Bits und Bytes im Bunker in Bad Kissingen

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Die Server im Rathaus entsprechen nicht mehr den Anforderungen, sagt EDV-Spezialist Stefan Hahn. Die Stadt lagert ihre Daten deshalb zum Landratsamt aus. Foto: Benedikt Borst
Die Server im Rathaus entsprechen nicht mehr den Anforderungen, sagt EDV-Spezialist Stefan Hahn. Die Stadt lagert ihre Daten deshalb zum Landratsamt aus. Foto: Benedikt Borst

Der Serverraum im Rathaus ist veraltet. Eine Renovierung ist für die Stadt Bad Kissingen teurer, als ihn auszulagern und 600 Meter Glasfaserkabel zum Landratsamt zu verlegen.

Die Stadt lagert ihr Gedächtnis aus: Baupläne, Flurkarten, Steuerregister, Meldeverzeichnisse, Eintragungen aus dem Standesamt, Personallisten. Sämtliche Daten, die bei der Kommunalverwaltung anfallen, werden in Zukunft im Landratsamt gespeichert. Was die Datenmengen angeht, ist das ein gewaltiger Umzug. Trotzdem wird er unauffällig in einer Wochenendaktion erledigt. Es müssen keine Kisten und Kartons gepackt, keine Regale zerlegt und Schränke aufgebaut werden.
200 Kilogramm Computerhardware - Festplatten und Serverterminals - werden in der EDV-Abteilung der Stadt abgestöpselt und im neuen Serverraum des Landratsamtes wieder angeschlossen.

Stefan Hahn verantwortet den Umzug von städtischer Seite. "Der wichtigste Aspekt ist die Erhöhung der Sicherheit für unser Rechenzentrum." Der EDV Abteilungsleiter erklärt, dass der städtische Serverraum nicht mehr den erforderlichen Standards entspricht. "Wir müssten ihn entsprechend absichern", sagt Hahn. Eine neue Klimaanlage wäre anzuschaffen, ebenso wie eine Brandschutz- und Löschanlage sowie eine aktuelle Firewall. Der Umbau wäre im denkmalgeschützten Rathaus eine Herausforderung. "Hier ist die Umrüstung schlecht möglich, das wäre sehr teuer", erläutert der Herr über die städtischen Bits und Bytes. Allein eine neue Klimaanlage würde rund 30 000 Euro kosten.

Computer im Atombunker

Auch das Landratsamt war gezwungen, zu investieren. "Eine umfassende Sicherheitsanalyse kam zum Ergebnis, dass der bestehende Serverraum nicht die neuen Anforderungen an ein sicheres Rechenzentrum erfüllte", sagt Pressesprecher Stefan Seufert. Für 203 000 Euro wurde der ehemalige Atombunker des Gebäudes vergangenes Jahr umgebaut und im Dezember im Betrieb genommen, im Frühjahr kommt die städtische Technik.
Die Stadt hat beschlossen, die teure Infrastruktur im Landratsamt mit zu benutzen. Das sei sicherer und günstiger, als das eigene Rechenzentrum zu ertüchtigen. "Wir lagern 80 Prozent unserer IT aus. Nur ein Back-Up-System (zur Datensicherung, Anm. d. Red.) lassen wir hier", schildert Hahn.

Eine 600 Meter langes Glasfaserkabel verbindet Rathaus und Landratsamt. Hahn: "Das Kabel wurde im Zuge der Kanalsanierung Von-Hessing-Straße gleich mit verlegt." Die Leitung überträgt eine Datenmenge von zehn Gigabyte - die Hälfte eines hochauflösenden Videofilms - in einer Sekunde. "Mittelfristig wird noch eine zweite Leitung zur Absicherung eingezogen", sagt Hahn.

180 Computer sind anzuschließen

Die Stadt investiert 100 000 Euro in die technische Infrastruktur. Der Großteil wird für die Beteiligung an dem neuen Serverraum und die Glasfaserleitung benötigt. "Außerdem muss Netzwerkhardware neu angeschafft werden, damit die Leitung ausgenutzt werden kann", erklärt Hahn. Sprich: Die Stadt braucht neue Router und Netzwerkverteiler, die die 180 Arbeitsplätze ans System anschließen. Die Mitarbeiter sollen beim Arbeiten nicht merken, dass die Server im Atombunker stehen.

Bits und Bytes bei der Stadt Bad Kissingen


Datenflut
Im EDV-System der Stadt Bad Kissingen sind derzeit insgesamt fünf Terabyte Daten gespeichert. Das sind umgerechnet 200 hochauflösende Filme auf Blue Ray-DVDs. Man bräuchte 7143 Musik-CDs, um alle Informationen darauf zu sichern. Jeden Monat fallen bei der Stadt 160 Gigabyte neue Daten an.

EDV-System Die Stadt verfügt über annähernd 180 Computer-Arbeitsplätze mit Internetzugang, plus zehn Übungs-PCs im Schulungsraum. An die Telefonanlage sind 200 Apparate angeschlossen.

Kosten Der Neubau für den Serverraum am Landratsamt kostet 203 000 Euro. Die Stadt Bad Kissingen beteiligt sich mit 50 000 Euro daran. Die Stadt zahlt außerdem 30 000 Euro für das Verlegen der Glasfaserleitung und 20 000 Euro für neue Netzwerkkomponenten. Insgesamt investiert die Kommune 100 000 Euro.