für die Theateraufführung weitgehend geschrieben, die ersten Proben angelaufen und dann kam Corona. Aus der Traum von zwei Aufführungen für Mitschüler und Lehrer sowie für die Öffentlichkeit. Das Projektseminar war für zwölf Abiturienten und ihre Lehrerin Susanne Morper wie eine Achterbahnfahrt. Doch die Beteiligten haben Kreativität und Flexibilität bewiesen; sie haben das Beste aus der Situation gemacht. Statt der Theateraufführungen gibt es jetzt ein Hörspiel mit der Komödie "Der Geizige" von Moliere. Zwar hat den Akteuren die Nähe zum Publikum gefehlt, aber eine spannende Sache war die Umsetzung dieser Notlösung auf jeden Fall. Und so fällt auch das Resümee von Susanne Morper positiv aus: "Trotz aller Widrigkeiten war es eine gelungene Sache". Das Projekt-Seminar (P-Seminar) sei immer ein Highlight der Woche gewesen.
Valeria Silva, Elias Stahl und Philipp Schäfer, die coronabedingt für die gesamte Gruppe sprechen, bestätigen diesen Eindruck. Und ein bisschen Stolz schwingt auch mit, wenn Valeria Silva betont: "Wir haben uns alle entwickelt". Es habe auch sprachlich etwas gebracht, ist Philipp Stahl überzeugt.
Als das P-Seminar sich im September 2019 an die Arbeit machte, war die Welt noch in Ordnung. Die Schüler haben den Theaterklassiker aus dem 17. Jahrhundert nach ihren Vorstellungen "entstaubt" und für die heutige Zeit verständlicher gemacht, erklärt Elias Stahl. Alle Kursteilnehmer hatten ihre Aufgaben und Sprechrollen.
Theater und Film nicht umsetzbar
Als dann Corona die Pläne im vergangenen Schuljahr das erste Mal zum Wanken brachte, begann die Suche nach Alternativen. Damals kam die Idee auf, das Theaterstück als Film zu drehen. "Ich habe bis kurz vor Schluss geglaubt, dass es uns gelingt, den Film zu machen", sagt Susanne Morper. "Die Schüler waren weniger optimistisch als ich", ergänzt sie.
"Es war nicht umsetzbar", sagt Valeria Silva. Theaterproben und -spielen mit Maske, das geht einfach nicht. Und so kam mit dem zweiten Lockdown die Idee, ein Hörspiel aufzunehmen. Das Theaterskript wurde um einen Erzähltext ergänzt und das Experiment gewagt. Das erwies sich als ziemlich aufwendig, denn gearbeitet wurde strikt unter Corona-Bedingungen. Die Akteure mussten ihre Rollen einzeln einsprechen, lediglich Elias Stahl war fast immer dabei, weil er sich um die Aufnahmetechnik kümmerte. Die Fenster waren weit geöffnet, um den Part ohne Maske zu lesen.
"Es hat gut geklappt, dafür dass wir wenig Ahnung hatten", stellt Elias Stahl rückblickend fest.
Ein Hörspiel aufzunehmen ist etwas ganz anderes als auf der Bühne zu stehen, stellten die Schüler schnell fest. Für Philipp Schäfer war es interessant, mehrere Versuche zu haben, um den Text perfekt zu machen. Gleichzeitig erzählen die Akteure, dass es sehr schwierig war, die nötigen Emotionen zu entwickeln, wenn man alleine vor dem Mikrofon sitzt oder steht. Vermisst hätten alle auch die Reaktionen aus dem Publikum, sagt Philipp Schäfer, der die Hauptrolle, den Geizigen, sprach. Da viele von ihnen schon Schultheater-Erfahrung haben, wussten sie, wie inspirierend es ist, wenn man vor Zuschauern spielen kann.
Enges Zeitfenster
Weil sie immer wieder neu- und umplanen mussten, wurde am Ende die Zeit ganz schön knapp. Hätten die jungen Leute nur die zur Verfügung Unterrichtsstunden dafür verwendet, wäre das Projekt nie fertig geworden. So nutzten sie Freistunden und Freizeit, um ihr Seminar doch zu einem guten Ende zu bringen.
Ganz abgeschlossen ist die Arbeit für das Hörspiel jedoch noch nicht. Denn seitdem die Aufnahmen abgeschlossen sind, sitzt Elias Stahl vor einem Berg einzelner Audiodateien, die er jetzt schneiden und zusammenfügen muss. Erst dann ist das Hörspiel wirklich fertig. Gut zwei Drittel seien geschafft, erzählt er. Den Rest will er in den nächsten Wochen erledigen. Doch jetzt hat erst einmal das Büffeln fürs Abitur Vorrang. Wenn alles fertig ist und das Einverständnis aller Beteiligten kommt, könnte das Hörspiel dann auf der Homepage des Schönborn-Gymnasiums zu hören sein.