Die städtische Einrichtung ist 70 Jahre alt, ist aber längst nicht in die Jahre gekommen. Im Gegenteil: Mit neuen Ansätzen erfährt die Stadtbücherei große Wertschätzung.
"Lesen bedeutet für mich immer noch ein Glücksgefühl und ist das schönste Freizeitvergnügen", sagt Hilla Schütze. Sie ist "Gastrednerin", als in der Stadtbücherei das 70-jährige Bestehen derselben gefeiert wird. Unter dem Motto "Jetzt meldet sich die Leserin" gab sie einen sehr persönlichen Rückblick auf die Geschichte der Einrichtung, ein Rückblick, der von den Fakten der übrigen Jubiläumsredner ergänzt wurde.
Begrüßt wurde die 70-köpfige Festgesellschaft durch Kulturreferent Peter Weidisch, der die Stadtbücherei nicht nur "im Hier und Jetzt" verortete und damit zeitlose Wertschätzung ausdrückte, sondern "mitten in der Stadt mit der Nähe zum Rathaus" hervorhob, dem Team der Stadtbücherei wurde mit Blumensträußen gedankt.
"Der Leser hat's gut: Er kann sich seine Schriftsteller aussuchen" - mit diesem Zitat von Kurt Tucholsky stellte Oberbürgermeister Kay Blankenburg diejenige Person in den Mittelpunkt, um die es eigentlich geht: den Leser - oder auf Neudeutsch "Mediennutzer". Was vor 70 Jahren mit einer Ausleihe begann - neudeutsch "Bildung to go" - hat sich mittlerweile zum kommunikativen Treffpunkt in der Stadt entwickelt.
Das ist mehr als nur ein Buch Und da passiert noch mehr, als dass man sich nur ein Buch abholt. Als Beispiel für den "kulturellen Dienstleister" nannte das Stadtoberhaupt die Erzählstunden von Heidi An driessens oder verschiedene Autorenlesungen - und dankte in diesem Zusammenhang dem engagierten Team um Gabriele Reichert. Gerade in Bezug auf Kinder nannte Blankenburg das Lesen als "die beste Schutzimpfung gegen die Verdummung, denn es lässt im Kopf den eigenen Film entstehen". Lesen ist also nicht nur eine Schlüsselqualifikation für die eigene Entwicklung, sondern auch Grundvoraussetzung für Fantasie, Kritikfähigkeit und Horizonterweiterung.
"Was wäre die Welt ohne Bücher?" - So lautete die rhetorische Frage von Ralph Deifel, er ist der Leiter der "Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen", und er gab gleich die Antwort: "Die Welt wäre ärmer!" Und damit verknüpfte er die Bedeutung der Büchereien für die kulturelle Bildung der Bevölkerung. Büchereien hätten in der Gesellschaft eine hohe Akzeptanz, sie sind mehr als nur "Buchausleihstellen" . Vielmehr seien sie ein Kommunikationsort und Teil eines Bildungsnetzes. Durch die Umbaumaßnahmen habe die Kissinger Stadtbücherei diese Funktion mehr als erfüllt, denn sie biete eine "gute Aufenthaltsqualität ohne Konsumzwang". Eingebunden sei sie in den Bibliotheks-Service Franken, und damit könne der Nutzer auf 250 000 Medien und 20 000 digitale Medien (für E-Books und Tablets) zugreifen - "ein Großstadtangebot", so Deifel. Von daher sei die Stadtbücherei zukunftssicher.
Ein persönlicher Blick Hilla Schütze rundete die öffentliche Wertschätzung für die Stadtbücherei mit einem sehr persönlichen Blick auf die sieben Jahrzehnte ab. Anhand ihrer Lese-Reise durch die Kissinger Stationen der Bücherei wurden die Räume im Alten Rathaus, im ehemaligen Liebeskind-Anwesen (Palais Erthal) und in der städtischen Mittelmühle (heutiger Standort) wieder lebendig.
Geschichte 1943 Eröffnung der Stadtbücherei. Nach Kriegsende hatte die "Städtische Volksbücherei" einen Bestand von wenigen 100 Büchern;
1953 Umzug in den ehemaligen Sitzungssaals im "Alten Rathaus"; offizielle Bezeichnung Stadtbücherei Bad Kis singen;
1956 Umzug in das ehemalige Arbeitsamt am Theaterplatz (jetzt Palais Erthal);
1969 Umzug in das jetzige Domizil (ehemals: Liebeskind-Anwesen bzw. Hartmannhaus);
1974 Einbau "Phonothek" mit 11 Hörplätzen, 4 Schallplattenspielern und 2 Tonbandgeräten
1991 Kinderabteilung im 2. Stock;
1999 "Bücherei goes online" (EDV-Erfassung und Internet);
2010 Barrierefreier Zugang, Umgestaltung Erdgeschoss.
Daten Gesamtfläche 405 Quadratmeter auf 3 Stockwerken; 1900 aktive Leser, 23 600 Medien; 60 000 Entleihungen
Wunsch Weiterer konzeptioneller Ausbau der 2. und 3. Etage mit barrierefreiem Zugang.