Ehrlichgesagt hab ich darüber noch nie nachgedacht. Zunächst lief Suchtpotenzial ja parallel zu den Musical-Engagements. Aber irgendwann haben wir entschieden, nicht mehr zum Vorsingen zu gehen, keine Engagements mehr anzunehmen. Damit war ich sehr glücklich. Denn es ist etwas vollkommen anderes, die eigenen Stücke auf die Bühne zu bringen, denn es geht um uns. Wenn ich am Theater krank bin, dann kann ich ruckzuck ersetzt werden, jemand anderes spielt meine Rolle, die Show findet statt. Suchtpotenzial funktioniert nur mit uns, nur mit Ariane und mir. Ersetzbarkeit mag kein Mensch - und das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern mit dem schönen Gefühl, etwas erschaffen zu haben, das niemand anderer produzieren kann.
Außerdem litten Sie, wenn ich richtig informiert bin, unter echter, großer Nervosität beim Vorsingen.
Oh ja. Ich litt sehr stark unter Prüfungsangst. Gerade beim Vorsingen, da konnte wich wirklich nicht gut abliefern. Es ist gut, dass ich mich dem nicht mehr aussetzen muss. Wenn wir jetzt eine Wettbewerbssituation haben, ist es ähnlich - aber es sind unsere Texte, die wir abliefern, und außerdem ist Ariane an meiner Seite. Das ist ein gutes Gefühl.
Sex, Männer&Frauen, Transsexuelle bei Disney, Prinzessin, Penisneid und Körpergeräusche: Wer schreibt eigentlich eure Texte?
Beide. Das ist Teamarbeit. Nächstes Jahr kommt ein neues Programm, gerade geht es darum, neue Themen zu finden. Was bewegt die Menschen, was bewegt uns - es geht auch um aktuelle Themen.
Auweia. Werdet ihr jetzt seriös?
Um Himmelswillen, nein! Das werden wir nie. Unsere Sprache wird sich nicht ändern, unsere Direktheit und Albernheit werden bleiben, genauso wie die Improvisationsfreude - wir wollen ungern erwachsen werden. Da nehmen wir uns an Helge Schneider ein Vorbild.
Männer, wir sind genauso scheiße wie ihr - so heißt ein Titel: Seid ihr Machos? Oder macht ihr einfach das, was Männer immer tun?
Wir sind allen Menschen gegenüber respektvoll, höflich und zuvorkommend. Aber ja, wir kokettieren sehr gern mit dem Bild, dass Frauen männliche Attribute zugewiesen werden - oder dass wir nicht das perfekte Bild der Klischee-Frau abgeben, Prosecco-nippende Mutter, die sich opfert für Familie und Wort, nie das F...Wort benutzt. Das aufzubrechen macht uns einfach Spaß. Das ist aber keine Fassade: Wir sind auch privat so! Die Charaktere sind sehr nah bei uns. Und ich glaube, das ist das Geheimnis unseres Duos, dass wir Kraft und Witze aus dem Leben schöpfen.
Macht euch das zu Feministinnen?
Ich glaube, jeder Mensch, der die Meinung vertritt, dass alle Menschen dieser Erde die gleiche Rechte haben sollten, ist ein Feminist. Und da sollten wir mit gutem Beispiel in der Öffentlichkeit vorangehen. Als Frau auf der Bühne dafür kämpfen, dass wir das gleiche sagen können und auch das gleiche verdienen - das ist grundfeministisch. Wir sind beide von zwei sehr starken Frauen erzogen worden - da haben wir gut was mitbekommen.
Gefühlt ist jeder zweite Mann ein Komiker, viele von ihnen stehen auch auf Bühnen. Warum sind Frauen dort noch immer unterrepräsentiert?
Wir haben extra eine homepage mit tollen Bühnenfrauen angelegt, sisters-of-comedy-nachgelacht.de, da sind Namen von Frauen drauf, die wir in der Humorbranche sammeln. Vor einigen Jahren war es noch sehr schwer für Frauen, dort nach vorne zu kommen. Nicht als Beiwerk, sondern als reelle Akteurin. Männer haben da einen großen Vorsprung. Ich glaube, dass Frauen jetzt aufholen und mit Verzögerung genauso viel Erfolg und Kohle machen wie Mario Barth, Dieter Nuhr oder Eckart von Hirschhausen. Es kommen viele, die Bock haben, kreativ und authentisch sind. Da sind aber auch die Medien gefragt, diesen Frauen Raum zu geben - und sie auch scheitern zu lassen, wie auch Männer auf der Bühne oder late night gescheitert sind.
Seht ihr euch als Role-Models?
Wir kriegen viele Rückmeldungen von jungen Frauen, die singen sogar unsere Songs bei Aufnahmeprüfungen. Wenn wir gefragt werden, versuchen wir zu unterstützen. Bislang aber haben wir ein Alleinstellungsmerkmal als weibliches, singendes Comedy-Duo. Zum Glück! Denn dann werden wir noch nicht mit den knackigen jungen Dingern verglichen.
Über welche Bühnenfrauen können Sie lachen?
Natürlich über Anke Engelke, Martina Hill, Maren Kroymann.
Bitte geben Sie uns Tipps: Auf welche Nachwuchs-Comedy-Frauen stehen Sie?
Freddi Gralle, Filiz Tazdan, Helene Bockhorst, Kristina Bogansky, Erika Ratcliffe - um nur ein paar zu nennen.
Am Samstag also Münnerstadt. Schon mal davon gehört?
Äh... Nein.
Was erwartet die Menschen dort?
Auf jeden Fall sehr gute Witze, viel Energie und richtig gute Musik in unserem Programm "Sexuelle Belustigung", dazu eine Prise Spontanität und Albernheit - das ist Suchtpotenzial.
Für das Konzert am Samstag, 21. Masi 2022 gibt es noch Karten an der Abendkasse oder in der Touristen-Info im Deutschordensschloss.