Seit 60 Jahren gibt es einen Bad Kissinger Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW). Mit einer Ausstellung machte er jetzt auf sich und seine Möglichkeiten aufmerksam.
Der 16-jährige Julius Erhard war sich sich sicher, dass es klappt: Mit dem Hydraulikspreizer kann man selbst rohe Eier greifen und sanft bewegen - wenn man es wie Julius in der THW-Jugendgruppe gelernt hat. Die "Großen", die Aktiven, arbeiten natürlich mit Helm, Brille und Handschuhen.
Dass Julius mit der Technik umgehen kann, bewies er bei einer Fahrzeug- und Leistungsschau des THW-Ortsverbands Bad Kissingen.
Das war der zweite Teil einer Veranstaltung anlässlich dessen 60-jährigen Bestehens. Fahrzeuge, Gerät und Ausrüstung präsentierten sich auf dem Marktplatz. Bamberger Kollegen hatten ein Großfahrzeug entsandt.
Ortsbeauftragter Helmut Rink ist 1964 durch diverse Spezialausbildungen zum THW gekommen. Er sagte, dass man eigentlich erst ab 1968 zwischen Wehr- und Zivildienst beim THW entscheiden konnte.
"Von diesem (Personal-)Stamm konnten wir gut leben." Immerhin seien so jährlich sechs bis acht "Neue" hinzugekommen. Die Hälfte sei geblieben, nachdem sie ihre Zeit abgedient hatten.
"Wir sind technisch gut aufgestellt" Inzwischen sei der Ortsverband technisch sehr gut aufgestellt.
Neben der STAN-Ausrüstung mit sechs Großfahrzeugen hat die "Ortsvereinigung der Helfer und Förderer des THW Bad Kissingen" einen Pkw als Einsatzleitfahrzeug angeschafft. Der Landkreis stelle seinen Notstromanhänger in der THW-Unterkunft in Rottershausen ein - im Bedarfsfall bedienen ihn auch die THWler.
Wie alle Einheiten des THW sei die Bad Kissinger "modular aufgebaut", sagte Rink. Das bedeute, jedem Ortsverband werden Aufgabenbereiche zugeschrieben.
So habe jeder zur identischen Grundausstattung sein "Fachgebiet". In Bad Kissingen seien das zwei Bergungsgruppen und die Fachgruppe Infrastrukur. So könnten die Bergungsgruppen mit ihren Spezialwerkzeugen, zu denen Betonsägen wie Hydraulikspreitzer und Hebekissen und Pressen bis 40 Tonnen gehören, nach Großschadenslagen in eingestürzte Gebäude vordringen, um Menschen zu retten.
Die Gruppe "Infrastrukur" könne Ver- und Entsorgungsleitungen für Gas-, Wasser- und Strom wieder herstellen oder auch bei Großbränden unterbinden. Das Material der drei Fachgruppen sei in Boxen auf den Fahrzeugen verladen, so dass diese auch universell genutzt werden können.
Einsätze des THW seien meist Unterstützungsarbeiten beim Rakoczy-Fest und, immer häufiger, witterungsbedingte Hilfen bei Schnee und Hochwasser.
Vieles ist planbar Immer wieder müssten liegen gebliebene Lkw abgeschleppt werden, wenn es auf den Autobahnen kein Weiterkommen und kein Durchkommen für Schneeräumfahrzeuge gebe. Bei den Hochwasserkatastrophen 2002 und 2003 waren die Bad Kissinger in Dessau und in Freising im Einsatz.
Und "wenn die Urlauber die Republik auf dem Weg in den Süden queren und hier vorbeikommen, stehen wir mit zwei Fahrzeugen an der Autobahnmeisterei in Werneck, um Teile der Autobahn 7 wie auch der Autobahn 71 abzudecken.Denn im Gegensatz zum Roten Kreuz und zu den Feuerwehren lassen sich unsere Einsätze zumindest zeitlich im Voraus planen", sagte Manfred Rink.
Geschichte Das technische Hilfswerk wurde 1950 durch den späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann ins Leben gerufen. Es hatte nach seinem ersten Auslandseinsatz 1953 bei einer verheerenden Sturmflut in den Niederlanden einen sprunghaften Anstieg.
Gründung 1953 gründet sich in Bad Kissingen unter dem Technischen Oberamtsrat Fritz Engmann ein Ortsverband.
Robert Kreitmair und Anton Schick leiteten wie der erste Ortsbeauftrage Engmann den Verband jeweils über zehn Jahre. Seit 1986 steht Helmut Rink an der Spitze des Ortsverbandes mit 120 eingetragenen und 37 aktiven Helfern. Er hat zwei Bergungsgruppen und eine Fachgruppe Infrastruktur. 1995 wurde die Jugendgruppe gegründet. Sie ist das "Becken", aus dem das THW seine Mitglieder schöpft.