Blechlawinen rollen durchs Dorf

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Besonders die vielen Lkw, die täglich durch den Ort fahren, bereiten den Nüdlingern Kopfschmerzen. Foto: Robert Huger
Besonders die vielen Lkw, die täglich durch den Ort fahren, bereiten den Nüdlingern Kopfschmerzen.  Foto: Robert Huger

In Nüdlingen ist seit langer Zeit eine Ortsumgehung im Gespräch. Vor allem der Lärm ist für die Anwohner ein großes Problem. Nun soll eine Bürgerinitiative gegründet werden.

Ein Lkw nach dem anderen knattert durch den Ort. Dazu scheppern die Gullideckel. Wer aus einer Seitenstraße einfahren will, braucht meist Geduld. Die Verkehrssituation in Nüdlingen bereitet vielen Anwohnern Sorgen. "Die Anhänger klappern irre laut", sagt Anita Haub (Bürgerblock Nüdlingen). Die Gemeinderätin wohnt unmittelbar an der Hauptstraße.
Laut neuester Zählung fahren täglich 10 800 Fahrzeuge durch den Ort.
Davon sind 520 Fahrzeuge dem Schwerverkehr zuzuordnen - und die machen Krach. Vor allem, weil sich durch die Durchfahrt der Lkw die Gullideckel lockern. "Wenn wir Besuch haben, erschrecken sich die Leute immer", erzählt Haub. Der Lärm sei eine riesige Belastung. Schallschutzfenster machten die Geräuschkulisse zumindest im Winter erträglich. Doch nicht nur die Lautstärke, auch die Verkehrssicherheit ist ein Problem. "Es gab schon mehrere Unfälle", sagt die Gemeinderätin.

Gefahr für Fußgänger

Vor allem vor der Metzgerei gehe es ziemlich eng zu. Manche Autofahrer würden über den Bordstein fahren. "Da muss man aufpassen, dass man nicht direkt vor der Türe überfahren wird", betont Anita Haub, "das ist Wahnsinn". Viele würden zudem schneller fahren als die erlaubten 50 km/h.
Manche Fußgänger bringen sich aber selbst in Gefahr: "Viele neigen dazu, den Ampelschalter nicht zu drücken und einfach so über die Straße zu gehen", konstartiert Haub. Vermutlich, weil sie den Verkehrsfluss nicht stören wollen. Ein weiterer Risikofaktor sind die Ausparkmanöver vor den Geschäften und Banken. Die wenigen Parkmöglichkeiten beeinträchtigen wiederum den Verkehrsfluss. Wer morgens zur Arbeit will, muss oft mehrere Minuten warten, bevor er auf die Hauptstraße einfahren kann. So dicht gedrängt, zieht sich der Verkehr durch Nüdlingen.

Bürgerinitiative geplant

Bereits seit Jahrzehnten sorgen der Verkehr und eine mögliche Ortsumgehung für Gesprächsstoff. Doch nun soll auch etwas passieren. Deshalb geht Christian Höfler (Bürgerblock Nüdlingen) voran, um eine Bürgerini tiative (BI) zu gründen. "Das Thema wurde bisher immer halbherzig aufgekocht", sagt er, "einer muss es jetzt mal in die Hand nehmen". Erstes Ziel sei eine Informationsveranstaltung mit Vertretern des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt, bei der die Bürger über die Möglichkeiten einer Ortsumgehung oder etwaigen anderen Maßnahmen aufgeklärt werden. Diese soll in einigen Wochen stattfinden.

Sicherheit

Das Ergebnis soll am Ende die Wiederaufnahme von Nüdlingen in den erhöhten Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2015 sein. Höfler sieht neben der Lärmbelästigung vor allem die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer in Gefahr. "Man muss sich wundern, dass schon lange nichts mehr passiert ist", sagt er. Das Hauptproblem sei die Anzahl der Fahrzeuge. Die ließe sich nur mit einer Ortsumgehung oder einem Verbot für den Schwerlastverkehr reduzieren.
Die Lautstärke könne eventuell mit einem Flüsterasphalt, also einem lärmmindernden Straßenbelag, oder einer Tempo-30-Zone verringert werden. Es sei jedoch unklar, was möglich sei. "Es wurde lange herumgeeiert", merkt Höfler an. Er betont: "Wir wollen jetzt mal Fakten."
Im Staatlichen Bauamt Schweinfurt wird derzeit nur eine Lösung in Betracht gezogen. "Wenn man etwas Vernünftiges machen wollte, ist das in der Regel immer die Umgehung", sagt Matthias Wacker, zuständig für den Landkreis Bad Kissingen. Das sei jedoch auch nicht einfach. Im Außenbereich befänden sich schließlich Neubaugebiete, die im Falle einer Ortsumgehung womöglich mehr belastet würden.

Plan 2015 abschließen

Einer 30er Zone zwecks Lärmreduzierung sieht Wacker skeptisch entgegen: "Das ist äußerst selten und mit hohen rechtlichen Hürden verbunden", betont er. So müssten bestimmte Werte an Schadstoff- und Lärmemission erreicht werden. Ein Flüsterasphalt könne das Lärmproblem auch nicht unbedingt beheben. "Es wird insgesamt leiser, aber es kann sein, dass man dann die Kanaldeckel besser hört", sagt Wacker. Die nachhaltigste Lösung sei die Ortsumgehung. Die ist im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen - im weiteren Bedarf. Der Plan soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. "Wir warten die Ergebnisse ab", verweist Matthias Wacker auf die Zukunft.